Hamburg. Im September kehrt „Tanz der Vampire“ zurück nach Hamburg. Der neue Hauptdarsteller kommt aus Schweden.
Wenn Mathias Edenborn (42) nach eineinhalb Stunden Maske seine Garderobe verlässt, dann ist für ihn „das Beste“ bereits passiert: die Verwandlung in einen völlig anderen Charakter, die Verwandlung in den Vampir-Graf von Krolock, mit hohen Absätzen, extra langen Fingernägeln und extra langen Eckzähnen, die er hinterher mit der Zahnbürste schrubben muss.
Auf der Bühne wird er mit seinem sonoren Bariton alsbald die Wirtstochter verführen. Nun ist der jugendlich wirkende Nordschwede kurz im Stage Theater an der Elbe angereist, wohin vom 17. September an für fünf Monate das von Filmregisseur Roman Polanski inszenierte Musical „Tanz der Vampire“ zurückgekehrt. 2003 war die Hamburg-Premiere in der Neuen Flora.
Rolle „ist anspruchsvoll zu singen“
Edenborn ist schon lange im Musical-Geschäft unterwegs, er hat im „Phantom der Oper“ gesungen, in „Elisabeth“, „Miss Saigon“ oder „Les Misérables“ – nach eigenen Worten war „von leichten, dümmlichen Rollen bis zum Krieger alles dabei“. In Hamburg aber schlüpft er wieder in die Rolle des Graf von Krolock, die er derzeit in Stuttgart singt. Er mag diese Rolle, denn „sie ist anspruchsvoll zu singen, und es gibt im Übergang zu den Dialogen keinen Bruch zwischen Sprech- und Gesangsstimme“. Zum Glück müsse er kaum tanzen, denn das fällt ihm schwer, sehr schwer – und macht zusätzliches Lampenfieber.
Das Düstere der Vampir-Welt liege ihm irgendwie, sagt der in Lappland geborene Musicaldarsteller. Er habe das Melancholische in sich, und ein geborener Komödiant sei er nicht. Andererseits mag er den „Tanz der Vampire“, weil eben auch Platz für Komödie und Leichtigkeit sei. Es gebe darin aber „Raum für Tiefe. Und in meinen Texten liegen viele Lebensweisheiten verborgen“.
Auf die Liebe einlassen
Zum Beispiel die, dass, wer sich auf die Liebe einlasse, immer auch in Kauf nehmen müsse, Angst vor Verlust und Verletzung zu haben. Graf von Krolock sei 700 Jahre alt, und noch immer sei er auf der Suche nach Liebe. In diesen Charakter könne er „so viel Eigenes hineinbringen, wie ich möchte.“ Graf von Krolock sei boshaft, aber ehrlich, sagt Mathias Edenborn. „Dafür mögen die Zuschauer ihn und seinen Sohn.“
Regisseure, mit denen er gern arbeitet, sind keine Menschen, die nur ihr Ego befriedigen, erzählt Mathias Edenborn. „Lieber welche, die etwas teilen möchten“. Roman Polanski habe er nicht kennengelernt, doch ältere Kollegen hätten ihm erzählt, dass er „sehr viel Liebe zum Detail“ gezeigt habe. „Er achtete genau darauf, wie die Knoblauchketten geflochten und gefärbt waren. ,Tanz der Vampire‘ war für Polanski eine reine Fantasie.“
Im Stuttgarter Publikum sieht Edenborn viele, die sich eigens Bisswunden an den Hals gemalt haben und selbst halb kostümiert sind, „es gibt eine unglaubliche Fangemeinde“.
„Der Tanz der Vampire“ 17.9.2017 bis Februar 2018, Stage Theater an der Elbe (Fähre 73 ab Landungsbrücken), Rohrweg 13, Karten (49,90 bis 145,90 Euro) in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, oder unter T. 30 30 98 98