Hamburg. US-Sänger Gregory Porter moderiert am Donnerstag gemeinsam mit Roger Cicero die Gala zur Verleihung des Echo Jazz.

Gregory Porter ist zuversichtlich: „Ich habe zwar noch nie eine Gala moderiert, aber ich werde spontan sein und mich so unverstellt geben, wie ich bin. Das klappt schon.“ Zusammen mit seinem Musikerkollegen Roger Cicero wird der 42 Jahre alte Jazzsänger am 28. Mai in einer Halle auf dem Werftgelände von Blohm & Voss durch den Echo Jazz führen.

Nachdem Till Brönner vor zwei Jahren diese Aufgabe mit Bravour gemeistert hat, haben die Organisatoren vom Bundesverband Musikindustrie sich in diesem Jahr wieder dafür entschieden, Kenner der Szene aufs Podium zu lassen. Im Abendblatt-Interview räumt Porter zwar ein, dass er ein fürchterliches Namensgedächtnis habe, aber zu seinem Saxofonkollegen Branford Marsalis zum Beispiel wird ihm sicher einiges einfallen. Auch sein Co-Host Roger Cicero ist seit Jahrzehnten in der deutschen Jazz-Szene zu Hause und kennt viele der Preisträger persönlich. Dusselige Dampfplauderei steht also nicht zu befürchten.

Mit der Verpflichtung von Porter ist dem Bundesverband ein echter Coup gelungen, denn der schwergewichtige Mützenträger mit dem sonoren Bariton hat sich in den vergangenen fünf Jahren zu einem Vokalisten von Weltrang entwickelt. Das amerikanische Fachmagazin „Downbeat“ wählte ihn in seiner letzten Umfrage zum besten Sänger. „Es hat ein bisschen gedauert, bis ich Aufmerksamkeit bekommen habe“, sagt Porter. „Vielleicht habe ich diese Zeit aber auch gebraucht.“

Im Musikbusiness ist er seit mehr als 15 Jahren tätig. Porter hatte diverse Engagements in Musicals, unter anderem verkörperte er eines seiner Idole in „Nat ,King‘ Cole and Me“, und er stand auch am Broadway in „It Ain’t Nothing But The Blues“ auf der Bühne. Der Mann aus San Diego hatte Ende der Nullerjahre auch verschiedene regelmäßige Engagements in New Yorker Clubs wie dem Smoke oder in St. Nick’s Pub in Harlem.

„Aber ich liebe es, auf Tour zu gehen. Ich bin in fast jedem Teil der Erde gewesen“, sagt er. Bei seinen Konzerten wirkt der schwergewichtige Porter auf der Bühne oft wie ein tapsiger Bär. Sein Vollbart und die dunkle Ballonmütze, die er immer trägt, verstärken diesen Eindruck. Man kann sich gut vorstellen, wie er als Collegespieler die Defensive im Footballteam der San Diego State organisiert hat und mit seinen riesigen Pranken zugepackt hat, wenn ein Gegner sich ihm näherte. Doch von der Aggressivität des Footballs ist heute nichts mehr zu spüren. Porters Stimme hat eine samtene dunkle Färbung, er kommuniziert während der Auftritte gern mit seinem Publikum, egal, wo er auftritt. „Ich freue mich besonders, wenn ich in Länder komme, wo der Jazz nicht zu Hause ist“, sagt er. In diesem Jahr wird Porter unter anderem im Libanon, in Israel, der Türkei und Südkorea auftreten. „Es ist toll, andere Länder, andere Menschen und anderes Essen kennenzulernen.“

Zu Hamburg hat er eine besondere Beziehung. Fünfmal hat er in den vergangenen Jahren hier gesungen, zweimal beim Elbjazz Festival, beim Überjazz auf Kampnagel, in der Laeiszhalle und im Stadtpark: „Die Auftritte in der Laeiszhalle und in der Berliner Philharmonie waren für mich herausragende Erlebnisse.“ Beim letzten Hamburger Auftritt im vergangenen Herbst kam Porter mit dem Metropole Orkest, doch im Moment denkt er über eine ganz kleine Besetzung nach: „Nur mit einem Gitarristen auf Tour zu gehen, wäre eine Herausforderung“, sagt er.

Aber so ein Projekt steht noch in den Sternen, denn Porters Terminkalender ist randvoll. Nachdem er inzwischen drei Alben herausgebracht hat, denkt er über ein Nachfolgewerk zu „Liquid Spirit“ nach und schreibt auch schon an Texten. Auch das unterscheidet ihn von vielen berühmten Jazzsängern. Die meisten von ihnen waren nur Interpreten, Porter schreibt einen großen Teil seiner Songs selbst.

„Liquid Spirit“ ist bereits 2013 erschienen, zuletzt war er mit einem Beitrag auf Van Morrisons Album „Duets“ vertreten. So wie Porter ein Fan der Musik von Nat „King“ Cole, Abbey Lincoln und Nina Simone ist, gehört er selbst zu Morrisons Favoriten. „Er war in zwei, drei Konzerten von mir in England, ohne dass ich es wusste. Er war so begeistert, dass er mich auch zu den ,Duets‘-Sessions eingeladen hat, und die waren wirklich cool.“

Fans von Gregory Porter können den außergewöhnlichen Sänger in diesem Jahr in Hamburg nur bei der öffentlichen Echo-Jazz-Gala erleben, oder sie müssen einen Ausflug nach Kiel machen. Dort spielt er mit dem Metropole Orkest am 25. Juli beim Schleswig-Holstein Musik Festival.

Echo Jazz Gala Do 28.5., 20.30 Uhr, Blohm+Voss, Hermann-Blohm-Straße 3, Karten 44 Euro