Hamburg. Hamburgs neuer Generalmusikdirektor Kent Nagano dirigierte sein erstes Philharmoniker-Silvesterkonzert in der Laeiszhalle.

In den vergangen Jahrzehnten hatten Ingo Metzmacher und seine Nachfolgerin Simone Young dem Silverkonzert der Philharmoniker in der Laeiszhalle ihre programmatischen Stempel aufgedrückt. Generalmusikdirektor Kent Nagano, seit Beginn dieser Spielzeit neu in Hamburg und diesem Amt, ging bei seiner Premiere am Jahresende einen ganz anderen Weg: Er suchte die Stücke weder nach Launigkeit noch nach dem nächstgelegenen Dirigentenjubiläum aus, sondern verband sie über innere Zusammenhänge und würzte das Ganze mit einer großen Dosis musikgeschichtlichem Lokalpatriotismus. Ein Rezept, das beim Publikum in der ausverkauften Laeiszhalle bestens ankam.

„2015 war ein kompliziertes Jahr“, sagte Nagano in seiner Begrüßungsrede, „unser Leben wird anders, wir gehen in eine andere Welt.“ Die dann folgende Kombination von Bernd Alois Zimmermanns „Ekklesiastischer Aktion“ und dem Kyrie aus Bachs h-Moll-Messe war auf den ersten Blick radikal, auf den zweiten konsequent und sinnstiftend, denn Zimmermanns letztes Werk vor seinem Selbstmord 1970 ist von erschütternder Zeitlosigkeit.

Zwei Sprecher (André Jung und Thomas Thieme), ein Bariton (Dietrich Henschel) als Aussinger der Bibelpassagen und die Verknüpfung dieser Worte von Ewigkeitsanspruch mit Szenen aus jenem Kapitel von Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“, in dem Jesus in die Finsternis der Inquisitionszeit geworfen wird.

„Linzer Sinfonie“ als klassischer Abschluss

Die Charakterprägung der ersten Programmhälfte setzte sich nach der Pause fort: Nagano räumte das Dirigentenpodest, um es für die Dauer von drei Brahms-Motettensätzen dem Kirchenmusikdirektor von St. Michaelis zu überlassen. Als Revanche und Gegenbesuch gastdirigierte nun also Christoph Schoener die „Fest- und Gedenksprüche“, mit denen sich der blonde Hans aus dem Gängeviertel für die Verleihung der Ehrenbürgerschaft bei seiner Geburtsstadt bedankt hatte. Und als hätte der junge Mozart es geahnt, wie gut C-Dur als Vorwärtsvertonung in die Zielgerade eines Silvesterkonzerts passt, stand die „Linzer Sinfonie“ als klassischer Abschluss an.

Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der Wochenend-Ausgabe vom Hamburger Abendblatt.