Hamburg. Die plattdeutsche Bühne fährt zum zweiten Mal nach Afrika. Die Kulissen werden dort gebaut.

Dass das Ohnsorg-Theater gelegentlich „auf Abstecher“ fährt, wie es im Theaterjargon heißt, ist nicht weiter ungewöhnlich. Erst im November spielte man wieder im alten Kursaal in Westerland auf Sylt. „Verteufelte Zeiten“ stand auf dem Spielplan, ordentliche niederdeutsche Theaterkost in Küstennähe. Passt. Im März geht es wieder auf Auswärtstour. Wieder in Küstennähe. Die Anreise allerdings wird deutlich aufwendiger: Das Hamburger Ohnsorg-Theater gastiert in Kapstadt. Die Richtung kennt man, der Abstecher ist schon der zweite Ausflug in den Süden Afrikas. Vor rund zehn Jahren waren Intendant Christian Seeler und sein Ensemble, begleitet von zahlreichen Mitgliedern des Freundeskreises und Ohnsorg-Fans, bereits mit großem Erfolg in Namibia unterwegs, im ehemaligen Kolonialgebiet Deutsch-Südwest.

Unterm  Tafelberg wird im März auf Missingsch gespielt – in der „Ohnsorg-Fernsehfarbe“
Unterm Tafelberg wird im März auf Missingsch gespielt – in der „Ohnsorg-Fernsehfarbe“ © picture alliance / Arco Images G | dpa Picture-Alliance / Protze, O.

Gespielt wurde in Windhuk, Swakopmund und Omaruru, die Vorstellungen waren hervorragend besucht. Die Reise ließ Christian Seeler nicht los, kurz, bevor er zum Saisonende nun die Intendanz an Michael Lang abgibt, geht es daher erneut auf große Theaterfahrt nach Südafrika.

Was führt das Ohnsorg-Theater zum zweiten Mal nach Afrika?

Christian Seeler: Eine Einladung von Norbert Schultze junior, dem Sohn des Komponisten von „Lili Marleen“. Er lebt in Kapstadt, betreibt dort den Verein „Deutsches Theater am Kap“ und versucht, deutsche Kultur nach Südafrika zu bringen. Er lädt immer mal wieder Künstler ein. Mit ihm sind wir seit Längerem in Kontakt, jetzt haben wir das richtige Stück und den richtigen Zeitpunkt und freuen uns, im März vier Vorstellungen in Kapstadt zu spielen.

Welches Stück werden Sie dort zeigen?

„Verteufelte Zeiten“, einen Ohnsorg-Klassiker mit Beate Kiupel und Wolfgang Sommer und Ensemble. Das ist praktisch, weil die Dekoration nicht so aufwendig ist. Letztes Mal war es eine große Produktion, da wurden die ­Kulissen verschifft, diesmal wird das Bühnenbild in Kapstadt nach unseren Originalbauplänen vor Ort gebaut. Dat löpt.

Spielen Sie denn auch in Südafrika auf Platt?

Auf Missingsch, in der Ohnsorg-Fernsehfarbe. Das tut der Sache aber keinen Abbruch. Ich freue mich wirklich darauf. Da gibt es viele Leute, die begeistert sein werden, norddeutsches Volkstheater zu erleben. Ich bin optimistisch, dass wir da ein tolles Publikum haben werden.

Sie spielen in einer deutschen Schule. Mit welchem Publikum rechnen Sie?

Ich erwarte zum Beispiel Angehörige von deutschen Firmen, Leute, die ­irgendwann einmal ausgewandert sind, ach, eigentlich einen bunt gemischten Haufen. Es passen pro Vorstellung so um die 300 Zuschauer in den Saal.

Warum verlängern Sie diesmal nicht für eine kleine Tour durch Namibia?

Das hätten wir zum einen zeitlich nicht geschafft, und auch das Geld wäre zu knapp. So eine Gastspielreise ist mit erheblichen Kosten verbunden.

In einem kleinen Ort wie Omaruru in ­Namibia war das Ohnsorg-Gastspiel ­damals das Kultur-Highlight des Jahres 2006. In Kapstadt ist das Angebot etwas größer. Sind die vier Vorstellungen schon ausverkauft?

Der Vorverkauf beginnt jetzt erst. Aber in der Tat, in Omaruru war unser ­Besuch damals wirklich der Knaller. Da haben sie für uns extra eine Scheune neu gestrichen als „Theater“.

Die Kulissen sind damals dort geblieben und sollten, weil sie so stabil waren, eine Bar werden. Wissen Sie, ob diese „Ohnsorg-Bar“ dort noch steht und in Betrieb ist?

Das weiß ich leider nicht. Aber es war damals tatsächlich günstiger für uns, die Kulissen einfach dort zu lassen und leere Container nach Windhuk zurückzuschicken.

Abendblatt-Leserreise nach Südafrika

Wer das Ohnsorg-Theater auf seine Gastspielreise nach Südafrika begleiten möchte, hat dazu vom 17. bis zum 26. März Gelegenheit: Das Hamburger Abendblatt bietet seinen Lesern eine exklusive Reise nach Kapstadt an, natürlich einschließlich Theaterbesuch des Gastspiels vor Ort.Gemeinsam mit Intendant Christian Seeler und dem Ensemble geht es zum Tafelberg, auf Mini­safari und ans Kap der Guten Hoffnung, alle Besichtigungen sind Teil des Programms. Der Reisepreis p. P. (sieben Übernachtungen, Flug mit Lufthansa) beträgt 2995,- Euro im Doppel- und 3835,- im Einzelzimmer. Infos und Buchung: Hamburger Abendblatt Leserreisen, Hanseat Reisen, Tel. 71 00 91 20. Oder per E-Mail: leserreisen@abendblatt.de