Hamburg. Silvester feiern jeden Tag: Regisseur Jakob Lass dreht derzeit in Hammerbrook die Kinoversion des Buchs von Tino Hanekamp.
Neulich in Hammerbrook. Auf einem Firmengelände, das auf den ersten Blick wie ein Abenteuerspielplatz aussieht, wird der Film „So was von da“ gedreht. Es geht um den Kiezclub-Betreiber Oskar und die letzte Nacht in seinem Laden. Ein Gebäude auf dem Gelände ist zum „Club Rakete“ umgestaltet worden. Die Handlung spielt an Silvester. Tino Hanekamp hat die Romanvorlage geschrieben, die Regisseur Jakob Lass jetzt für die große Leinwand adaptiert.
Wir sind in einem Clubraum. Zwei Discokugeln drehen sich an der Decke, die Beleuchtung ist schummerig. Vier Schauspieler – Hauptdarsteller Niklas Bruhn, Mathias Bloech, Esther Blankenhagel und David Schütter – kommen in den Raum, begutachten die Bühne und reden über ihren bevorstehenden Auftritt. Aber sie kommen nicht allein. Dicht auf den Fersen ist ihnen die Crew, Kameramann, Ton und Regisseur Lass, der ganz nah dran sein will. Schnitt. Ein zweiter Durchlauf. Die Laufwege sind diesmal ein wenig anders. Nur die Nähe zum Geschehen bleibt gleich. Lass ruft „Danke“ und bricht ab.
Komparsen, echte Getränke und richtiger Kater
Man darf gespannt sein, was der Regisseur auf die Leinwand bringen wird. Wie experimentierfreudig er arbeitet, konnte man in seinem komplett improvisierten Erstlingsfilm „Love Steaks“ sehen, der zahlreiche Preise gewonnen hat. Hier arbeitet er ähnlich. Es gibt nur ein „Drehbuch-Skelett“. Dennoch ist ihm eine Treue zur Romanvorlage wichtig, wenn auch eine ganz spezielle. „Der Roman lebt von der Lebendigkeit und Authentizität. Er schöpft aus Tino Hanekamps Erfahrungen als Clubbetreiber. Deshalb machen wir hier auch echte Partys, damit es nicht gestellt wirkt. Es ist inszeniert, aber hoffentlich vitaler als das, was man sonst kennt.“ Das führte dazu, dass das Team während der Dreharbeiten immer wieder Silvester gefeiert hat. Mit Komparsen, echten Getränken – und richtigem Kater.
„Man will die Energie des Romans ja auf die Leinwand packen. Ich halte mich nicht an die einzelnen Dialogsätze, lege den Fokus darauf, dass es ein ehrlicher und lebendiger Film wird.“ Seine Darsteller müssen sich auf jeden Fall auf Überraschungen gefasst machen. „Ich arbeite ganz viel mit Geheimnissen. Die Schauspieler wissen voneinander nicht, welche Ziele der andere verfolgt. Ich lasse auch mal jemanden auftreten, von dem keiner wusste, dass er da ist.“
Bela B. bringt Szenenkompetenz mit
Wenig überraschend ist es, dass Bela B. da ist. Das Mitglied der Band Die Ärzte spielt einen Charakter namens Elvis. Bela bringt nicht nur viel Filmerfahrung mit, sondern auch Szenenkompetenz. „Ich kenne die Geschichte und viele der darin vorkommenden Personen, auch wenn sie im Buch einen anderen Namen haben. Schließlich wohne ich lange genug in Hamburg.“ Was er nicht genau kennt, sind die Pläne des Regisseurs; heute ist sein erster Drehtag.
„Eigentlich kann ich zusätzliche Arbeit gar nicht gebrauchen“, mault er. Er arbeitet gerade an einem Theaterprojekt. Bela outet sich als Cineast mit speziellen Vorlieben. „Ich bin ein großer Freund des europäischen Kinos. Hollywood interessiert mich nicht.“
Sein Elvis-Charakter, hört man, wird das Ende des Films nicht erleben. Ihn lässt das kalt. „Ich habe schon öfter Tote gespielt.“ Was muss ein Rollenangebot haben, um ihn zu reizen? „Alles, wo Trash draufsteht, ist interessant“, sagt er.
„So was von da“ soll 2017 in die Kinos kommen.