Hamburg . Die Fortsetzung des Musicals im Operettenhaus endet schon im September. Lindenberg-Musical könnte folgen.

Titel können manchmal auch trügerisch sein: „Das Phantom der Oper“ etwa. Das Phantom ist noch immer zu sehen – in Deutschland derzeit in Oberhausen – und längst das erfolgreichste Musical aller Zeiten mit als 130 Millionen Besuchern in 27 Ländern. „Liebe stirbt nie“, heißt die Fortsetzung. Aber die hält eben weder beim Veranstalter noch beim Publikum ewig: Das Musical-Unternehmen Stage Entertainment nimmt „Liebe stirbt nie“ schon nach knapp einem Jahr aus dem Programm. Am 25. September wird die letzte Show im Operettenhaus am Spielbudenplatz zu sehen sein.

Erst im Oktober vorigen Jahres hatte „Liebe stirbt nie – Phantom II“ Premiere auf St. Pauli gefeiert. „Wir hatten von Anfang an mit etwa einem Jahr Spielzeit geplant“, sagt Holger Kersting, PR-Chef bei Stage Entertainment. Es sei eine US-Tour von „Liebe stirbt nie“ geplant, bei der auch Teile des Hamburger Sets zum Einsatz kommen sollten. „Sie wurden extra für die Tour gebaut“, sagt Kersting.

Er bestätigte jedoch, dass es eine Option für 2016/17 in Hamburg gab. „Bei der Entscheidung, das Stück ein weiteres Jahr laufen zu lassen oder eben nicht, spielten mehrere Faktoren eine Rolle: Zum einen geht es um die Teile des Bühnenbildes, die in den USA benötigt werden. Zum anderen war aber das Feedback auf die Show nicht so gut. Absolut okay, aber nicht ausreichend für ein Folgejahr“, sagt Kersting. Ein 30-köpfiges Ensemble erzählt die Geschichte des Phantoms, das nach zehn Jahren Pause statt in Paris in New York auf seine große Liebe Christine hofft – aufwendig inszeniert mit mehr als 300 Kostümen und Orchester.

Welches Stück im Anschluss an „Liebe stirbt nie“ im Operettenhaus zu sehen sein wird, soll noch in dieser Woche bekanntgegeben werden. Gemunkelt wird, dass es ein Musical werden könnte, welches großen Hamburg-Bezug habe. Hier könnte das Udo-Lindenberg-Stück „Hinterm Horizont“ ins Spiel und auf den Spielplan kommen.

Dafür sprechen mehrere Indizien: Stage Entertainment hat bereits bestätigt, dass Ende August der letzte Vorhang für das Stück im Musical-Theater am Potsdamer Platz in Berlin fällt. Das Musical mit Lindenbergs Liedern erzählt eine Liebesgeschichte zur späten DDR-Zeit in den 80er-Jahren. Das Libretto hatte Autor Thomas Brussig („Sonnenallee“) in enger Abstimmung mit Lindenberg geschrieben. Und inszeniert hat das Stück Ulrich Waller, der Intendant des St. Pauli Theaters.

In Berlin haben „Hinterm Horizont“ seit der Uraufführung Anfang 2011 mehr als zwei Millionen Menschen gesehen. Besucher aus der Metropolregion Hamburg indes mussten für das dreistündige Stück bisher immer in der Hauptstadt übernachten – der letzte ICE Richtung Hamburg verlässt den Berliner Hauptbahnhof (tief) bekanntlich bereits um 22.45 Uhr..

Und Stage Entertainment, das außer in Hamburg und Oberhausen noch in Stuttgart Musical-Bühnen betreibt, muss mehr denn je aufs Geld achten. seit der Mehrheitseigner CVC Capital Partners, ein Investor aus Luxemburg, im Sommer vergangenen Jahres einen Anteil von 60 Prozent an dem Theaterunternehmen übernahm. Die 2003 gegründete Musicalschule Joop van den Ende Academy mit Sitz an der Deutschland-Zentrale in der Hamburger Speicherstadt wurde im Frühjahr geschlossen Sie blieb ein reines Zusatzgeschäft – mehr als 100 Nachwuchsdarsteller konnten dort kostenlos ihre Ausbildung absolvieren.

Die Hansestadt gilt zwar nach New York und London als die weltweit drittgrößte Musical-Metropole, nach der Übernahme der Stage prüft CVC aber genau, wie profitabel die einzelnen Geschäftsfelder sind. Das gilt auch für „Hinterm Horizont“ in Berlin und „Liebe stirbt nie“ in Hamburg. Jede einzelne Produktion muss Gewinn abwerfen, ansonsten wird sie eingestellt. Auch die Zukunft der drei weiteren Hamburger Stage-Stücke, dem Dauerbrenner „König der Löwen“ (läuft seit 2001), „Das Wunder von Bern“ (seit November 2014) und „Aladdin“, das erst im Dezember vorigen Jahres in der Neuen Flora Premiere hatte, steht jeweils neu auf dem Prüfstand.

In London läuft das beliebte „Phantom der Oper“ bereits im 30. Jahr. Da wirken auch die „Phantom“-Laufzeiten in Hamburg inzwischen kaum mehr erreichbar: Im 1990 trotz heftiger Proteste eigens erbauten Theater Neue Flora spielte es bis zum Jahr 2001 und danach noch mal von 2013 bis 2015.