Hamburgs Koalition möchte den ehemaligen Güterbahnhof hinter den Deichtorhallen für kreative Konzepte erhalten.

Neuer Schub für ein altes Stück Hamburg: Nach Künstlern und einer Initiative setzt sich nun auch die Hamburger Politik für den vollständigen Erhalt des Oberhafenquartiers hinter den Deichtorhallen ein. Einen entsprechenden Antrag legen jetzt die Regierungsparteien aus SPD und Grünen in der Bürgerschaft vor.

Der ehemalige Güterbahnhof, ein Lagerhallenkomplex mit Kopfsteinpflaster am Rand der HafenCity, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Kreativquartier entwickelt. Nach Abendblatt-Informationen will die Koalition nun den Senat auffordern, die „Planungen zur Sanierung des Oberhafenquartiers weiter voranzutreiben“ und „nach den zurzeit laufenden baulichen Maßnahmen im Bereich der Halle 4 nunmehr mit Priorität den Erhalt der Halle 3 voranzutreiben.“

Das Quartier

Außerdem soll untersucht werden, ob das Dach zwischen den Hallen 2 und 3 erhalten werden kann. Die für die Sanierung zuständige HafenCity GmbH wollte die große, stimmungsvolle Gleishalle ursprünglich abreißen. Dagegen gab es Widerstand von Nutzern und der Initiative.

Knackpunkt der Sanierung ist die Gleishalle

Für SPD-Stadtentwicklungsexperten Dirk Kienscherf steht fest: „Das Oberhafenquartier wandelt sich vom ehemaligen Güterbahnhof zu einem neuen Quartier für Akteure aus Kultur und Kreativwirtschaft. Hier trifft Hamburgs Stadtgeschichte auf innovative urbane Entwicklungen.“ Rot-Grün setze sich dafür ein, die entscheidenden und verbindlichen Weichenstellungen zur Entwicklung des Gebiets vorzunehmen, so Kienscherf weiter. Grünen-Stadtentwicklungsexperte Olaf Duge kündigte an: „Wir wollen diesen vielfach noch unentdeckten Ort erhalten und die Sanierung voranbringen.“ Das ist allerdings schon seit Längerem Konsens.

Kreativ: Ausgefallene Möbel gibt es
bereits im Oberhafen
Kreativ: Ausgefallene Möbel gibt es bereits im Oberhafen © HA | Marcelo Hernandez

Der für die Sanierung zuständigen HafenCity GmbH schwebt mit der Sanierung etwa ein „dauerhaftes kreatives Milieu“ mit „bis zu 500 Arbeitsplätzen in Kultur- und Kreativwirtschaft“ vor. Und auch die inhaltlich verantwortliche Kreativ Gesellschaft der Stadt hat mehr als 120 Bewerbungen registriert, seit bekannt ist, dass das 6,7 Hektar große Areal mit Schuppen und alten Bahngebäuden saniert wird. Die Modernisierung hat sogar schon begonnen. 3,9 Millionen Euro kostet der erste Bauabschnitt an Halle 4.

Die offene Frage für die weiteren Sanierungsschritte ist nun: Kann die umstrittene Gleishalle als zentraler Ort des Oberhafens erhalten werden? Und wenn ja: Zu welchem Preis und mit welcher Nutzungsperspektive? Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte bereits im vergangenen Jahr beschlossen, 2,4 Millionen Euro für den Oberhafen zur Verfügung zu stellen. Dazu kommen 600.000 Euro, die schon 2014 vom Bund für das Quartier beschlossen wurden.

„Bundesmittel loseisen“

Doch die Bereitstellung der Bundesmittel erscheine „derzeit schwierig“ heißt es in dem Antrag. Deshalb soll sich der Senat beim Bund dafür einsetzen, das beschlossene Geld zu bekommen.

Diesen Schritt begrüßt auch Egbert Rühl, Geschäftsführer der Kreativ Gesellschaft. „Unser Ziel ist, die Bundesmittel vor der Wahl im September loszueisen und damit die Sanierung der Halle 3 voranzutreiben“, sagt Rühl. Ansonsten bestätige der rot-grüne Antrag, was HafenCity GmbH und Kreativ Gesellschaft ohnehin vorhatten: Den Oberhafen zum Kreativquartier zu transformieren. Nun hänge alles weitere davon ab, so Rühl, welche Kosten für den Erhalt der Gleishalle ermittelt werden und welche Nutzungsideen in bald stattfindenden Workshops für diese zentrale Fläche gefunden werden.

Initiative soll zur Stiftung werden

Die Initiative Oberhafen, die maßgeblich am Erhalt des Dachs mitgewirkt hat und in diesem Jahr das „Theater der Welt“ für ein Gastspiel in den Oberhafen holt, ist bei Kosten und Konzept zur Gleishalle zuversichtlich. „Unsere Idee ist nach wie vor eine Greenhall“, sagt Gabriela Bruni, ein begrünter Marktplatz unterm Dach. Um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen, soll die Initiative zur Stiftung werden. Den politischen Willen zum Erhalt des Oberhafen nennt Bruni „wunderbar“.

SPD-Stadtentwicklungsexperte
Dirk Kienscherf
setzt sich für das
Oberhafenquartier
ein
SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf setzt sich für das Oberhafenquartier ein © Bertold Fabricius

Auch Jens Gottschau, Geschäftsführer der im Oberhafen bereits ansässigen Hanseatischen Materialverwaltung, sagt: „Es ist wichtig, dass sich die Politik zum Oberhafen bekennt.“ Als Kontrapunkt zur Elbphilharmonie verdiene das Quartier dieses Vertrauen.