Hamburg. Die 76 Jahre alte Verlegerin wird ihre Anteile an dem Medienhaus Axel Springer in eine gemeinnützige Gesellschaft geben.

Anfang 2016 war die Aufregung im Medienhaus Axel Springer („Bild“, „Welt“) groß. Die Verlegerin Friede Springer wollte ihren Nachlass regeln. Dabei ging ihr auch die Rechtsanwältin Karin Arnold zur Hand, die schon seit vielen Jahren ihre Vertraute und stellvertretende Vorsitzende der gemeinnützigen Friede Springer Stiftung ist. Arnold schlug vor, die Verlegerin möge ihre Anteile ebenfalls in eine Stiftung geben, deren Vorsitz die Anwältin selbst übernehmen wollte.

Im Management des Verlags fand man diese Idee nicht so gut. Manche sprachen hinter vorgehaltener Hand gar von einem Putsch, den Arnold geplant hätte. Friede Springer selbst stellte später klar, dass ihr die Idee ihrer Vertrauten ebenfalls nicht gefallen habe. Im März 2016 kündigte sie an, ihren Nachlass anderweitig zu regeln. Dazu brauche sie „keine zwei Jahre“.

Es hat dann doch etwas länger gedauert. Aber wie es im unmittelbaren Umfeld der 76-Jährigen heißt, hat sie ihr Erbe nun geregelt: Sie wird ihre Anteile in Kürze in eine noch zu gründende gemeinnützige Gesellschaft geben. Als Vorbild dient offenbar die Gesellschaft, in die einst die schwäbische Industriellenfamilie Bosch ihre Anteile einbrachte. Eines Tages soll diese Gesellschaft mit den Dividenden der Axel Springer SE die wohltätigen Stiftungen der Verlegerin finanzieren.

Axel Sven Springer stockte seine Anteile auf

Da Friede Springer den Löwenanteil ihrer Beteiligung an dem Medienhaus aber nicht direkt, sondern über die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik hält, dauerte alles etwas länger. An dieser Gesellschaft, der bislang 47,3 Prozent der Axel Springer SE gehörten, waren bisher auch die Enkel des Verlagsgründers, Axel Sven und Ariane mit jeweils fünf Prozent beteiligt. Durchgerechnet hielten sie jeweils 2,36 Prozent des Medienhauses.

Um ihre Anteile in die geplante gemeinnützige Firma geben zu können, musste die Verlegerin zuvor noch Axel Sven und Ariane dazu bewegen, die Gesellschaft für Publizistik zu verlassen. Ariane Springer hatte damit offenbar kein Problem. Sie hält nun direkt 2,36 Prozent der Axel Springer SE. Axel Sven Springer gelang es auf wundersame Weise, seinen Anteil am Medienhaus um fünf Prozent auf 7,36 Prozent zu erhöhen. Die Anteile erhielt er von Friede Springer. Unklar ist, ob er sie zum Vorzugspreis bekam oder ob es sich gar um eine Schenkung handelt. Nicht klären lässt sich auch die Frage, ob Axel Sven Springer sich ohne eine Aufstockung seiner Beteiligung geweigert hätte, die Gesellschaft für Publizistik zu verlassen. Er war für eine Stellungnahme ebenso wenig zu erreichen wie Ariane oder Friede Springer.

Die Verlegerin hält nun insgesamt 44,48 Prozent der Axel Springer SE, die in die noch zu gründende Firma einfließen werden. Im Medienhaus glaubt man, dass diese eines Tages von Mathias Döpfner, dem Vorstandsvorsitzenden des Verlagshauses, geleitet werden könnte. Ihm selbst gehören 2,8 Prozent der Axel Springer SE. Von Karin Arnold spricht einstweilen keiner mehr.