Hamburg. Die Komödie „Dinner för Spinner“ feierte am Heidi-Kabel-Platz eine weitgehend gelungene Erstaufführung – vor allem dank Erkki Hopf.

Der Ausblick macht’s – noch dazu aus einer modernen gediegenen Einrichtung. Für Katrin Reimers’ Apartment-Kulisse mit großem Fenster nach hinten aufs Wasser gab es im Ohnsorg-Theater beim Öffnen des Vorhangs bereits den ersten Beifall. Zu Recht. „Unser Gruß an die HafenCity“, bemerkte Intendant Christian Seeler auf der anschließenden Premierenfeier trocken. Aber auch das, was sich fortan vorn auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters abspielt, kann sich letztlich sehen und hören lassen, wie nicht nur der mehrere Minuten lange Applaus zeigte.

Es ist angerichtet fürs „Dinner för Spinner“. Das Theaterstück des Autors Francis Veber („Ein Käfig voller Narren“, „Die Nervensäge“) ist ein weltweiter Bühnenerfolg, es war in Hamburg schon vor 20 Jahren in der Komödie Winterhude zu erleben und wurde gleich zweimal verfilmt. Dass nun auch die plattdeutsche Erstaufführung zündet, liegt vor allem an zwei Männern: Erkki Hopf und Folker Bohnet.

Spezialist fürs komische Timing

Der Regie-Altmeister, ein Spezialist fürs komische Timing, hatte schon vor einem Jahr im Boulevard-Klassiker „Wenn de Katt ut’n Huus is“ („Zwiebeln und Butterplätzchen“) Erkki Hopf und Till Huster als Gegensatzpaar besetzt. Jetzt ist Hopf in der Rolle des Frido Piepenbrink für ein Essen eines erlauchten Kreises als Volltrottel vorgesehen, jede Woche wird in jener Runde ein neuer mitgebrachter Gast zum „Spinner des Abends“ gekürt.

Dumm nur, dass Frido beim Verleger Peer Brockmann (Till Huster) auftaucht, dem Besitzer des Apartments mit Hafenpanorama, obwohl der das Essen wegen eines Hexenschusses absagen will. Doch Piepenbrink, von Beruf Finanzbeamter und nebenbei passionierter Zündholz-Modellbauer, möchte dem Verleger gern Auszüge aus seiner Sammlung zeigen.

Perfekter Biedermann

Mit Tasche, Krawatte und im mausgrauen Anzug gibt der schmächtige Hopf den perfekten Biedermann. Als Frido entwickelt er mit jeder Bewegung, erst mit ganz feinen Zügen, dann dank Aktionismus Facetten von Komik. Piepenbrink bringt nicht nur das Apartment von Brockmann durcheinander, sondern dessen ganzes Leben: „Is dat en Dummbüdel!“, flucht Peer, doch Hopf gibt seiner Figur auch tragische Züge.

Das Publikum indes hat Spaß an der Situationskomik mit Slapstick-Einlagen: Plötzlich wälzen sich die zwei Männer am Boden wie beim Ringelpietz mit ­Anfassen. Und als der kranke Peer nur seine Ruhe haben will, weil ihn seine Frau Christine (charmant: Meike Meiners) verlassen hat, leistet sich Trottel Frido die Komödien-typische Verwechslung – hier mit Peers abgelegter Geliebten.

Überkandidelte Rothaarige

Die spielt Sandra Keck als überkandidelte Rothaarige. Manfred Bettinger, der das etwas angestaubt und konstruiert wirkende Stück unter ­seinem bürgerlichen Nachnamen Hinrichs ins Plattdeutsche übersetzt hat, wirkt als Peers Freund Justus als leicht entrückten Schriftsteller selbst mit. Und Horst Arenthold, das komische Ohnsorg-Schwergewicht, platzt nach der Pause als eigentlich gar nicht geladener Steuerprüfer Schimmel beim Essen fast der feine schwarze Zwirn – und dann der Kragen.

Wohl dem, der solche Schauspieler für Nebenrollen hat – und einen Hopf für eine der Hauptrollen.

„Dinner för Spinner“ bis 25.2., Ohnsorg-Theater (U/S Hbf.), Heidi-Kabel-Platz 1, Karten zu 13,50 bis 29,- unter T. 35 08 03 21