Hamburg. Eine Nacht der offenen Tür soll am Freitag mit freiem Eintritt locken. Besucher können typische Programme erleben.

Die Leuchtfassade am Klubhaus ist ein Hingucker. Sie glitzert und flimmert mit prächtigen Bildern und besitzt am Spielbudenplatz eine ähnliche Strahlkraft wie die gigantische Reklamewand am New Yorker Times Square. Touristen stehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und fotografieren die preisgekrönte Lichtinstallation, auf der Werbung, Programmhinweise und digitale Kunst zu sehen sind.

„Die wenigsten allerdings kommen herüber und gehen in das Klubhaus“, sagt Julia Staron. Sie betreibt das ­Kukuun im ersten Stock des fünfgeschossigen Gebäudes. Obwohl jeder Kiezgänger das Haus von außen kennt, hat sich noch nicht überall herumgesprochen, was es dort alles zu erleben gibt. Von „Schwellenangst“ sprechen Staron und auch Axel Strehlitz, der mit dem Sommersalon und dem Bahnhof Pauli zwei Clubs betreibt. Vor zwei Jahren wurde das Klubhaus beim Reeperbahn Festival 2015 in Betrieb genommen. Als „Bereicherung“ des Kiezes bezeichnet Strehlitz das Haus, doch er räumt ein, dass es eine „Herkulesarbeit“ gewesen sei, genügend Publikum in die sieben sehr unterschiedlichen Locations zu bekommen.

Nicht auf ein Genre festgelegt

Als „steinigen Weg“ beschreibt Staron die zurückliegenden zwei Jahre. „Wir haben versucht, uns über Reihen mit Klassik, Jazz und Livekonzerten ein Stammpublikum aufzubauen, denn von Laufkundschaft profitieren wir nicht. Da braucht man schon einen langen Atem“, sagt die Club-Betreiberin. Von ähnlichen Schwierigkeiten berichtet auch Detlef Schwarte, dessen Firma Inferno Events den Club Häkken betreibt, ebenfalls im ersten Stock gelegen.

Anders als das ­Kukuun, das jeden Tag mit oder ohne Programm geöffnet ist, öffnet sich die Tür im Häkken nur, wenn dort eine Band auf der Bühne steht oder ein DJ auflegt. „Wir wollen ein anspruchsvolles Programm machen, ohne uns auf ein Genre festzulegen“, sagt Schwarte. „Enklave des guten Geschmacks“ heißt das ­Häkken im Untertitel. Mit herausragenden Künstlern wie der US-Band Hooray For The Riff Raff oder Cody Chestnut löst das Häkken diesen Anspruch ein.

Typische Programme erleben

Um den Kiezgängern die Schwellenangst zu nehmen und zu zeigen, was sich hinter der bunt glitzernden Fassade verbirgt, laden alle sieben Clubs und Theater am 28. Juli nun zu einer Nacht der offenen Tür – bei freiem Eintritt. „Häufig wird uns von im Treppenhaus herum­irrenden Gästen die Frage gestellt: Wie komme ich denn ins Klubhaus?“, erzählt Strehlitz. Die Antwort lautet dann: „Sie sind bereits drin. In welchen Club möchten Sie denn?“

Beim Klubhaus-Festival können Besucher sich durch das Gebäude treiben lassen und typische Programme erleben: Im Bahnhof Pauli im Keller des Hauses laufen elektronische Tanzmusik und Comedy; das Schmidtchen zeigt Ausschnitte aus seinem Theaterprogramm; nebenan in der Alten Liebe kann geschwooft werden; im Häkken wechseln sich vier Künstler aus den Genres Electro, Folk und Rock ab; das Skurrilum bietet kleine Probe-Rätsel in seinen Erlebnisräumen; im Sommer­salon erzählt die Kleiderfee Wohnzimmergeschichten, und im Kukuun wechseln sich drei Band-Duos ab.

Klubhaus muss noch zur Marke werden

„Das Klubhaus muss erst noch zur Marke werden“, sagt Norbert Aust, einer der Bauherren und zusammen mit Corny Littmann Hausherr im Schmidtchen. „Wir müssen im Eingangsbereich unsere Programme noch besser kommunizieren“, findet Julia Staron und schlägt eine Litfaßsäule vor – Werbung alter Schule. Und ein Gegenstück zur riesigen LED-Fassade.

Klubhaus-Festival Fr 28.7., ab 17 Uhr,
Klubhaus St. Pauli (U St. Pauli/S Reeperbahn), Spielbudenplatz 21/22, Eintritt in alle Clubs frei