Hamburg. Noch immer jeder Ton ein Treffer, singt er ironische Chansons von Kurt Tucholsky. Das Publikum dankt es ihm mit Ovationen.

Der Jubilar hat sein weißes Hemd vergessen. Macht nichts. Grau geht auch. Er sei der einzige, der mit seinem Auto auf die Bühne fahren dürfe, sagt der Bühnenarbeiter. Eberhard „Möbi“ Möbius stellt seinen Rollator ganz selbstverständlich neben den Tisch. Ein paar Blatt Papier, eine Leselampe, ein Glas Cola und seine unverstärkte Stimme, mehr braucht der 89-Jährige nicht, um anlässlich seines 70. Bühnenjubiläums im Ernst Deutsch Theater Fans und Weggefährten gebührend zu fesseln.

Der Begründer des schwimmenden Theaters „Das Schiff“ und des „Alstervergnügens“, als es noch keine Massenbetankung war, hat Geschichten für mindestens zehn Bücher im Gepäck. Angefangen vom Sitzenbleiben in der Schule („Die Direktion sagte, der ist so komisch, den müssen Sie alle kennenlernen“) parliert er sich durch ein pralles Theaterleben mitsamt stolzen vier Insolvenzen („Das war auch eine schöne Sache“). Möbi hat sie alle hinter sich gelassen.

Jede seiner Anekdoten sitzt. Vom Nachbarboot des „Schiffes“, auf dem einmal ein „Händler“ Stoff der besonderen Art an Jugendliche vertickte. Noch immer jeder Ton ein Treffer, singt er ironische Chansons wie „Ideal und Wirklichkeit“ von Kurt Tucholsky. Und er huldigt dem, was er am besten kann: dem literarischen Kabarett mit Texten von Franz Werfel oder August Graf von Platen. Auch ernste Stoffe kommen zur Sprache: Flucht, Tod, Kindsverlust. Möbi gibt ihnen auch in dieser Feierstunde Würde und findet stets zum Lachen zurück. Es gibt keine Reden, keine Blumen, nur Möbi, seinen Lebensfundus und ein paar Takte am Klavier. Auch beim Schlusslied, der „My Way“-Adaption „So war mein Leben“ wird er nicht sentimental. Er sehe sich nicht so sehr als Künstler, sondern als „Handwerker für Träume“, sagt ­Möbi. Das ist ihm sogar an seinem Ehrentag gelungen. Das Publikum dankt es ihm mit Ovationen.