Mannheim/Hamburg. Der Schlagersuperstar tritt 2017 fünfmal in der Barclaycard-Arena auf. Für Helene Fischers Strategie gibt es prominente Vorbilder.
Im vergangenen Jahr hatte Helene Fischer wahrscheinlich den Sommer ihres Lebens. Nicht, weil – meinen wir uns zumindest zu erinnern – gerne mal die Sonne schien. Nein, wegen der 1,2 Millionen Menschen, mit denen sich Deutschlands große Schlagersängerin über mehrere Wochen hinweg zum gemeinsamen Singen und Feiern traf. Auf ihrer großen „Farbenspiel“-Stadiontournee spielte die heute 32-Jährige in den großen Arenen der Republik. Auch in Hamburg, wo sie im Volkparkstadion an zwei Abenden im Juni vor mehr als 70.000 Fans auftrat.
So viele werden es etwa auch im nächsten Jahr werden, wenn Fischer wieder nach Hamburg kommt. Diesmal allerdings nicht ins Stadion, sondern in die Barclaycard Arena nebenan. Im Frühherbst 2017 wird der Superstar Helene Fischer hier fünfmal spielen: am 19.,20.,22.,23. und 24. September.
Helene Fischers Popularität bringt neue Tournee-Pläne
Kein Zufall, sondern Resultat einer Tourneeplanung, die das regionale Konzert-Brett zum Prinzip macht. Die 65 Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2017/18 verteilen sich auf lediglich 13 Städte. Neben Hamburg stehen unter anderem Berlin, Hannover, Mannheim, Köln, Zürich und Wien auf dem Programm.
Erster und wichtigster Grund für die üppig bemessene Planung ist Fischers immense Popularität, danach kommt dann schon die Frage nach der Infrastruktur und Logistik. Die Tour zum neuen Album, das in der ersten Jahreshälfte 2017 erscheinen soll, wird technisch aufwendig sein. Die Produktionsfirma Semmel Concerts verspricht auf ihrer Homepage ein „innovatives und neues Show-Konzept“ – und eine Zusammenarbeit mit der Entertainment-Größe Cirque du Soleil.
Konzert mit Städtetrip verbinden
Da mag es allein aus Gründen der Effizienz eine gute Idee sein, auf die herkömmliche Tournee durch viele verschiedene Städte zu verzichten. Dahinter mag auch der Gedanke stehen, dass Fans es ohnehin gewohnt sind, für wirkliche Topkünstler eine weitere Anreise auf sich zu nehmen oder das Konzert mit einem Städtetrip zu verbinden.
Das Konzept gibt den Veranstaltern und nicht zuletzt der Künstlerin jetzt schon recht: Auch für die Konzerte in Hamburg gibt es nur noch wenige Karten, obwohl der Vorverkauf erst am vergangenen Montag startete.
Helene Fischer im Video
Ob es angesichts der wenig überraschend riesigen Nachfrage sogar noch ein weiteres Konzert in Hamburg geben wird? Veranstalter Semmel Concerts wollte sich dahingehend auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern. Dem Vernehmen nach steht auch noch nicht fest, wie groß genau die Kapazität der Barclaycard Arena bei den Fischer-Festspielen sein wird. Ein Jahr vor den Konzerten ist nämlich weder klar, wie viel Platz die Bühnen-Show in Anspruch nehmen wird noch wie groß das Team ist, das vor und hinter den Kulissen an jener beteiligt ist.
Fischer-Festspiele: Das sind die Vorbilder
Künstler, die auf örtliche Mono-Kultur setzen – neu ist das nicht, aber Helene Fischer ist als Deutschlands derzeit vielleicht größte Musikmarke hierzulande dennoch Pionierin. Adele spielte im Frühjahr acht Konzerte in London vor insgesamt 126.000 Zuschauern, Robbie Williams trat 2013 viermal in Wembley auf – vor jeweils knapp 70.000 Fans. In Manchester spielte er übrigens auch viermal. Der „Boss“ selbst, Bruce Springsteen also, gab schon 1999 15 Konzerte vor insgesamt mehr als 300.000 Besuchern daheim in East Rutherford/New Jersey.
In Hamburg wiederum konzertierte Tina Turner Anfang 2009 an drei Abenden in der Barclaycard Arena (damals: O2 World). Deutlich kleinerer Ramen, dennoch beachtlich: Seit gestern ist Herman van Veen fleißig in Hamburg – mit insgesamt drei Konzerten in der Laeiszhalle. In den 70-ern soll er sogar zehnmal aufgetreten sein.
Britney Spears als Dauergast in Las Vegas
Übertroffen werden die sich auf wenige Orte konzentrierenden Konzertreisen noch von den Dauerengagements von Musikern wie Billy Joel, der seit einiger Zeit mindestens einmal monatlich im Madison Square Garden in New York auftritt. Britney Spears dagegen, deren Ruhm zuletzt etwas verblasste, ist seit Ende 2013 fest in Las Vegas ansässig. Vor jeweils 4500 Zuschauern hat sie ihr Programm „Britney: Piece of Me“ weit mehr als 100-mal im „Planet Hollywood Resort and Casino“ dargeboten. Klingt nach weniger Reisestress als früher.
Was insgesamt von der Zentralisierung des Konzertgeschäfts zu halten ist, steht auf einem anderen Blatt. Über eine kulturelle Verarmung der Nicht-Metropol-Regionen muss wohl aber noch nicht gesprochen werden, nur weil Helene Fischer die großen Städte vorzieht.
Die Hamburger Konzerte: 19./20.9. und 22. bis 24.9.2017, Barclaycard Arena, Karten ab 62,80 im Vvk.; www.helene-fischer.de