Hamburg. Ein erster Ausblick auf die umfangreichen Pläne für die „Triennale der Photographie“, die 2018 in der Hansestadt veranstaltet wird.

80 Orte, 93 Künstler, 90 Events – das war das Ergebnis der sechsten „Triennale der Photographie“ vor zwei Jahren. Diese Zahlen möchte Krzysztof Candrowciz, der Kurator des Foto-Festivals, im kommenden Jahr noch übertreffen, wenn die siebte Triennale im Juni 2018 eröffnet und Hamburg wieder zur „Hauptstadt der Fotografie“ wird.

Das Thema dann: „Breaking Point. Searching For Change“. Ausgehend von der Überlegung, dass die sozialen ­Lebensbedingungen immer schwieriger werden, beschäftigen sich die Ausstellungen und Projekte mit Umweltzerstörung, Klimawandel, Migration und ­anderen Krisen und der Frage, wie Fotografie diese Probleme zeigen und zu ­Debatten anregen kann. „Das Programm ist noch nicht endgültig fertig, aber schon in einem fortgeschrittenen Stadium“, sagte Candrowicz bei einer ersten Vorstellung der Pläne. Wie schon vor zwei Jahren werden alle großen ­Museen und viele Galerien teilnehmen. Begriffe aus der Computertastatur wie „space“, „enter“, „shift“ und „delete“ dienen den jeweiligen Kuratoren als formales Gerüst des gesamten Konzepts.

Krzysztof Candrowicz, Kurator der Triennale der Photographie
Krzysztof Candrowicz, Kurator der Triennale der Photographie © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

Anton Corbijn ist eine Einzelausstellung gewidmet

Zwei berühmten Fotokünstlern sind Einzelausstellungen gewidmet. Das ­Bucerius Kunst Forum zeigt von Anton Corbijn die autobiografische Serie „a.somebody“. Der Niederländer, der mit Porträts von Rockmusikern wie Tom Waits, den Rolling Stones und ­Depeche Mode berühmt geworden ist, kehrte 2000 in seinen Heimatort Strijen in der Nähe von Rotterdam zurück und inszenierte sich selbst in der Rolle verstorbener Rockstars wie John Lennon, Jimi Hendrix und Janis Joplin. Die ­Musik dieser Ikonen der 60er-Jahre waren für Corbijn prägend, weil sie ihm halfen, sich aus der Enge der Provinz und seines religiösen Elternhauses zu befreien. Kurator Franz Wilhelm Kaiser, Leiter des Bucerius Kunst Forums, wird diese Bilder mit anderen ikonischen Fotos konfrontieren und der Frage nachgehen: Wann wird Fotografie Kunst?

Das Kunsthaus zeigt Arbeiten der 1974 in Teheran geborenen Shirana Shahbazi. Im Alter von neun Jahren kam sie nach Deutschland, studierte in Dortmund und ist in den vergangenen 20 Jahren zur Meisterin der analogen Fotografie ­geworden. Leben und Tod sind wichtige Themen in den Arbeiten der Iranerin, die sich auch mit der Rezeption von Bildern beschäftigt und die Auffassung vertritt, dass Sichtweisen von kultureller Herkunft geprägt sind.

300 Werke, 40 Künstler

Auch die großen Kunstinstitutionen der Hansestadt gaben am Freitag erste Einblicke in ihre Pläne. Die Kunsthalle wird sich mit dem Begriff „Kontrolle“ in der Fotografie beschäftigen. Das Thema Drohnenüberwachung gehört genauso zu diesem Schwerpunkt wie Thomas Demands berühmte Arbeit „Oval ­Office“. Sabine Schnakenberg hat für die Deichtorhallen aus der Sammlung F.C. Gundlach Bilder ausgewählt, die städtische Lebenswelten zeigen. Diese Bilder werden zeitgenössischen Arbeiten gegenübergestellt. Etwa 40 Künstler mit 300 Werken sollen 2018 in den Deichtorhallen präsentiert werden. Und auch das Museum für Kunst und Gewerbe fördert aus seinem Archiv Reportageaufnahmen der 1960er- und 70er-Jahre ans Licht, die noch nicht gezeigt worden sind, unter anderem von Thomas Hoepker, Hanns-Jörg Anders und Günter Wildenhagen.

Aber die Triennale der Photographie bedeutet nicht nur die Eröffnung spektakulärer Ausstellungen, sondern auch eines umfangreichen Rahmenprogramms während der zehntägigen Festivalzeit. Konferenzen, Workshops, Vorträge, Filme und Gespräche gehören ­genauso zum Konzept wie Partys. Rund um die Deichtorhallen wird ein Festival-Dorf aus 30 Containern entstehen, in dem sich Künstler und Fotografie-Institutionen präsentieren werden.

Neu wird die „Off Triennale“ sein. Ein Team wird an verschiedenen Orten in der ganzen Stadt Fotoarbeiten zeigen, um Hamburgs Anspruch der „Hauptstadt der Fotografie“ gerecht zu werden. Dafür können sich Künstler aus der ganzen Welt bewerben.

An diesem Sonnabend läuft von 13 Uhr an im Haus der Photographie in den Deichtorhallen (Deichtorstraße 1–2) ein internationales Symposion, in dem Candrowicz und die anderen Kuratoren ihre Ansätze erläutern. Anmeldung per Mail unter symposium@phototriennale.de