„Hörwerk und Kunstwerk“ ist eine von 16 externen Konzertreihen der Hamburger Hochschule für Musik und Theater – eine gute Übung für die Praxis. Donnerstag spielt das Trio Bremenella in der Kunsthalle.

Hamburg. Die Vorgaben sind eindeutig: weihnachtliches Programm, Alte Musik, Cembalo. „Daraus kann man ein abwechslungsreiches Konzert entwickeln“, sagt Olga Chumikova. Mit ihrem Trio Bremenella wird sie am morgigen Donnerstag in der Hamburger Kunsthalle spielen. Durchaus kein ungewöhnlicher Ort für Konzerte: Seit zwei Jahren schon laufen dort klassische Konzerte der Reihe „Hörwerk und Kunstwerk“. Sie gehören zu den 18 externen Konzertreihen der Hochschule für Musik und Theater (HfMT).

Die 30 Jahre alte Olga Chumikova studiert Kirchenmusik an der HfMT. Noch in ihrer Heimat Russland hat sie Klavier und Orgel studiert, in Hamburg widmet sie sich inzwischen überwiegend dem Cembalo und Alter Musik. Zusammen mit ihren Kollegen, der Sängerin Anna Tertajan und dem Trompeter Evgeny Yatsuk, hat sie in den vergangenen Wochen viel Literatur gewälzt und Kantaten sowie Sonaten von Bach und Purcell, von Gabrieli, Couperin und anderen ausgewählt.

Organisiert werden diese Konzertreihen außerhalb der HfMT von Heike Ressel. Die 44 Jahre alte Kulturmanagerin und ausgebildete Geigerin gehört zum Career Center der HfMT. „Diese Konzertreihen haben eine wichtige berufsvorbereitende Funktion für die Studierenden“, sagt Ressel. „Hier können sie auch an ungewöhnlichen Konzertorten Auftrittserfahrungen sammeln und ihre künstlerischen Fähigkeiten außerhalb der Hochschule unter Beweis stellen.“ Ressel selbst ist bei vielen der jährlich mehr als 90 Konzerte anwesend, um den Studenten Rückmeldung zu geben: „Ein professionelles Feedback ist wichtig“, sagt sie. Ihre Arbeit fängt jedoch schon früher an. Ressel besucht viele der hochschulinternen Konzerte, um zu sehen, wer schon geeignet ist, um außerhalb der Hochschule aufzutreten.

Die meisten Reihen hat Martina Kurth, die Leiterin des Career Centers, bereits vor Jahren initiiert. Für das Career Center sind jedoch viele Aufgaben hinzugekommen, die von einer Mitarbeiterin nicht mehr allein zu bewältigen waren. Deshalb ist Ressel vor gut zwei Jahren von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zur HfMT gekommen. Die frühere Tourmanagerin kümmert sich neben anderen Aufgaben schwerpunktmäßig um die aufwändige Organisation und Besetzung der Reihen und Einzelkonzerte.

Mit zehn Konzerten im Jahr ist „Hörwerk und Kunstwerk“ in der Kunsthalle die umfangreichste Reihe. Programmatisch geht es in der Regel darum, eine Verbindung zwischen Musik und gerade laufenden Ausstellungen zu ziehen. Es gibt in den Reihen vielfältige Formate. Sie reichen vom klassischen Solo- und Kammermusikabend bis zu Lecture Performances, „2x hören“ oder „Komponisten stellen ihre Werke vor“. Ende November hat zum Beispiel Frank Böhme, Professor für Angewandte Musik an der HfMT, zusammen mit zwei Pianistinnen eine Lecture Performance über die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges und seine mediale Inszenierung im Ernst-Barlach-Haus gegeben. „Wir freuen uns, dass das Barlach-Haus solchen ungewöhnlichen Projekten Raum gibt, die durchaus einen verstörenden Charakter haben können und dem Publikum nicht nur einen heiteren Abend bescheren“, lobt Ressel die Zusammenarbeit.

Weitere Konzertreihen veranstaltet das Career Center unter anderem im Botanischen Garten („Musik und Lyrik“), im Berenberg-Gossler-Haus („TonArt“) in Niendorf, im Rathaus Harburg („Stars von morgen“) in der TU Harburg („TU goes Music“) und dem Spiekerhus, dem Rathaus Rellingen, in Blumendorf im Kreis Segeberg, der Hamburger Landesvertretung in Berlin und weiteren Orten. Inklusive von Einzelveranstaltungen veranstaltet das Career Center im Jahr etwa 90 Konzerte. Damit leistet die Hochschule einen wichtigen Beitrag zum Hamburger Musikleben und zeigt die Qualität seiner Ausbildung in der Stadt. „Wir tragen durch die verschiedenen Formate zur kulturellen Vielfalt der Stadt und des Umlandes bei“, betont Ressel.

Viele der Konzerte sind kostenlos oder es werden Preise zwischen fünf und 20 Euro verlangt. Möglich ist das durch das Engagement von Hamburger Stiftungen, die den Studenten insgesamt etwa 30.000 Euro an Gagen spenden. „Dass wir nicht nur auftreten, sondern auch bezahlt werden, macht diese Konzerte umso attraktiver“, sagt Olga Chumikova. Überhaupt findet die Cembalistin die Arbeit des Career Centers notwendig und großartig. „Das Konzert wird vor- und nachbereitet. Wir lernen Programme zu konzipieren, Werbeflyer zu überlegen, Texte über die Programme zu schreiben und uns auch Gedanken um Rechtsfragen zu machen.“

Im kommenden Jahr sollen die Konzertreihen der HfMT weiter ausgebaut werden. In der St. Martins-Kirche in Jesteburg wird es drei Konzerte geben, im Landkreis Cuxhaven bestreiten die Studenten in Burg Hagen 2016 die dortigen Musiktage. Trotz der schon existierenden Fülle an Konzertreihen gibt Ressel sich noch nicht zufrieden: „Wir sind mit mehreren Veranstaltern in Gesprächen, um weitere Formate zu entwickeln, in denen die Studenten sich ausprobieren können.“

Hörwerk und Kunstwerk mit Trio Bremenella Kunsthalle Do 18.12., 19 Uhr