Hamburg. Die Macher von „11 Freunde“ haben eine Zeitschrift ganz ohne Fußball entwickelt. Handwerklich haben sie nichts falsch gemacht.
Der Titel führt völlig in die Irre. Eine neue Zeitschrift, die sich auf dem Cover mit Boris Becker schmückt, zudem ausführlich Golf-Legende Bernhard Langer porträtiert, „No Sports“ zu nennen, stiftet schlicht Verwirrung. Richtig wäre der Schriftzug „No Football“ gewesen, denn über Deutschlands Volkssport Nummer eins findet man in dem Magazin aus dem Hause Gruner + Jahr keine aktuelle Zeile.
Aber womöglich war der Bezug zu dem legendären Churchill-Zitat einfach zu reizvoll. „No Sports“, soll der Premierminister einst auf die Frage geantwortet haben, wie er denn mit seiner Vorliebe für Champagner und Zigarren so alt werden konnte. Die Macher des neuen Magazins, die sich sehr dezent auf dem Titel mit dem kleinen Stempel „ein Freund von 11 Freunde“ vorstellen, sind bekannt für Unkonventionelles. Die 2000 gegründete Zeitschrift hat sich im umkämpften Markt für Fußballhefte mit einer verkauften Auflage von monatlich fast 80.000 Exemplaren fest etabliert. „11 Freunde“ gilt als der etwas andere „Kicker“, ein Blatt, das ungewöhnliche Wege geht; in der neuen Ausgabe etwa erklärt Weltmeister Per Mertesacker sein Rentnerleben als Nationalspieler.
Nun also der fußballlose Freund von 11 Freunde. Was in etwa so wirkt, als würden sich die Macher des Fleisch-Magazins „Beef“ an einem Veganer-Special versuchen. Das kann klappen, muss aber nicht.
„No Sports“ fehlen die berührenden Geschichten
Handwerklich, das kann man sagen, haben „11 Freunde“-Erfinder Philipp Köster und sein Team nichts falsch gemacht. Eine Reportage über Boris Becker und seine zweite Karriere als Trainer von Novak Djokovic geht immer – genau wie eine Geschichte über den Weltklasse-Radsprinter Marcel Kittel. Und auch das Interview mit Stabhochspringer Raphael Holzdeppe über sein Arbeitsgerät („Es gibt keinen Porsche unter den Stäben“) liest sich gut. Das „Taschepacken“ mit Laura Ludwig und Kira Walkenhorst ist dagegen arg werbelastig geraten. „Für uns Sportler ist Eiweiß besonders wichtig“, preisen die Beachvolleyballerinnen das gelbe Döschen mit dem Pulver ihres Sponsors. Entschieden informativer dagegen das Cricket-Dossier. Wer schon immer wissen wollte, wie dieser urbritische Sport eigentlich funktioniert, in „No Sports“ wird er fündig.
Aber ist das schon echte Freundschaft? Da bleiben dann doch leise Zweifel. „No Sports“ fehlen die berührenden Geschichten des Originals, etwa die über die Hillsborough-Katastrophe, bei der 96 Fans im Sheffielder Stadion im Jahr 1989 starben. Und auch die Abteilung Humor des Ablegers kommt an die Klasse der „Günter Hetzer“-Kolumnen aus „11 Freunde“ nicht ran.
2017 soll „No Sports“ sechs mal im Jahr erscheinen. Genügend Zeit, das Heft besser zu machen. Manche Freundschaften müssen eben wachsen.