Hamburg. Das Apollon Musagète Quartett spielte im Kleinen Saal. Das junge Ensemble geht einen ganz eigenen Weg.

Ein Streichquartett, das – bis auf den Cellisten – im Stehen spielt, ist heutzutage nichts Außergewöhn­liches mehr. Eine so breit gestreckte Aufstellung wie beim Apollon Musagète Quartett dagegen schon. Die vier Polen streichen fast in einer Reihe nebeneinander und beschallen den Kleinen Saal der Elbphilharmonie mit einem zwar sehr feinen, aber gleichzeitig auffallend fülligen Klang, gerade in den Oberstimmen. Keine Frage, das junge Ensemble geht einen ganz eigenen Weg.

Und zwar nicht erst, wenn es die Bühne betritt. Für sein Hamburger Konzert hatte es ein spätromantisches Programm ausgeheckt, das auf kammermusikalisches Standardrepertoire verzichtete und wenig bekannte Stücke von Edvard Grieg und Anton Arensky in den Fokus rückte: zwei sehr emotionale Werke mit autobiografischem Hintergrund. Arenskys Quartett – eingeleitet von Puccinis etwas schläfrig schmachtenden „Crisantemi“ – ist dem Andenken von Peter Tschaikowsky gewidmet und betrauert den Tod des Freundes mit russisch gefärbter Melancholie.

Eine packende Darbietung

Feierlich zelebrierten die Streicher den Beginn, in der Stimmung einer orthodoxen Beerdigungszeremonie, bevor sie im Variationssatz die Charakterzüge eines sanglichen, von Tschaikowsky geborgten Themas ausleuchteten – und im Finale schließlich ein schlichtes Volkslied nach und nach mit immer fetteren Sounds zu einer Hymne aufpimpten. Eine packende Darbietung.

Der slawische Ton von Arensky liegt den Interpreten allerdings auch näher als die skandinavische Leidenschaft im g-Moll-Quartett von Edvard Grieg. In die harschen Reibungen des Stücks hat der Komponist den Schmerz der Eifersucht und die Verzweiflung über die Untreue seiner Frau eingebrannt.

Tango als Zugabe

Diese Zerrissenheit wirkte beim Apollon Musagète Quartett nicht ganz so aufwühlend durchlitten wie bei anderen Interpreten. Vielleicht auch, weil den Streichern am Ende ihres anspruchsvollen Programms ein kleines bisschen die
Puste ausging.

Für einen Tango als Zugabe reichte die Kraft dann aber noch – als Schlusswort eines auch hier wieder ziemlich eigenwilligen Ensembles, das in mehrerlei Hinsicht gut aufgestellt ist.