Bücher sind jedes Jahr ein Hit unterm Weihnachtsbaum. Wir stellen eine Auswahl vor. Zahlreiche Autoren aus der Region haben wieder Genüssliches, Sehens- und Lesenswertes auf den Markt gebracht.

Norderstedt. Trotz elektronischer Medien, die unaufhaltsam auf dem Vormarsch sind, bleibt das gute alte Buch ein Hit unterm Weihnachtsbaum. Zahlreiche Autoren aus der Region haben wieder Genüssliches, Sehens- und Lesenswertes auf den Markt gebracht. Das Abendblatt stellt eine kleine Auswahl vor.

Die Norderstedter Malerin Beatrix Berin Sieh legt in „Verlassene Räume“ ihren zweiten Bildband über die Türkei vor. Wie im ersten Band „Istanbul“ gibt es kein einziges Zugeständnis an touristische Ansichten wie die Hagia Sophia, die Blaue Moschee oder die Galata-Brücke.

Beatrix Sieh führt in verlassene Räume, in denen die einstigen Bewohner mit ihren letzten Spuren ein Stück ihres Lebens hinterlassen haben, eine Bettdecke, die aufgeschlagen ist, Gardinen, die sich vor zerschepperter Fensterscheibe im Wind blähen, Schuhe in der Türecke, verkohlte Holzscheite im Kamin, vergorene Milch in alten Flaschen, Disteln, die sich ihre Lebensräume zurück erobern.

Im ersten Teil des Bildbands bietet Sieh einen Einblick in Ayvalik und Gunda, gelegen in einer Bucht an der Ägäisküste. Zahlreiche Kirchen, Klöster und weitere Gebäude erzählen von der griechischen Zeit Ende des 19. Jahrhunderts, als in Ayvalik mehr als 20.000 Griechen und nur 180 Türken lebten.

Die Künstlerin, die ab 11. Januar eine Ausstellung mit ihrer Mutter, der Künstlerin Erika Sieh, in der Rathaus-Galerie in Norderstedt zeigt, rückt mit „Verlassene Räume“ Bauweisen und Lebensformen der Vergangenheit der Türkei, insbesondere von ihrer Geburtsstadt Istanbul, in den Fokus. Sie schickt den Betrachter des Bildbands auf eine Reise in die Historie der Häuser und ihrer Bewohner, der Gassen und ihrer Passanten.

„Es gibt verschlossene und offene Räume, immer aber besitzen sie eine Aura und warten darauf, wieder entdeckt zu werden“, sagt Sieh. Sie bewegt sich vorsichtig in diesen Räumen, denn eigene Spuren will sie nicht hinterlassen. Sie ist nur eine Besucherin.

Im Istanbul-Part widmet sie sich dem Stadtteil des Großen Basars mit seinen zahlreichen ehemaligen Karawansereien, in denen die Kamel-Karawanen rasteten. Heute sind diese dunklen Gewölbe Werkstätten und Lager. Sieh spürt verlassene Hamams auf mit ihren verwinkelten Kuppelräumen und marmornen Bodenfliesen und Wandkacheln.

Galata, Fener und Balat schließlich erzählen vom friedlichen Zusammenleben der Juden und Christen im einstigen Konstantinopel (Beatrix Berin Sieh: „Verlassene Räume“ und „Istanbul“, Buchhandlung am Rathaus, Rathausallee 42, Norderstedt).

Ein anderer Künstler aus Henstedt-Ulzburg schrieb gleich sein ganzes Leben auf. Beginn: 11. November 1933. „A – One – Two – Three – Four – Once More!“ titelte der Vibrafonist Wolfgang Schlüter seine Memoiren, mit denen er gleichzeitig ein Stück deutsche Jazz-Geschichte aufschrieb. Er gab es im Eigen-Verlag heraus, „weil ich mir nicht reinreden lassen wollte.“

In locker plaudernder Form nimmt er seine Fans mit in sein Leben. „Meine musikalische Laufbahn begann im Gemüsegarten eines Bauernhofs im ostpreußischen Herzogswalde“, schreibt der Jazz-Musiker. Er spielte vor zahlreichem Federvieh, nur der Hahn und der Ganter mochten sein Spiel auf einem zwölfbässigen Akkordeon offenbar nicht und attackierten ihn. Der erste landete in der Suppe, der zweite in Einzelhaft.

Er beschreibt das Leben als Kind in Hitler-Deutschlandund erste Erfolge in Berliner Kellern, ob Ost oder West. Als es in Ost politisch eng wurde, zog es ihn nach West-Deutschland, glücklich wurde er dabei erst spät, zu groß waren die Ressentiments gegen den Jazz und die Vorliebe für tanzbare Musik.

Wolfgang Schlüter erzählt, warum er das Schlagzeug sein lassen musste und dafür das Vibrafon wählte, auf dem er heute Weltklasse ist. Dafür gab’s im vorigen Jahr den Jazz-Echo. Michael Naura, Peter Rühmkorf und Lionel Hampton waren seine Wegbegleiter, er spielte mit der NDR-Bigband und dem Tango-Orchester von Alfred Hause. Ein Leben wie eine große Jazz-Symphonie. (Wolfgang Schlüter: „A – One – Two – Three – Four – Once More!“, Eigen-Verlag über Book on Demands 168 Seiten, Taschenbuch, 12,90 Euro).

Etwas Genüssliches ist das Hauptthema der Autorin Marion Kiesewetter: Kuchen und Torten. Ihr Band „Auf die süße Tour“ stellt auch idyllische Landcafés der Region vor, beispielsweise das Hofcafé in Groß Niendorf und die Keksdose in Sülfeld.

Karin Humfeldt und Trautchen Lau sind die kreativen Konditorinnen des Hofcafés an der Dorfstraße 24 und präsentieren in dem Kiesewetter-Band beispielsweise eine Herrentorte mit Rumsahne, eine Ozean-Torte und eine Essig-Torte. Die Rezepte gibt es dazu.

Gleich nebenan in Sülfeld, Stoltenweg 2, kredenzt Manuela Loßner Keksträume, darunter Stollensterne und Erdnuss-Karamell-Kugeln. Auch diese Rezepte nennt das Buch. Eine Landkarte gibt eine Übersicht über die Lage der Cafés, die appetitanregenden Fotos machten Ursula Sonnenberg und Hans Dieter Kellner. (Marion Kiesewetter „Auf die süße Tour“, Boyens-Verlag, 152 Farbseiten, 14,95 Euro). Jetzt schob der Verlag Marion Kiesewetters „Lust auf Frühstück und Brunch in norddeutschen Cafés“ nach, für das die Autorin offenbar kein Café in dieser Region entdeckt hat. (144 Farbseiten, 14,95 Euro.)

Für Entdecker der Natur hat der Wachholtz-Verlag Neumünster seine drei Naturführer-Bände durch Schleswig-Holstein im handlichen Format herausgegeben. Ob Algen oder Kormorane, Heide, Moore oder Salzstockgebirge, Küsten oder Hügelland, die Naturführer führen mit Karten, Landschafts-, Tier- und Pflanzen-Aufnahmen durch Schleswig-Holsteins Flora und Fauna (Naturführer Einzigartig durch Schleswig-Holstein, Herausgeber Landesamt für Natur und Umwelt, Wachholtz-Verlag, 240 bis 256 Farb-Seiten, jeweils 9,90 Euro im Buchhandel oder unter www.wachholtz-verlag.de im Internet).