Scheveningen. Im holländischen Scheveningen fand der Maler Sport- und Freizeitmotive. Demnächst sind sie Thema einer Ausstellung in der Kunsthalle Bremen.
Steile und lang gezogene Dünen, ein heller Sandstrand, am Horizont die Containerschiffe, die auf die Einfahrt nach Rotterdam warten, und über allem spannt sich ein stahlblauer weiter Himmel. „Hier ungefähr muss das Hotel Oranje gestanden haben, in dem Liebermann regelmäßig gewohnt hat“, sagt Dorothee Hansen, die Kuratorin der Ausstellung „Max Liebermann – vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport“, die die Kunsthalle Bremen vom 22. Oktober an zeigt.
Die Kunsthistorikerin hat sich auf Spurensuche begeben, versucht die Plätze zu entdecken, an denen der Berliner Maler vor mehr als 100 Jahren seine Motive fand. Leicht ist das nicht, denn der einst so mondäne Badeort Scheveningen, heute ein Ortsteil von Den Haag, hat sich durch die Kriegszerstörungen radikal verändert. Der wunderbare Strand ist geblieben, doch wird er heute gesäumt von hässlichen Betonbauten, die vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren hier errichtet wurden. Einzig das Kurhaus, ein Prachtbau des Historismus mit großer Kuppel und allegorischen Ausmalungen, hat sich aus Liebermanns Zeit erhalten.
Rembrandts Einfluss
24 Jahre alt war Max Liebermann, als er 1871 erstmals nach Holland fuhr. Damals besuchte er Amsterdam, aber auch Scheveningen, wo er dann von 1900 bis 1913 mit seiner Familie die Sommermonate verbrachte. Holländische Meister wie Frans Hals und Rembrandt haben ihn beeinflusst, zu einem wichtigen künstlerischen Impulsgeber wurde der naturalistische Maler Jozef Israëls, den er in Den Haag kennenlernte und mit dem er gemeinsam in Scheveningen malte.
„Hier in Scheveningen fand Liebermann Motive, die ihn Anfang des 20. Jahrhunderts besonders interessierten: Reiter am Strand, Tennisspieler, Badende“, sagt Dorothee Hansen, die genau untersucht hat, was den Maler an diesen Szenen interessiert hat. „Liebermann hat sportliche Szenen gemalt, die damals modern erschienen, doch ging es ihm dabei vor allem um die Darstellung von Bewegungsabläufen. Nicht der Leistungssport stand für ihn im Vordergrund, sondern die körperliche Betätigung“, sagt die Kunsthistorikerin, die vor Ort auch untersucht hat, wo der Maler seine Anregungen gefunden haben dürfte: im lokalen Tennisclub zum Beispiel und auf der Pferderennbahn.
Und natürlich in der Sammlung Mesdag in Den Haag, die sich in der ehemaligen Villa des Malers und Kunstsammlers Hendrik Willem Mesdag befindet und heute eine Dependance des Amsterdamer Van-Gogh-Museums ist. In diesem sehr privaten Kunstmuseum ist nicht nur die Schule von Barbizon mit Corot, Millet und Delacroix, sondern auch die Haager Schule gut vertreten, deren Maler ebenso impressionistische Einflüsse aufnahmen wie Liebermann zu dieser Zeit.
Zeitreise ins Jahr 1881
Und nur ein paar Hundert Meter entfernt lädt das Panorama Mesdag zu einer faszinierenden Zeitreise ein, bei der heutige Besucher Scheveningen wieder so betrachten können, wie Max Liebermann es vor dem Ersten Weltkrieg erlebt hat. Im Jahr 1881 hat Mesdag eine Ansicht von Dorf und Strand geschaffen, die einen Umfang von 120 Metern hat und in einem kreisrunden Panorama-Saal angebracht ist, den die Besucher von der Mitte aus betrachten können. Der vordere Bereich besteht noch aus einer realen Sanddüne, die dann illusionistisch in ein weites Landschaftspanorama übergeht, das so verblüffend real erscheint, dass man sich kaum wundern würde, wenn am Horizont auf einmal Liebermanns Reiter am Strand auftauchten.
Max Liebermann: Reiten, Tennis, Polo
Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport. Kunsthalle Bremen, 22. Oktober bis
26. Februar 2017 Abendblatt-Angebot: Kunstausflug zur Ausstellung am 24. Oktober. Busfahrt nach Bremen, Begrüßung in der Kunsthalle, Einleitung und Führung sowie individuelle Zeit. Kosten: 45 Euro, zzgl. Gebühren und Versandkosten. Karten gibt es exklusiv in der Abendblatt-Geschäftsstelle (Großer Burstah 18–32) und über die Abendblatt-Hotline:T. 040 / 30 30 98 98