Hamburg. Das Filmepos „River of Fundament“ von Medienkünstler Matthew Barney und Komponist Jonathan Bepler läuft beim Sommerfestival.

Die Filmoper „River of Fundament“ ist ein ganz schöner Brocken – nicht nur wegen ihrer Länge von gut sechs Stunden (inklusive zwei kurzer Pausen), sondern auch inhaltlich. Was Medienkünstler Matthew Barney und Komponist Jonathan Bepler sich da ausgedacht haben, erschließt sich nicht auf den ersten Blick, weshalb Kampnagel-Chefin Amelie Deuflhard und Sommerfestival-Kurator András Siebold vor der Hamburg-Premiere am Mittwochabend eigenhändig Infomaterial an das Publikum verteilen.

Die Bildgewalt dieses Monumentalepos, bei dem es kurz gesagt ums große Ganze geht, Leben und Tod nämlich, funktioniert allerdings auch ohne Beipackzettel. Flackernde Hochöfen, riesige Schrottpressen, ein Fluss aus Fäkalien, dem langsam und bedächtig ein stummer Untoter entsteigt, Schlangen, Maden, eine tote, aufgeblähte Kuh: Das visuelle Trommelfeuer fasziniert, irritiert, ekelt – und langweilt zu fortgeschrittener Stunde auch mal.

Doch „River of Fundament“ ist nicht nur visuelles Spektakel: Barney, Documenta- und Biennale-Veteran, hat sich bei all dem, logisch, was gedacht: Sein Werk ist angelehnt an Norman Mailers Roman „Ancient Evenings“ (1983), der vom altägyptischen Edelmann Menenhetet erzählt, der durch drei Wiedergeburten zum Pharao werden will. In diesem Film-Kunststück nun ist es Mailer selbst, der durch eben jene Wiedergeburten im amerikanischen Literaturzirkel aufsteigen und seinem Idol Hemingway nahekommen möchte. Weshalb ein Großteil von „River of Fundament“ bei einem Leichenschmaus nach Mailers Tod in dessen Haus spielt.

Hier kommen Weggefährten, Freunde und Verwandte zusammen, darunter (als sie selbst) Ex-Schwer­gewichtsweltmeister Larry Holmes ­sowie die Schriftsteller Salman Rushdie und Jeffrey Eugenides. In den diversen Haupt- und Nebenrollen sind Schauspieler wie Ellen Burstyn, Maggie Gyllenhaal und Paul Giamatti zu sehen, ebenso Freejazz-Legende Milford Graves und Sängerin Debbie Harry. Ein ­illustrer Zirkel also, der sich versammelt hat, um ein diffus mystisches Drama aufzuführen. Am Ende bleibt die Botschaft übrig, dass das Sterben zum Leben dazugehört und deshalb gar nicht so schlimm ist. Dafür allerdings hätt’s keine sechs Stunden gebraucht.

„River of Fundament“ letzte Vorstellung: Sa 15.8.,
19 Uhr, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestraße 20, Karten von 8 bis 24 Euro unter www.kampnagel.de