Ein Gutschein für einen Tangokursus und ganz besondere Grüße aus Israel: Friede Springer feiert ihren 70. Geburtstag mit 200 Gästen in Berlin
Berlin. "Mein Herz gehört dem Verlag, ich hänge an diesem Haus." Sichtlich bewegt nahm Friede Springer gestern in Berlin die Glückwünsche zu ihrem 70. Geburtstag entgegen. Zu dem Empfang im Journalistenclub in der 19. Etage des Verlagshauses kamen neben Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu schickte eine Videobotschaft und verband seine Gratulation mit seinem Dank. Er nannte Friede Springer eine unerschütterliche Freundin des jüdischen Volkes und des jüdischen Staates. Friede Springer habe die Arbeit ihres 1985 verstorbenen Manns, des Verlegers Axel Springer, fortgesetzt und "sein bedeutendes und geschätztes Erbe fortgeführt". Die Menschen in Israel seien ihr zutiefst dankbar für alles, was sie getan habe, um die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zu stärken. Netanjahu sagte, jeder, dem an der Freiheit liege, müsse Israel unterstützen, "denn Europa beginnt genau hier, in Israel. In Israel sind die Werte geschützt, die wir teilen, in Israel wird unsere gemeinsame Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden und Freiheit genährt." Das zu sagen gelte in bestimmten politischen Kreisen vielleicht als politisch inkorrekt, aber dennoch sei es die Wahrheit. Und wenn es eine Sache gebe, für die der Name Springer stehe, so Netanjahu weiter, dann sei es der Mut, die Wahrheit zu sagen: "Deshalb, Friede, im Namen aller Bürger Israels möchte ich dir alles Gute zum Geburtstag wünschen. Und ich wünsche dir noch viele, viele Jahre den Mut, mit Stolz die Wahrheit zu verteidigen."
+++ Bühnenreif: 100 Jahre Axel Springer +++
Giuseppe Vita, der Aufsichtsratsvorsitzende der Axel Springer AG, sagte vor den 200 geladenen Gästen, Friede Springer sei seit dem Tod ihres Mannes die Garantin für die Unabhängigkeit des Unternehmens. "Du hast das Werk von Axel Springer erfolgreich fortgeführt, und wir bewundern dich dafür, mit welcher Konsequenz und Ausdauer du das getan hast und immer noch tust." Mit Blick auf die von Friede Springer gehaltene Aktienmehrheit erklärte Vita, Unternehmenserfolge könnten langfristig nur durch starke Aktionärsmehrheiten gesichert werden, und wenn Axel Springer vor seinem Tod gesagt habe: "Friede, du machst das schon!", dann habe er recht behalten. "Du hast es nicht nur gemacht", stellte Vita herzlich fest, "du hast es gut macht." Vita zitierte launig aus dem Brief, den Altbundeskanzler Helmut Kohl an Friede Springer geschrieben hatte: "Er hat geschrieben, du wärst unterschätzt worden - ich muss sagen: Nicht von mir!" Vita rühmte Friede Springer für ihre Menschenkenntnis und für ihre Bodenständigkeit. "Du bist", sagte er, "ein toller Reisekamerad - nicht anstrengend und immer pünktlich!" Als er dann noch anfügte, er könne aus eigener Erfahrung berichten, dass "auch die Jahre nach 70" durchaus interessant seien, sorgte das für zusätzliche Heiterkeit.
Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner überreichte Friede Springer mit den Worten "It takes two to tango - I am your partner" einen Gutschein für einen Tangokursus, die meisten anderen kamen "nur" mit Blumen, denn Friede Springer, die sich in mehreren Stiftungen engagiert, hatte anstelle von Geschenken um Spenden für die 1978 von Axel Springer gegründete "Bild"-Aktion "Ein Herz für Kinder" gebeten.
Die Gästeliste war ein erlesenes Who's who der Berliner Republik: Neben Ex-Innenminister Otto Schily und Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher fanden sich viele Botschafter und Medienleute ein, aber auch Prominente wie Frank Elstner, Georg Friedrich von Preußen, Kabarettist Eckart von Hirschhausen, Modedesignerin Anna von Griesheim und Filmproduzent Arthur Cohn. Gratulanten aus Hamburg waren unter anderen Gruner+Jahr-Chef Bernd Buchholz, Hapag-Lloyd-Vorstandsvorsitzender Michael Behrendt, Ex-Springer-Chef Peter Tamm und der ehemalige Springer-Aufsichtsratsvorsitzende Bernhard Servatius.
Friede Springer sagte "Danke für Hilfe, Beistand und Treue". Sie fügte hinzu, sie brauche die Herausforderungen, und sie fühle sich gut: "Danke, liebe Freunde, für dieses Fest!"