Das beschauliche „Friesland“ wird zum zweiten Mal Schauplatz für einen unterhaltsamen Fernsehkrimi an diesem Sonnabend im ZDF. Hervorheben muss man die Musikauswahl in „Friesland“.

„Nur Schafscheiße und Sauwetter!“ Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler) ist wenig begeistert, aus dem heimischen Wilhelmshaven nach Ostfriesland fahren zu müssen. Und noch weniger angetan davon, dass die beiden Großdorfpolizisten Jens Jensen (Florian Lukas) und Süher Özlügül (Sophie Dal) ihre Leiche gern für sich behalten wollen. Denn es gilt, die Dienststellenleitung zu sichern, die mögliche Beförderung sorgt für Zwist zwischen den Kollegen. Und für eher ungewöhnliche Ermittlungserfolge: Zwar heben sie einen geheimen Glücksspielring aus, doch da neben dem Bestattungsunternehmer und so ziemlich allen anderen Bewohnern Leers auch Özlügüls Vater Günesh (Tayfun Bademsoy) beim „Chickenshit-Bingo“ mitwettet, lässt sich daraus nur bedingt Kapital schlagen.

Der ermordete Türsteher hingegen, der scheint eher die Beförderung sichern zu können. Wenn man bloß wüsste, wer den in Drogengeschäfte verwickelten Sohn des Biobauern Bilstedt (André Jung) um die Ecke gebracht hat.

Der zweite Krimi der „Friesland“-Reihe spielt erneut auf unterhaltsame Weise mit den Tücken des Lebens auf dem platten Land, mit den unterschiedlichen Ermittlercharakteren und einem hübschen Beiwerk schrulliger Nebenrollen. Unter der Regie von Dominic Müller zoffen und zanken sich Özlügül und Jensen, er wirft ihr vor, sie würde ja ohnehin bevorzugt, des „Frauen- und Ausländerbonus“ wegen, und überhaupt sei er ja der viel geeignetere Kandidat und „optimal vernetzt“ dazu. Das bedeutet vor allem, dass er von der extrem neugierigen Apothekerin Insa Scherzinger (Theresa Underberg) mit Informationen versorgt wird. Die wäre zu gern eine Forensikerin und lässt sich auch vom jähzornigen Brockhorst nicht davon abbringen, an Leiche und Fundort herumzudoktern.

Das Drehbuch von Arne Nolting und Jan Martin Scharf hält neben neckischen Dialogen und der einen oder anderen Wendung auch eine Kriminalgeschichte bereit, die, wenn nicht herausragend, so doch zumindest guter Durchschnitt ist. Bloß manchmal wünschte man sich, dass der Humorholzhammer im Regal geblieben wäre: Müssen die beiden Hamburger Drogendealer, die plötzlich im beschaulichen Leer auftauchen und schnell zu den Hauptverdächtigen von Özlügül und Jensen werden, wirklich Blohm und Voss mit Nachnamen heißen? Aber man ist geneigt, solche Ausreißer zu verzeihen, schon wegen der angenehmen Normalität, mit der das Miteinander der Deutschtürkin und des Friesen angegangen wird. Keine bemühten Vorzeigeintegrationsleistungen, keine überzogene Vorsicht, sondern Alltag.

Hervorheben, gerade im Vergleich mit vielen anderen Fernsehfilmen, muss man darüber hinaus die Musikauswahl in „Friesland“. Bei der halboffiziellen Ermittlung in der örtlichen Großraumdisco laufen im Hintergrund Seals „Killer“ und Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“, ursprünglich mal gute Songs, die heutzutage aber tatsächlich nur noch in ländlichen Tanzschuppen laufen. Und eine der Schlüsselszenen ausgerechnet mit Pete Wingfields „Eighteen With A Bullet“ zu unterlegen, zeugt auch von alles anderem als von schlechtem Geschmack. Der ebenfalls schön ausgewählte Song im Abspann, der bereits andeutet, wie es wohl mit Özlügül und Jensen weitergehen wird (eine dritte Episode ist bereits in Planung, Arbeitstitel „Klootschießen“), soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden.

„Friesland – Familiengeheimnisse“ kann man sich bedenkenlos anschauen, wenn man einfach 90 Minuten lang unterhalten werden möchte. Mehr nicht. Aber eben auch nicht weniger.

„Friesland – Familiengeheimnisse“, Sa 20.15 Uhr, ZDF