Hamburg. Entführung des Hamburger Millionärs wird als Theaterstück umgesetzt. Grundlage ist das Buch des Sohnes.

    Es sei „ein Versuchsballon“, so Kammerspiele-Intendant Axel Schneider, als er im Januar begann, auch noch den Logensaal zu bespielen. Zuvor hatte der 100-Plätze-Saal im Untergeschoss des Theaters an der Hartung­straße ein Jahr leer gestanden. Dass dem Projekt nicht die Luft ausgeht, liegt außer am Engagement aller Beteiligten und dem guten Zuspruch neuer und alter Besucher (Auslastung: 70 bis 110 Prozent) an Jürgen Hunke: Der Kammerspiele-Inhaber hat Schneider bis Mitte 2019 den Logensaal gratis überlassen.

    In dieser Spielzeit setzt Schneider auf die Wiederaufnahme von „Lebensraum“ (ab 17.10.) von Israel ­Arthur Horovitz, das im Logensaal deutsche Erstaufführung hatte. Zweites Theaterprojekt ist im Februar die Premiere eines Zweipersonenstücks: „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ basiert auf dem Buch, das Musiker Johann Scheerer über die Entführung seines Vaters Jan Philipp Reemtsma geschrieben hat. Reemtsma, Unterstützer von Schneider bei dessen Kempowski-Zyklus im Altonaer Theater, befürwortet das neue Projekt.

    Reemtsma-Sohn Scheerer war 13 Jahre alt, als sein Vater, der Hamburger Literaturwissenschaftler und Millionenerbe Jan Philipp Reemtsma, im Frühjahr 1996 entführt wurde. Das Ereignis veränderte sein Leben. Erst nach 33 Tagen voller Ungewissheit, Polizeipannen und gescheiterten Geldübergaben kam Reemtsma frei - gegen die Zahlung eines Lösegelds von 30 Millionen D-Mark.

    Bis auf das Kleinkinderstück „Pettersson, Findus und der Hahn“ (ab 2.12.) will sich Intendant Schneider nicht selbst Theaterkonkurrenz machen. Stattdessen soll am Dienstag die musikalische Reihe „Groovy ­Tuesday“ mit Schauspieler-Bands wie Boehmer (30.10.), Julian Sengelmann (27.11.) und Fürchtegott Zack (18.12.) fortgeführt werden, auch 2019.

    Programm: www.hamburger-kammerspiele.de