Hamburg. 43.000 Zuschauer sahen in zehn Tagen ausgezeichnete Filme in den Kinos der Stadt. Berührende Preis-Verleihung.
Mit der italienischen Groteske „Loro“ und der Preisverleihung ist am Sonnabend das Filmfest Hamburg beendet worden. Im Film von Paolo Sorrentino geht es um Macht, Sex und Politik. Nicht von ungefähr sieht der Hauptdarsteller aus wie Silvio Berlusconi. Der Regisseur Sorrentino spezialisiert sich allmählich auf italienische Ministerpräsidenten. In seinem Film „Il Divo“ ging es bereits um Giulio Andreotti und dessen Mafia-Verbindungen.
In der 26. Auflage konnte das Festival erneut einen leichten Zuschaueranstieg feststellen. Etwa 43.000 Besucher kamen seit dem 27. September in die Kinos. „Trotz oder gerade wegen der Herbstferien hatte das Hamburger Publikum Lust auf Kino, auf Filme aus aller Welt, auf Diskussionen und Austausch“, sagte Filmfest-Chef Albert Wiederspiel.
Am vorletzten Tag kam das dänische Team zur Deutschland-Premiere zum Filmfest, das für die Verfilmung der Adler-Olsen-Filme verantwortlich ist. Im vierten Fall „Verachtung“ von Kommissar Carl Mørck stand wieder Nikolaj Lie Kaas zusammen mit seinem schwedischen Kollegen Fares Fares vor der Kamera. In einer Wohnung in Kopenhagen werden drei mumifizierte Leichen entdeckt. Die Spuren reichen zurück bis in die 60er. „Der eigentliche Hauptdarsteller ist Fares“, sagt Kaas, der ungewohnt vollbärtig daherkam. Der Grund dafür ist seine aktuelle Rolle in der britischen Historienserie „Britannia“. „Einen Film mit Carl allein würde ich mir nicht ansehen. Er ist immer so mies drauf“, sagte Nikolaj Lie Kaas.
„Verachtung“ ist in Dänemark bereits ein großer Kino-Hit
In Dänemark sind die Filme aus dieser Reihe enorm populär. Vor wenigen Tagen war dort die Premiere. An einem einzigen Tag wurden dort 36.000 Kinokarten verkauft, eine enorme Zahl für das kleine Land. Teile des Films wurden in Norddeutschland gedreht. Kaas ist dabei zum Hamburg-Fan geworden. „Ganz ehrlich: Ich liebe diese Stadt.“ Die hier gedrehten Szenen wurden in die „dänische“ Handlung integriert. „So haben wir Kopenhagen noch nie gesehen“, haben einige Zuschauer zu Kaas gesagt. Für ihn war das Filmfest auch ein besonderes Ereignis, weil seine zwölf Jahre alte Tochter Gerda ebenfalls mit ihrem Film „Wildhexe“ im Programm vom Michel Kinder und Jugend Filmfest vertreten war. Es gab Anfragen für Doppel-Interviews, aber ihr Vater wollte das nicht. „Sie soll ihr eigenes Ding machen. Ich war viel aufgeregter als sie.“ Konnte er Ratschläge geben? „Ich habe ihr erklärt, nach welcher Methode ich meinen Text lerne, aber sie macht das total anders.“
Berührende Zeremonie
Und es wurden noch mehr Auszeichnungen verteilt, nachdem der Douglas-Sirk-Preis bereits am Donnerstag an den iranischen Filmemacher Jafar Panahi vergeben worden war. Seine Tochter Solmaz nahm in einer berührenden Zeremonie den Preis für ihren unter Hausarrest stehenden Vater entgegen. Der Preis der Filmkritik ging an das belgisch-französische Drama „Unsere Kämpfe“ von Guillaume Senez.
Den mit 5000 Euro dotierten Art Cinema Award bekam der Eröffnungsfilm „Gegen den Strom“ von Benedikt Erlingsson. So hoch dotiert war auch der NDR-Nachwuchspreis, den die Regisseure Andréa Bescond und Eric Métayer mit „Little Tickles“ gewinnen konnten. Mit dem Preis Politischer Film der Friedrich-Ebert-Stiftung wurde „On Her Shoulders“ von Alexandria Bombach ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Sichtwechsel Filmpreis geht an Philippe Faucon und „Amin“. Und mit dem Michel Filmpreis wurde „Supa Modo“ von Likarion Wainaina ausgezeichnet.