Hamburg. Zum sechsten Mal ging die Verleihung im Hafen über die Bühne. „N-Joy-Morningshow “ aus Hamburg als beste Morgensendung ausgezeichnet.
Die Elbphilharmonie glänzt in der Abendsonne, das Licht fällt auf Kräne, glitzert auf der Elbe und spiegelt sich in Scheiben der Barkassen, die die Gäste zur Gala bringen. Einen Gutteil des Charmes, der den Deutschen Radiopreis ausmacht, zieht er nicht nur aus einer Gala, die den Spagat zwischen großem Brimborium und fast familiärem Umfeld einmal mehr schafft. Sondern auch aus der Stadt, in der er verliehen wird. Entsprechend gern kommen die 950 Gäste am Donnerstagabend in den Schuppen 52 im Hamburger Hafen, in diesem Jahr schon zum sechsten Mal.
Über den in knalligem Lila leuchtenden „roten Teppich“ flanieren Gäste, Laudatoren und Nominierte. Nicht nur Popstars und -sternchen wie a-ha („Take On Me“), Kwabs, Rea Garvey und Sarah Connor werden um Autogramme und Selfies gebeten: Auch Heiner Geißler signiert ein paar Karten, bevor die Macher hinter den Mikrofonen des manchmal als Nebenbeimedium belächelten Radios gefeiert werden – natürlich live übertragen auf 67 deutschen Radiostationen.
Zwei Auszeichnungen gehen in den Norden. Die vom Grimme-Institut berufene Jury lobt die von Andreas Kuhlage und Jens Hardeland moderierte „N-Joy Morningshow“ als nah am Leben, als Sendung, die keine „krampfhaft rosa-rote Morgenwelt“ darstellen würde. Authentizität wird belohnt. Nicht nur in der Kategorie „Beste Morgensendung“, sondern auch beim neu eingeführten Preis für den „Besten Newcomer“. Julia Bamberg von radio ffn hinterließe nicht den Eindruck einer Newcomerin, sie sei vielmehr „souverän, selbstbewusst, aber niemals selbstverliebt“, so die Jury. Zehn weitere Auszeichnungen werden in rascher Folge verliehen. Sie gehen in alle möglichen Ecken der Republik, an öffentlich-rechtliche Sender wie den WDR, der mit drei verschiedenen Wellen drei Preise bekommt: Siham El-Maimouni vom Funkhaus Europa, die keine Galarobe, sondern ein „Refugees welcome“-Outfit trägt, ist die „Beste Moderatorin“ des Jahres. Ihr Kollege Thorsten Schorn von 1Live geht als „Bester Moderator“ nach Hause. Und eines der letzten großen Interviews, die Fritz J. Raddatz vor seinem Tod gab, bei WDR 3, ist das „Beste Interview“ 2015.
Udo Lindenberg lässt es sich nicht nehmen, den Preis für die „Beste Programmaktion“, den „Sonderzug nach Pankow“, persönlich an die Moderatoren von radioBerlin 88,8 zu überreichen, die aus seinem Song vor wenigen Monaten ein Live-Konzert in einem echten Sonderzug der Berliner S-Bahn machten. Ein Überraschungsgast, der sogar die ansonsten gewohnt wortgewandte Moderatorin Barbara Schöneberger kurz aus dem Tritt und den Zeitplan etwas durcheinanderbringt.
Aber der Panik-Präsident hat schließlich auch noch etwas anzukündigen: Wie schon Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) vor ihm und El-Maimouni nach ihm appelliert er an die „bunte Republik Deutschland“. Um die noch bunter zu machen wird Lindenberg bald ein großes Konzert veranstalten, zusammen mit vielen Musiker-Kollegen. Vielleicht mit a-ha? Die Gruppe erhält im Schuppen 52 einen Sonderpreis – „für ihr vielfältiges Schaffen in den vergangenen 30 Jahren“. Noch im September erscheint das zehnte Studio-Album der Norweger, die sich 2010 vorübergehend getrennt hatten.
Aber auch die Privatradios gehen bei Weitem nicht leer aus. Toni Schmitt und Yvonne Fricke von 105,5 Spreeradio zum Beispiel erhalten den Preis für die „Beste Reportage“ aus den Händen von CDU-Politiker Heiner Geißler. Ihr Beitrag zu Schlepperbanden sei schließlich ein Appell an die Legalität der Einreise für Flüchtlinge geworden, sagte Schmitt. Auch Laudator Geißler forderte mit der ihm eigenen Klarheit ein Umdenken im Umgang mit dem Elend in der Welt. Eine Umsatzsteuer für Börsengeschäfte sei notwendig: „Es gibt Geld wie Dreck auf der Welt, es haben nur die falschen Leute.“