Hamburg. Viele der durchproduzierten, glatten Studio-Aufnahmen seines aktuellen Albums machte er zu musikalisch aufregenderen Live-Versionen.

Gute zwei Stunden lang gab Johannes Oerding beim ausverkauften Abschlusskonzert seiner „Alles brennt“-Tour in der Sporthalle alles. Viele der durchproduzierten, glatten Studio-Aufnahmen seines aktuellen Albums machte er zu musikalisch aufregenderen Live-Versionen. Es stimmte die Mischung der Songs, alte und neue Lieder, fifty-fifty. Die Lieder erhielten mehr Höhen und Tiefen, es wurde laut, dann wieder ganz leise.

Wie von ihm versprochen, gab es ein Konzert „mit ein paar Überraschungen, aber ohne Konfettiregen und Pyroshow“. Oerding ließ E-Gitarrist, Bassist und Schlagzeuger für Instrumentensoli auch mal allein auf der Bühne im Scheinwerferlicht. Für Abwechslung sorgte dann ein auf Gitarre und Gesang reduziertes „Nostalgiemedley“, in dem alte Songs neu interpretiert wurden. Oft wurde das Publikum mit einbezogen, sollte mitsingen und klatschen, mit Handys leuchten. Den Song „Nie wieder Alkohol“ kombinierte Oerding mit „Rehab“ von Amy Winehouse, den Hit „Uptown Funk“ von Mark Ronson und Bruno Mars sang er mit eigenem deutschen Text.

Johannes Oerding hatte angekündigt, dass das Konzert für seine erste Live-DVD aufgezeichnet werden würde. Am Ende des Abends könnte manch ein Zuhörer den Eindruck bekommen haben, „Jonny Controletti“ wollte diesmal ein wenig zu viel.

Zugaben gab es ohne Ende. Nur er und seine Gitarre auf einem Podest im Zuschauerraum, das wäre der perfekte Abgang gewesen. Überraschenderweise folgten dann noch mehrere Songs. Es ging wieder mit der ganzen Band auf die Bühne. Passend sang Oerding schließlich „Ich will noch nicht nach Hause“ – das jedenfalls glaubte man ihm gerne.

Und auch danach ging er immer noch nicht nach Hause, sondern sang lieber zum zweiten Mal „Alles brennt“. Ein etwas früherer Abgang wäre sicher dramatischer gewesen, zumal das Konzert mehr als zufriedenstellend war. Oerding bot seinen Fans viel. Das Pu­blikum war begeistert und auch noch nach der zigsten Zugabe voll dabei. Aber besser so, als ein zu schneller Abgang, der einen mit Lust auf mehr dastehen lässt. Es wird ihm keiner übel genommen haben.