Hamburg. Der Film über den Unternehmer, der mehr als 1100 Juden rettete, sorgte für Diskussionen. In welchen Hamburger Kinos er zu sehen ist.
Vor 25 Jahren kam Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ in die deutschen Kinos und wurde auch hier für den Regisseur zum großen Erfolg. Am kommenden Sonntag, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, kehrt das Drama nach einem Vierteljahrhundert für einen Tag zurück auf die große Leinwand. 416 Kinos, darunter neun in Hamburg, zeigen dann bundesweit den Film, den 1994 rund sechs Millionen deutsche Zuschauer sahen. Für die Wiederaufführung wurde er optisch und akustisch aufwendig überarbeitet.
Spielberg erzählt vom Unternehmer Oskar Schindler (Liam Neeson), eigentlich ein Opportunist und Lebemann, der nach Krakau kommt, um eine alte Emaille-Fabrik zu übernehmen. Dort sind auch jüdische Zwangsarbeiter beschäftigt. Es erregt Schindlers Abscheu, wie brutal die Nazis mit ihnen umgehen, und weckt in ihm einen Idealismus, den man ihm nicht zugetraut hätte. Mit List und Tücke, auch mit Geld, versucht er Menschen vor dem Abtransport nach Auschwitz zu bewahren. Schindler rettete schließlich mehr als 1100 Juden das Leben.
Wichtige Arbeit für Spielberg
Für Spielberg, der bis dahin als Filmemacher für actiongeladene Werke wie „Der weiße Hai“, „Jurassic Park“ und „E.T.“ galt, war es eine enorm wichtige Arbeit. Mit „Schindlers Liste“ bekam sein Werk eine zusätzliche moralische Dimension. Sieben Oscars gewann der Film, den der Regisseur zuerst gar nicht übernehmen wollte, weil sich der Sohn jüdischer Eltern dem Stoff emotional nicht gewachsen fühlte. Danach lehnten Roman Polanski, Billy Wilder und auch Martin Scorsese die Regie ab, und Bruno Ganz wollte nicht die Hauptrolle spielen. Schließlich übernahm Spielberg, der orthodox erzogen wurde und erfuhr, dass Mitglieder seiner Familie in Vernichtungslagern ermordet wurden, doch die Inszenierung des Dreieinhalbstundendramas. „Das jüdische Leben floss zurück in mein Herz“, erinnerte er sich später. Er verzichtete auf eine Gage.
Der Film sorgte damals in Deutschland für viele Diskussionen. Claude Lanzmann, der den Dokumentarfilm „Shoah“ gedreht hatte, kritisierte die Arbeit seines Kollegen als „kitschiges Melodram“. Spielberg erkannte, wie wichtig es ist, den Opfern eine Stimme zu geben und gründete 1994 die Shoah Foundation, die Berichte von 50.000 Holocaust-Überlebenden aufzeichnete und sammelte. „Schindlers Liste“ ist unterdessen nicht nur als Zeitdokument wichtig, sondern auch als Mahnung in einer Situation, in der es im Alltag wieder antisemitische Äußerungen gibt. Für viel Wirbel sorgte ein Kino im Westerwald, das zunächst AfD-Mitgliedern kostenlosen Eintritt gewähren wollte. Damit schaffte es das Kino bis in die „New York Times“. Nach Protesten aus der AfD hat das Kino sein Angebot erweitert. Nun darf dort jeder kostenlos „Schindlers Liste“ sehen.
Weltgewissen gegen die Gewalt
In „Der Soldat James Ryan“ setzte Spielberg sich später noch einmal mit dem Zweiten Weltkrieg auseinander. In einem „Spiegel“-Interview sagte der Regisseur 1994: „Für uns Nachgeborene stellte der Holocaust eine Art Angebot für eine Umkehr dar. Doch dieses Angebot haben die Menschen bis heute nicht angenommen.“ Gelernt hätten die Menschen nichts: „Jedenfalls nicht genug, um ein stärkeres Weltgewissen gegen die Gewalt entwickelt zu haben.“