Hamburg. Alles war ein wenig anders als in den Vorjahren bei der Verleihung der LeadAwards am Montag in den Deichtorhallen.

In diesem Jahr ist alles ein wenig anders. Die traditionelle Verleihung der LeadAwards 2016 fand zwar am Montagabend wie gewohnt in den Deichtorhallen statt – allerdings nicht in der Nord-, sondern in der Südhalle. „Hier ist die Ausstellung beheimatet, die zunehmend an Bedeutung gewinnt, weshalb die Verlegung ein konsequenter Schritt für uns war“, erklärte der Lead-Academy-Vorsitzende Markus Peichl.

Statt der üblichen rund 1000 Gäste waren nur 200 Leute aus der Medienbranche zu einem gesetzten Dinner geladen – unter ihnen G+J-Chefin Julia Jäkel, „Welt“-Chef Stefan Aust sowie die Fotografen F.C. Gundlach und Andreas Mühe. Die ehemals mehrstündige Verleihung wich einer knackigen Preisübergabe von weniger als einer Stunde. Nicht nur die Goldmedaillengewinner wurden gefeiert; auch sämtliche Preisträger einer Silber- und Bronzemedaille durften sich beklatschen lassen.

Weniger Überraschungen gab es bei den ausgezeichneten Magazinen und Zeitungen: Zum „LeadMagazin des Jahres“ wurde das „SZ Magazin“ gekürt. Silber in dieser Königsdisziplin ging an das General-Interest-Blatt ­„Vice“, die Musikzeitschrift „Spex“ wurde mit einer Bronze-Medaille ausgezeichnet.

„Dass die Verkäufe teils dramatisch zurückgehen, liegt meist nicht an den Blattmachern, Redaktionen und Verlagsmanagern. Unterm Strich und im Schnitt sind die Magazine heute viel besser gemacht als früher. Die Logik des Internet-Zeitalters führt zur Unlogik bei Magazinen und Zeitungen: Früher war die Qualität mau, aber die Auflagen waren hoch. Heute ist die Qualität deutlich besser, aber die Verkäufe sinken. Einmal mehr der Beweis, dass das Internet vieles auf den Kopf stellt“, sagte Peichl.

Die „B.Z.“ wurde „LeadZeitung des Jahres“ und mit zwei Goldauszeichnungen auch der große Sieger in der Hauptkategorie Zeitungen. „Sie hat den Boulevardjournalismus neu definiert, indem sie Breitenwirksamkeit, Ernsthaftigkeit und Anspruch verbindet“, so die Jury. Auf Platz zwei schaffte es das „Handelsblatt“, Rang drei belegte die „taz“.

„Berliner Morgenpost“ wurde für ein Online-Feature geehrt

In der Kategorie „Webfeature des Jahres“ wurden mit „Panama Papers“ und „Die große Flucht“ zwei Onlinebeiträge der „Süddeutschen“ ausgezeichnet. Außerdem wurde ein Beitrag gewürdigt, der in technischer Hinsicht richtungsweisend ist und die Potenziale des Onlinejournalismus aufzeigt: „Flüchtlinge in Berlin“ der „Berliner Morgenpost“ arbeitet mit Virtual-Reality-Mechanismen und belegt eindrucksvoll, welchen emotionalen Impact diese neue Technologie haben kann und wie sie die Berichterstattung im Web verändern wird. Ausgezeichnet wurde auch das Abendblatt für sein Onlineformat „Chefvisite“, dem wöchentlichen Video aus dem Leben von Chefredakteur Lars Haider.

Das Foto des Jahres, erschienen in „Focus“, „Spiegel“ und „Stern“, stammt von der Fotojournalistin Nilüfer Demir. Das berührende Bild zeigt den toten Flüchtlingsjungen Alan am Strand von Bodrum in der Türkei. Das Foto erhielt auch den Publikumspreis.

„Die LeadAwards sind der Seismograf der Print-Branche. Wir verspüren seit Jahren zwei Beben: Eines der Angst und eines großer Kraftanstrengungen, die Bewegung in die Branche bringen. Welches am Ende stärker sein wird, kann man nicht sagen. Wir, die Lead-Awards, zeigen die großartigen Leistungen. In der Hoffnung, dass sie am Ende gewinnen“, resümierte Peichl.

Dringend gesucht für die Lead-Awards-Verleihung im kommenden Jahr sind ein zusätzlicher Sponsor und Geldgeber. Denn 2017, wenn der bedeutende Medienpreis sein 25-jähriges Bestehen begehen wird, wollen die Veranstalter den Gästen einiges bieten: eine große Bühne für die Preisträger und ein Festival für Pu­blizistik mit Lesungen und Live-Veranstaltungen.

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Chefvisite #41: Ein Oscar für die Chefvisite

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