Hamburg. Der Hamburger Komponist Martin Lingnau hat mit 36 Schlagern „Das ist Wahnsinn“ geschrieben. Am 30.1. ist Premiere im Mehr! Theater.

Lockenkopf, Schnauzer, Freundschaftsbändchen – so wurde Wolfgang Petry in den 80er- und 90er-Jahren bekannt. Und natürlich dank seiner Hits „Wahnsinn“ (1983) und „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“ (1992). Der Schlagersänger und Songschreiber, 1951 als Franz Hubert Wolfgang Remling in Köln-Raderthal geboren, hat nach eigenen Angaben bis heute etwa 18 Millionen Tonträger verkauft.

Als Martin Lingnau von Dieter Semmelmann, dem Chef des im gesamten deutschsprachigen Raum tätigen Veranstalters Semmel Concerts, angerufen und gefragt wurde, ob er für ihn dazu ein Musical schreiben und entwickeln könne, „habe ich zuerst schräg geguckt“, erzählt der studierte Hamburger Komponist. Indes hatte Lingnau für das Schmidts Tivoli da schon Musical-Erfolge über einen Imbiss („Heiße Ecke“) oder für das Schmidt über eine abgebrannte Familie aus St. Pauli („Die Königs vom Kiez“) geschrieben. Dazu 2014 für das Stage Theater an der Elbe „Das Wunder von Bern“. Und so sagte Lingnau „mit Volldampf“ zu und arrangierte gleich 36 Lieder von Wolfgang Petry neu. Die sogenannte Weltpremiere von „Das ist Wahnsinn“ fand vor einem Jahr in Duisburg statt, am 30. Januar folgt nun die Hamburg-Premiere im Mehr! Theater am Großmarkt.

Herr Lingnau, Sie haben 2016 für das Schmidt Theater mit „Cindy Reller“ bereits das erste deutsche Schlager-Musical geschrieben, nun eines mit den Liedern Wolfgang Petrys. Bluten Ihnen da nicht manchmal die Ohren ...?

Martin Lingnau: Ich höre gern Prokof­jew und komponiere für Mary Roos. Schlager oder Klassik, das ist völlig egal. Es war eine wundervolle Aufgabe, mit Heiko Wohlgemuth „Wahnsinn“ zu schreiben – ich bin Petry-Fan geworden.

Die Petry-Songs waren alle schon da. Brauchten Sie als Arrangeur nicht nur eine Story drumherumzustricken?

Lingnau: Es war eine Mammut-Aufgabe, aus Petrys riesigem Fundus die richtigen Songs zusammenzustellen und die Story so zu gestalten, dass es so wirkt, als ob die Songs fürs Musical geschrieben wurden und nicht umgekehrt. Und die Erwartungshaltung der Fans war so riesig, dass wir schon ein wenig aufgeregt waren. Da hatten wir einen wahren Schatz in den Händen. Wolfgang hat uns stets ermutigt, noch frecher und ironischer zu sein. Die Geschichte von vier Paaren, die alle durch ihre persönliche Hölle gehen müssen, um am Ende zu erkennen, was wirklich wichtig ist, kam zum Glück hervorragend an.

Der studierte Komponist Martin Lingnau (47) ist seit 1994 auch Musikalischer Leiter der Schmidt-Bühnen.
Der studierte Komponist Martin Lingnau (47) ist seit 1994 auch Musikalischer Leiter der Schmidt-Bühnen. © picture alliance

Ihr Regisseur Gil Mehmert hat sonst eher ein Faible für klassische Musik ...

Lingnau: Gils Vorliebe ist eigentlich der Jazz. Aber inzwischen ist auch er Wolfgang Petry und seinem hemdsärmeligen Charme erlegen.

Hat sich bei der Arbeit ein Lieblingssong herauskristallisiert?

Lingnau: Das wechselt täglich. Neben den großen Hits wie „Weiß der Geier“ und „Der Himmel brennt“ sind es auch eher ­unbekanntere Songs wie „Jeder Freund ist auch ein Mann“ und „Ich geh mit Dir“, mit denen ich morgens aufwache und die den ganzen Tag im Ohr kleben bleiben.

Aber macht Ihnen Ihre Frau bei dem ganzen „Wahnsinn“ zu Hause nicht schon die „Hölle, Hölle, Hölle“ heiß?

Lingnau: Zu Hause bestimmt unser zweijähriger Sohn gerade die Playlist. In der Dauer-Rotation sind Rolf Zuckowskis „Osterhasenmalerwerkstatt“ und Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Also auch hier keine Grenzen zwischen E und U.

„Das ist Wahnsinn“ Voraufführung Di 29.1., 18.30, Premiere Mi 30.1., jew. 18,30, dann Do 31.1., 20.00, bis 10.2., Mehr! Theater am Großmarkt! (S Hammerbrook, Bus 3), Banksstr. 28, Karten zu 32,90 bis 87,90 auch in der HA-Geschäftsstelle, Gr. Burstah 18–32, T. 30 30 98 98;; www.mehr-theater.de