Hamburg . An der Staatsoper dirigiert der Hamburger Generalmusikdirektor Kent Nagano am Sonntag die Uraufführung von Hosokawas „Stilles Meer“.
Noch nicht mal fünf Jahre ist es her, dass in Japan die Erde bebte und sich in einem Ort namens Fukushima der Traum von der Beherrschbarkeit der Atomenergie unter allen Umständen als Alptraum entpuppte. Für die Hamburgische Staatsoper hat der japanische Komponist Toshio Hosokawa als Meditation über diese Tragödie die Oper „Stilles Meer“ geschrieben, als postapokalyptisches Drei-Personen-Trauerspiel über eine Mutter, die den Tod ihres Sohns nicht wahrhaben will, und eine Dorfgemeinschaft, die trotz allem weiterzuleben versucht.
Hosokawa und der Regisseur Oriza Hirata erzählten ihre Geschichte mit sparsamen Gesten und Bildern. In einem leergefegten Bühnenbild aus einer schiefene Ebene, einigen Leuchtröhren und einem Steg, in Musik gefasst, die den Fast-Stillstand, die Fast-Lähmung der Betroffenen und Überlebenden überdeutlich betonte. Hosokawas Orchesterklang, eine meditative Mischung aus Klangschleierwolken und Stille, lag wie eine Firnis über diesem Bild, die Stimmen schwebten darüber, als Treibholz über Meereswellen. Nur in einigen kurzen Episden dröhnten rituelle Trommeln mit der archaischen Kraft einer Naturkatastrophe über diese Einöde hinweg.
Sensationell, anrührend, makellos: der Countertenor Bejun Mehta in der Rolle des Vaters. Die Koloratursopranistin Susanne Elmark überzeugte stimmlich und darstellerisch, der dunklere Mezzo von Mihoko Fujimura fügte sich harmonisch in diesen Dialog ein.
Mit seinem zweiten Premieren-Dirigat, einer Auftragsarbeit für das Haus, war der neue Generalmusikdirektor Kent Nagano gestalterisch voll und ganz in seinem Element. Die Philharmoniker bewiesen Größe und Qualität, Demut vor dieser Aufgabe und Sinn für Detailschärfe. Am Ende des Einakters, nach gut 90 Minuten, gab es euphorischen Beifall und stehende Ovationen für das gesamte Ensemble.
Weitere Termine: 27. / 30.1., 9. / 13.2. Infos: www.staatsoper-hamburg.de
Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der Dienstag-Ausgabe vom Hamburger Abendblatt.