Hamburg. Der Terminator ist zurück. In seiner Paraderolle gibt Arnold Schwarzenegger am 9. Juli sein Leinwand-Comeback.

He is back. Nach acht Jahren als Gouverneur von Kalifornien ist Arnold Schwarzenegger tatsächlich wieder zurück auf der Kinoleinwand. Und das in seiner ikonischen Rolle als Terminator. Zwar ist der US-Österreicher inzwischen 67 Jahre alt und färbt vermutlich sein Haar, doch mit seinen 1,89 Meter wirkt er in Jackett und offenem Hemd beim Interview immer noch ziemlich imposant.

Hamburger Abendblatt: Herr Schwarzenegger, Sie möchten dieses Interview auf Englisch führen statt auf Deutsch. Träumen Sie eigentlich auf Deutsch oder auf Englisch?

Arnold Schwarzenegger: Sowohl als auch. Alles, was mit dem Sprechen zu tun hat, spielt sich bei mir auf Englisch ab. Doch wenn es um Zahlen geht, wechsle ich automatisch ins Deutsche. Ich war schon als Kind gut in Mathematik, weil meine Eltern mich immer wieder abgefragt haben. Als Gouverneur habe ich in den Budgetverhandlungen im Kopf mitgerechnet. Da war ich meist fixer als die mit den Taschenrechnern. Alles mit Zahlen spielt sich ausschließlich auf Deutsch bei mir ab.

War es – nach acht Jahren als Gouverneur von Kalifornien – leicht für Sie, wieder in die Rolle des Terminators zu schlüpfen?

Schwarzenegger: Mir kommt es vor, als wäre ich nur ein Jahr vom Filmgeschäft weg gewesen. Wichtig ist, ob dich die Leute, mit denen du zusammenarbeiten sollst, nach all den Jahren noch akzeptieren. Mir hat das Spaß gemacht. Das Angebot zu diesem Film erreichte mich einen Monat, nachdem ich meinen Gouverneursposten abgegeben hatte. Ich hätte auch kein Problem gehabt, mir über kleinere Projekte den Weg zurück ins Filmgeschäft zu erarbeiten. Ich klettere lieber langsam den Berg hoch, als gleich auf der Bergspitze zu stehen und alles von oben zu betrachten.

Haben Sie als Gouverneur das Filmgeschäft vermisst? Und vermissen Sie jetzt wieder die Politik?

Schwarzenegger: Als Politiker stehst du eigentlich auch andauernd vor der Kamera! (lacht) Die Medien begleiten dich bei deiner Arbeit, du gibst regelmäßig Pressekonferenzen – ich habe allerdings keine fiktiven Charaktere spielen müssen. Die Herausforderungen des Amtes haben mich so in Anspruch genommen, dass mir gar nicht die Zeit blieb, an meine Schauspielkarriere zu denken.

Könnten Sie sich vorstellen, ein Comeback in die Politik zu wagen?

Schwarzenegger: Kommt darauf an, welche Position zur Verfügung stünde – das Amt des Präsidenten würde mich reizen! (lacht) Aber das funktioniert leider nicht, weil ich kein gebürtiger Amerikaner bin. Ich hatte bei meiner politischen Arbeit nie vor, die Karriereleiter hochzuklettern. Ich habe viele Politiker dabei beobachtet, wie sie sich um immer neue Ämter bemühen. Das ist ihr Lebensinhalt. Ich ticke da anders. Es gibt genügend politische und gesellschaftliche Herausforderungen, bei denen man auch ohne Amt die Initiative ergreifen kann. Etwa durch meine umweltpolitische Organisation „R20“.

Als Terminator geben Sie den großen Beschützer. Wann haben Sie das letzte Mal jemanden beschützt?

Schwarzenegger: Ich möchte nicht nur einen Menschen schützen, sondern die Welt davor bewahren, dass wir unsere Umwelt vernichten. Jährlich sterben sieben Millionen Menschen an Umweltverschmutzung, weil wir nicht von den fossilen Brennstoffen wegkommen. Die Klimaveränderung ist auch eine große Gefahr für die Zukunft, doch bereits heute müssen viele Menschen an Krebs und anderen Krankheiten sterben, die durch Umweltverschmutzung hervorgerufen werden.

Haben Sie immer noch Ihren Hummer?

Schwarzenegger: Ich habe vier davon ...

Mit welchem Treibstoff fahren diese Riesenfahrzeuge eigentlich?

Schwarzenegger: Einer mit Wasserstoff und die anderen mit Bio-Diesel.

Wenn Sie eine Reise in die Vergangenheit unternehmen könnten, welche Fehler würden Sie gern vermeiden, was würden Sie verändern?

