Hamburg . Schauspielhaus-Intendantin erklärt sich und ihre Arbeit als Gast des Kulturforums. Mischung mache den Staatstheaterauftrag aus.

Als sie als „kulturell bedeutende Powerfrau“ vorgestellt wird, muss Karin Beier doch lächeln und einen winzigen Moment zucken die Augenbrauen süffisant nach oben. Zum Glück war es das dann aber auch weitgehend, die Sie-als-Frau-Fragen halten sich beim Gespräch des Kulturforums im sehr gut gefüllten Marmorsaal des Schauspielhauses angenehm in Grenzen. Nur einmal will Moderatorin Inge Volk wissen, wer denn bloß heute Abend die Tochter ins Bett bringe, wenn die Mama doch auf dem Podium sitzt? Der Vater, lautet die naheliegende Antwort, sowas. Immer wieder verblüffend, wie wenig mit den Männern arbeitender Frauen gerechnet wird.

Womit sich die Regie führende Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier in den bislang rund 14 Monaten ihrer Amtszeit noch beschäftigt hat, darüber gab sie im Anschluss ausführlich Auskunft; wer zuhörte, konnte einiges über Spielplangestaltung und das Hamburger Publikum lernen. Das, so Beiers Beobachtung, „lacht gern“. Kurze Pause. „Komödien kommen hier sehr gut an, anderes nicht so.“ Wer allerdings glaubt, dass an dieser Stelle nun das Jammern über den kunstfernen Zuschauer folgt, der irrt: „Ich finde nicht, dass wir uns einen Zacken aus der Krone brechen, wenn wir ab und zu Boulevard machen“, sagt Beier und erklärt sogleich, dass das von ihr selbst in Szene gesetzte Ayckbourn-Stück „Ab jetzt“ ein sogenanntes „Schnellaufbaustück“ sei, die Kulisse aus Wänden bereits abgespielter Stücke stammen, sie selbst empfinde sich da „eher als Spielleiter denn als Regisseur“. Pragmatismus. „In gewissem Maße spekulativ“ sei das, gibt sie zu. Andererseits zeigt sie aber auch einen anstrengenden Castorf, aus künstlerischen Gründen, „wissend, dass man da vielleicht manchmal vor 300 Leuten spielt“, es sei die Mischung, die den Staatstheaterauftrag ausmache.

Nicht immer gefällt dieser Anspruch allen: Als das Stück „Die Neger“ auf dem Spielplan stand, habe es sogar Morddrohungen und Hakenkreuzschmierereien an der Fassade gegeben. Anonyme Kritik im Internet empfindet Karin Beier, so formuliert sie es, als eine Form der „modernen Steinigung“.

Aber auch das ist vielleicht ein Auftrag: der eines „Trotzdem“. Sie wolle nicht „mit Samthandschuhen und Filzpantoffeln“ Programm gestalten, stellt Beier klar: „Wir sind an einem Punkt, der so hysterisiert ist! Konsumkritik geht, Westkritik geht auch, Islamkritik geht nicht ... Ich fühle mich da unfrei!“ Sie wolle auch einen Blickwinkel einnehmen dürfen, der politisch unkorrekt sei. Welcher das konkret sein kann? Karin Beier lächelt wieder – und schweigt. Nächste Woche wird der neue Spielplan präsentiert.