Hamburg. Reporterin Irene Jung war Mitglied der Ratejury beim ARD-Quiz mit Alexander Bommes. Was sie bei ihrem Selbstversuch erlebte.

Etwas blümerant ist mir ja schon. Zum Einläuten der neuen Folgen von „Gefragt – Gejagt“ – seit Freitag im Vorabendprogramm – hat sich das Erste für die Presseleute eine besonders neckische Aufgabe ausgedacht: Drei von uns können die beliebte Quizshow als Rateteam selbst ausprobieren, auf der Original-Quizbühne im Studio Hamburg. Gleich dreimal sind wir herausgefordert: Einzeln müssen wir so viele Fragen wie möglich in einer Minute beantworten – wie fühlt sich so eine Schnellraterunde an? Wenn man als Kandidatin dann gegen ein Superhirn als „Jäger“ antritt – kriegt man da Schweißausbrüche oder Blackouts? Und hat man im Team hinterher noch Nerven fürs Finale?

Unser „Jäger“ ist Sebastian Jacoby, der es bei Quizweltmeisterschaften bisher immer unter die Top drei aus Deutschland geschafft hat. In dem Format „Gefragt – Gejagt“, das aus Großbritannien kommt und dort „Chase“ heißt, ist der Jäger eigentlich eine furcht- und respektheischende Gestalt, die das gesammelte Schul- und Allgemeinwissen der Kandidaten herausfordert. Aber meine Mitstreiter, Christian von „TV Spielfilm“ und der Hamburger Blogger Rob, sind guten Mutes. Wir finden Jacoby sympathisch. Und Moderator Alexander Bommes, erfahren im Umgang mit nervenflatternden Kandidaten, baut uns liebevoll auf. Einer seiner Standardsätze: „Es bleibt immer was liegen“ – soll heißen: Kein Mensch kann alles wissen. Ich erinnere mich, dass ich schon mal auf einer Varietébühne zersägt wurde. Das habe ich auch überlebt.

Christian schlägt sich souverän durch den ersten Schnelldurchlauf und rät 5500 Euro zusammen. Beim Duell mit dem Jäger dagegen hat er Pech und verliert. Jetzt bin ich dran. Ich spüre, dass mein Headset mein rechtes Ohr abknickt. Und betrete die Bühne nun doch etwas nervös.

Zuschauergemeinde auf drei Millionen gewachsen

Welche Farbe hat der mittlere Streifen der Flagge Deutschlands? Äh, ist Gelb nicht in der Mitte? Nein, Rot. Welcher „adlige“ Roland hatte in den Achtzigern mit „Santa Maria“ einen Nummer-eins-Hit? Kaiser! Yeah! In welchem Gewässer liegt der Inselstaat Palau? Pazifik! Klappt doch prima! Welcher Planet unseres Sonnensystems hat die meisten Monde? Uranus? Oha. Da hat man nun wer weiß wie viele Phoenix-Dokus über das Universum gesehen ... So ist das beim Temporaten: Erst eine Stunde später an der Bushaltestelle fällt einem der Jupiter ein. Beim Kneipenquiz hat man Zeit zum Nachdenken, hier nicht.

In einer Art magisch-mechanischen Befindlichkeit erspiele ich in der Schnellraterunde würdige 2500 Euro. „Und hier kommt der Jäger!“, sagt Bommes. In der Runde gegen Jacoby darf man wenigstens zwischen drei Antworten wählen. Unter welchem Namen ist Maria Verbraak in Deutschland besser bekannt? Marijke Amado, Loona oder Mata Hari? Mit Amado liege ich richtig; beim Sänger der Kölner Band AnnenMayKantereit aber leider falsch (richtig wäre Henning May). Dafür weiß ich, dass Südkorea nicht zu den BRICS-Staaten gehört. Bommes pegelt die Anspannung herunter und kabbelt sich mit Jacoby, der (zum Glück) auch ein paarmal danebenliegt. In einem Zustand heiteren Fatalismus qualifiziere ich mich tatsächlich fürs Finale ...

Kandidat(in) sein ist gefragt, erzählt Produzentin Pamela Müller beim Kaffee, „die Anwärter rennen uns die Bude ein“. Die Teilnehmer werden sorgsam gecastet. Spezialwissen auf nur einem Gebiet – etwa Musicals oder Haflingerzucht – wäre nicht sehr hilfreich. Unter den Bewerbern seien begeisterte Zocker, aber auch ganz Vorsichtige, und die meisten Teams entwickelten schnell eine gemeinsame Strategie. Dennoch: In drei Viertel aller Shows gewinnt am Ende doch der Jäger. In unserer Runde übrigens auch.

Das tut der Beliebtheit der Show keinen Abbruch. Seit dem Start vor fünf Jahren, damals noch im NDR-Fernsehen, ist die Zuschauergemeinde von „Gefragt – Gejagt“ kontinuierlich auf drei Millionen gewachsen – eine stolze Bilanz fürs Vorabendprogramm und neben starken Konkurrenten wie dem „Quizduell“. Deshalb können sich Quizfreunde freuen: Bis 25. November können sie jeden Freitag um 18.50 Uhr im Ersten wieder mitfiebern, vom 2. Dezember an montags bis freitags um 18 Uhr. Und am Sonnabend, den
4. März 2017, sogar auf dem Königssendeplatz um 20.15 Uhr in der Primetime. Die Fragen und Antworten der Finalrunden sind wie bisher auf der Seite www.daserste.de/unterhaltung/quiz-show/gefragt-gejagt/special/finalrunden-fragen-antworten100.html nachzulesen.

Nur eine Frage bleibt offen: Warum sind die Jäger eigentlich immer Männer? Wettkampf-Quiz ist tatsächlich männerdominiert, räumt Sebastian Jacoby ein, „in Foren wird schon diskutiert, warum eigentlich“. Pamela Müller meint, auch Jägerinnen seien willkommen: „Wir arbeiten daran.“

„Gefragt – Gejagt“ mit Alexander Bommes: freitags, 18.50 Uhr, ARD