Schwarzenegger: Ich würde nichts verändern. Ich bin glücklich mit meinem Leben und würde mit niemandem tauschen wollen. Wissen Sie, es ist offensichtlich, dass ich Fehler gemacht habe, was einige der Entscheidungen angeht, die ich im Job und auch in meinem Privatleben getroffen habe. Aber wenn ich eine Zeitreise unternehmen dürfte, würde ich gern in die Zeit reisen, als in Ägypten die Pyramiden erbaut wurden. Sie faszinieren mich. Ich habe schon so viel darüber gelesen und wüsste gern genau, was für Geheimnisse sich dort verbergen.

Was war Ihre spannendste Zeit? Die als Bodybuilder, als Schauspieler oder als Politiker?

Schwarzenegger: Das Spannendste war sicher meine Zeit als Staatsbeamter. Ich habe wirklich versucht, dem Volk zu dienen. Politiker vertreten ja nicht per se das Allgemeinwohl. Doch als staatliche Führungsperson kannst du verschiedene politische Gruppierungen dazu bringen, zum Wohle der Öffentlichkeit Kompromisse einzugehen. Diese Möglichkeit hat mich besonders fasziniert und war für mich auch der erfreulichste und zufriedenstellende Aspekt meiner Position. Insofern war das Amt des Gouverneurs der beste Job, den ich je hatte.

Wenn man sich die politische Szene in Amerika dieser Tage anschaut, so scheint dort eine zunehmende Polarisierung stattzufinden. Ist konstruktive Politik überhaupt noch möglich?

Schwarzenegger: Ich habe eher den Eindruck, dass weltweit eine Polarisierung stattgefunden hat. Wenn ich herumreise, höre ich überall dieselben Beschwerden: dass Parteien gegeneinander arbeiten und sich kaum für gemeinsame Beschlüsse zusammentun. Ich hoffe, dass sich das bald ändert und die Menschen zur Vernunft kommen. Die Partei ist das Vehikel, das dich ins Amt bringt. Doch sobald du ein führendes Amt bekleidest, musst du den Weg gehen, der für das Volk gut ist, jenseits von Parteiinteressen.

Fühlen Sie sich wie die Verkörperung des amerikanischen Traums?

Schwarzenegger: Auf jeden Fall!

Hatten Sie das immer so geplant?

Schwarzenegger: Es hat sich irgendwie ergeben. Ich wollte meine Träume leben, und Amerika bewies sich für mich als ein Land, in dem du das machen kannst – wenn du genügend Willenskraft mitbringst. Hätte ich mich auf klassische Musik spezialisiert, wären Österreich oder Deutschland besser geeignet gewesen, aber ich wollte halt Weltmeister im Bodybuilding und dann Schauspieler werden. „Muscle Beach“ befindet sich nun mal in Kalifornien, genau so wie Unmengen Fitnesszen­tren, wo die Besten der Besten zusammenkommen. Hollywood ist auch dort. Deswegen ging ich hin und habe meine Ziele mit viel Entschlossenheit und harter Arbeit erreicht.

Halten Sie die USA nach wie vor für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

Schwarzenegger: Absolut! Ein Grund dafür ist, dass die Menschen in Amerika dir den Erfolg nicht neiden. Wenn du ihnen erzählst, dass du gerade deine erste Million verdient hast, zerkratzt dir deshalb keiner den Wagen. Sie freuen sich mit dir und feiern es.

Haben Sie das so erlebt, als Sie Millionär wurden?

Schwarzenegger: Ja, ich hatte ein Haus für 200.000 Dollar gekauft und hörte am Telefon, dass es nun über eine Million wert sei. Ich stand gerade im Fitnesscenter, es waren etwa 25 Leute da, die zusammenkamen und mit mir feierten. Das ging durch den Lautsprecher: „Alle mal herhören, Schwarzenegger ist gerade Millionär geworden!“ Die Leute lassen sich durch deinen Erfolg inspirieren.

Für wen ist es schwieriger, älter zu werden: für den Terminator oder für Arnold Schwarzenegger ?

Schwarzenegger: Es ist in beiden Fällen kein Problem. Für den Terminator muss im Drehbuch das Passende stehen, und im echten Leben muss ich mich fit halten. Ich trainiere jeden Tag mit Gewichten, absolviere ein Cardio-Programm mit Fahrradfahren und Schwimmen, im Winter laufe ich oft Ski. Ein Körper, der immer in Bewegung ist, bleibt nun mal besser in Form. Du lebst nicht länger, aber kannst dein Leben länger genießen. Ich kenne Leute, die noch mit über 80 Jahren Ski fahren.

Also stehen Sie Ihrem „Terminator“-Gegenspieler, dem jungen Kollegen Jason Clarke, trotz des Altersunterschieds in nichts nach?

Schwarzenegger: Doch – wir waren gestern Abend zusammen aus und haben beide dicke Zigarren geraucht. Aber in meinem Alter hat man dann am nächsten Tag jede Menge Tränensäcke. Ich hätte heute wohl besser eine Sonnenbrille aufgesetzt.

„Terminator: Genisys“ ab 9.7. im Kino