Hamburg. Das Orchester geht Ende Oktober auf große Asien-Tournee. Das Konzert war dafür eine Art Generalprobe – und nicht immer gelungen.

Nur zwei Wochen nach der 8. Sinfonie von Bruckner mit dem Ex-Chefdirigenten, dessen Assistent er einmal war, die 7. von Bruckner zu dirigieren – dieses Timing hat schon was. Für Alan Gilbert, den designierten Chefdirigenten des NDR Elbphilharmonie Orchesters, war der Termin am Donnerstag deswegen ein wenig mehr als klassischer Spielzeit-Normalbetrieb. Die Messlatte, durch Christoph von Dohnányi hinterlassen, hing durchaus hoch. Andererseits war der Abend auch eine Art Generalprobe mit Publikum, denn die Kombination von Bruckner mit dem 4. Beethoven-Klavierkonzert ist im Reisegepäck des Orchesters, das mit dem Neuen Ende Oktober auf große Asien-Tournee geht. Da darf hier also schon noch etwas gefeilt werden, damit es dort sitzt und passt und funkelt.

Gelungen ist das nicht immer. Für das Beethoven-Konzert hatte Gilbert einen Stamm-Virtuosen aus seiner Zeit bei den New Yorker Philharmonikern neben sich am Flügel, den hierzulande wenig bekannten Pianisten Inon Barnatan. Dessen Beethoven-Verständnis allerdings bestand in dem an sich so geistreich funkelnden G-Dur-Konzert vor allem daraus, es schon fast wie Chopin klingen lassen zu wollen: moussierende Läufe und gefühlige Tempodehnungen, durch die man getrost kleinere Klaviere schieben könnte. Die Revolte, der Kampf, das romantisierend Aufbrausende im Rahmen des klassischen Formempfindens – Fehlanzeige. Barnatan wollte eher überzuckern statt überzeugen. Kann man machen, hinterließ aber, weil es so dermaßen harmlos war, keinen nachhaltigen Eindruck.

Bei Bruckner verfolgte Gilbert ein anderes Konzept

Bei Bruckner wandelte sich das Konzept. Gilbert wollte, wie es sich gehört, den großen Atem, das große Panorama modellieren. Doch auch hier blieb es bei gut und gründlich gearbeiteten Szenenbildern, bei der Außenansicht auf eine rhapsodisch ausufernde Erzählung mit ihren Höhen, Tiefen und Abstürzen. Das letzte Quentchen Selbstsicherheit fehlte hin und wieder in den Hörnern, auch die Trompetenmotive im Scherzo standen nicht immmer wie eine Eins. Doch das waren letztlich nur Begleiterscheinungen einer künstlerischen Justierung, die für Gilbert mit diesem Orchester gerade erst begonnen hat. Man will etwas erreichen – und arbeitet nun daran.

Nächstes NDR-Konzert mit Alan Gilbert: So, 14. Oktober, 11 Uhr, Elbphilharmonie, Großer Saal. Auf dem Programm: Wagners „Lohengrin“-Vorspiel, das Adagio aus Mahlers 10. sowie die 1. Sinfonie von Brahms. Evtl. Restkarten an der Tageskasse. Das Konzert wird live auf NDR Kultur übertragen.