Hamburg. Depeche Mode, Udo Lindenberg, U2 – und Matthias Schweighöfer: ein Ausblick auf neue Platten und große Konzerte des Jahres 2017.

Über das niederschmetternde Popjahr 2016 ist genug geweint worden, man sollte sich ab sofort auf das neue Popjahr freuen. Lang und prächtig und vor allem unbehauen liegt es jetzt noch vor uns, aber in die Leere bringen die Nachrichten der Künstler, Labels und Konzertagenturen durchaus bereits Leben. Weil Ankündigungen, so mickrig sie in dürren Worten daherkommen, der Stoff sind, aus dem Popträume sind.

Voilà, das Popjahr 2017: Los geht es mit der neuen CD der englischen Dream­popper The XX, die am 13. Januar erscheint und „I See You“ heißt. Sie ist ganz wundervoll geworden, der schönste Tranquilizer, den man sich denken kann: schwebender Gesang, sanfte Beats, hypnotische Melodien. Beruhigende Musik für ein rastloses Zeitalter. Am 12. Februar spielt das Trio in der Sporthalle.

Pop für die großen Arenen

Wenn von The XX der Soundtrack für die kühle Frühjahrsmelancholie stammt, der immer noch eher ein Geheimtipp ist, dann kommt von U2 und Depeche Mode die Poplieferung für die großen Arenen. Die beiden seit fast vier Jahrzehnten über die Meere des Entertainments kreuzenden Megatanker haben neue Alben angekündigt, die Titel stehen jeweils schon fest. Das von ­Depeche Mode wird „Spirit“ heißen, das von U2 „Songs of Experience“. Plakativ, nicht wahr?

-- Die meistverkauften CDs 2016 --

Die „Spirit“-Plakate dürften schon in den Städten hängen, denn eine Tour ist bereits annonciert; kein Hamburg-Termin, aber in Hannover spielt De­peche Mode am 11. und am 12. Juni. Wann das Album genau herauskommt, steht wie im Falle von U2 nur annäherungsweise fest: im Frühjahr.

Starke Frauenstimmen in der Barclaycard Arena

Was sind die Hamburger Konzerte des Jahres? Für Freunde starker Frauenstimmen sicherlich die Shows von Sarah Connor (22. März) und Ina Müller (1. April und 9. Dezember). Die beiden Damen werden allerdings von der regierenden Schlagerqueen Helene Fischer zahlenmäßig locker übertrumpft. Frau Fischer spielt am 19., 20., 22., 23. und 24. September genau wie Frau Connor und Frau Müller in der Barclaycard Arena. Gegen das ­Fischer-Brett verblasst dann doch alles andere ein wenig – vor allem weil Helene für 2017 ja auch ein neues Album versprochen hat.

Wahre und gut erhaltene Legenden sollten wir allesamt verehren, solange sie noch da sind: Sir Paul McCartney wird 75 im Juni. Leider ist nichts über neue Lieder des ehemaligen Beatles bekannt. Gefeiert wird trotzdem!

Mike Oldfields neues Album „Return To Ommadawn“ erscheint am 20. Januar, Deep Purples „Infinite“ am 7. April. Von Alt zu (noch) Jung: Matthias Schweighöfer ist so ziemlich das Gegenteil von Udo Lindenberg, der auch 2017 konzerttechnisch nicht pausiert. Einerseits; der Schauspieler Schweighöfer hat noch nie eine Platte veröffentlicht. Andererseits ist er ein Megastar wie Udo. Dem will der Schauspieler Schweighöfer nun direkt Konkurrenz machen, sein Popdebüt „Lachen Weinen Tanzen“ gibt’s ab 10. Fe­bruar. Abwarten ist dann wohl angesagt, lästern kann man dann immer noch. Vielleicht muss der Schuster ja in diesem Fall gar nicht bei seinem berühmten Leisten bleiben. Das neue Album von Profi Johannes Oerding soll übrigens Mitte 2017 erscheinen.

Viel Neues von deutschen Künstlern

Wo von deutschen Popkünstlern die Rede ist: Den besten Albumnamen hat sich Judith Holofernes ausgedacht, „Ich bin das Chaos“ erscheint im März. „Asilant“ (Deichkind-Rapper Ferris MC, Februar) und „Bastard“ („Arzt“ Bela B, Februar) mögen da noch pointierter sein, appellieren freilich auch deutlich weniger ans eigene Ich. ­Caspers „Lange lebe der Tod“ (Juni) könnte einige Sommerhits produzieren, bei Yvonne Catterfelds „Guten Morgen Freiheit“ (März) fehlt wahrscheinlich ein Komma. Oder hat man es mit der Kunst der Auslassung zu tun?

Nelly Furtado und Christina Aguilera haben zuletzt vor allem Charterfolge ausgelassen. 2017, so hört man, wollen beide das ändern. Furtados „The ­Ride“ soll ab März zu haben sein, im Falle Aguileras ist alles noch etwas vage. Was auch für Katy Perry und Taylor Swift gilt. Die sind zwei der größten Stars, die es derzeit gibt, und weil Beyoncé, Adele und Rihanna alle 2016 neue Alben vorlegten, sind Perry und Swift 2017 in der Tat so was von dran im Superheldinnen-Theater.

Christina Aguilera
Christina Aguilera © picture alliance / dpa | dpa

Amy MacDonalds Album „Under Stars“ ist für Februar angekündigt. Gleiches gilt für die Werke des überaus produktiven Song­writers Ryan Adams („Prisoner“, Februar) und des geradezu manisch produktiven Songwriters Mark Kozelek („Common As Light And Love Are Red Valleys Of Blood“, Februar). Auch aus dem Indie-Segment: Die neue Platte von Spoon soll im März herauskommen, und die neue der Flaming Lips („Oczy Mlody“) kommt in der nächsten Woche heraus. Auch mit Elbow (Februar), Bilderbuch („Magic Life“, Februar) und der manchmal ganz lustigen Hamburger Vulgärpop-Band Schnipo Schranke (Ende ­Januar) lässt sich die Zeit gut verkürzen für die ewigen Underground-Heroen The Jesus and Mary Chain, deren erstes Album seit fast 20 Jahren Ende März ­erscheint.

Tokio Hotel im Docks

Was sonst noch in diesem Reigen der grandiosen Popversprechen? Ein stilistisches Allerlei mit Coolness-Stempel aus der „Könnte vielleicht 2017 was werden mit ’ner neuen Platte“-Fraktion: Gorillaz, LCD Soundsystem, Phoenix. Und wer einst, in Sommern, in denen wir alle jünger waren, Oasis mochte, der wartet bang auf Liam Gallaghers gewohnt großsprecherisch angekündigtes erstes Soloalbum. Wer sich dagegen in Sommern, in denen wir noch um sieben Uhr zu Hause sein mussten, in jugend­liche Musiker mit aufregenden Frisuren verliebte, der weiß längst, dass im März Tokio Hotel etwas Neues am Start hat. Die Songs von „Dream Machine“ stellt die Band am 15. März im Docks vor.