Das neue AC/DC-Album „Rock Or Bust“ ist nur 35 Minuten lang und bietet vor allem Altbewährtes. Live funktioniert AC/DC dank eines grandiosen Backkatalogs noch einen entscheidenden Tick besser.

Eine Klassenfete irgendwann in den späten Siebzigern: Die Mädchen stehen am Rand, nippen an der Bluna. Die Jungs haben sich auf der Tanzfläche versammelt, spielen Luftgitarre und lassen die Matten kreisen. Natürlich zu AC/DCs „Whole Lotta Rosie“. 35 Jahre später gibt’s Bluna immer noch, und auch sonst hat sich wenig verändert. AC/DC ist nach wie vor in erster Linie Jungsmusik, auch wenn diese Jungs mittlerweile deutlich älter geworden sind.

Mit „Rock Or Bust“ haben die Australier gerade ihr 16. Studioalbum in die Charts gehievt, das natürlich über weite Strecken genau so klingt, wie es alle erwartet (und erhofft) haben. Wie das siebte und das elfte nämlich. Schon wer die Songtitel liest – „Rock The Blues Away“, „Got Some Rock ’n‘ Roll Thunder“, „Rock The House“ – weiß, was ihn erwartet: die typische Hardrock-’n‘-Roll-Vollbedienung mit der AC/DC längst Fußballstadien füllt. Eine Band, von der es heißt, sie sei inzwischen „zu groß für Wacken“ und müsse deshalb eigene Festivals veranstalten.

Gerade mal 35 Minuten ist dieses Album lang, was einerseits reicht. Andererseits Fans aber verunsichert, die sich fragen, ob es sich hier um das Schlusskapitel einer langen Karriere handelt und die Band schlicht ausgebrannt ist. Zumal die letzten Nachrichten aus dem AC/DC-Camp nicht gerade optimistisch in die Zukunft blicken lassen. Gitarrist Malcolm Young gab aus gesundheitlichen Gründen seinen Abschied bekannt, und Schlagzeuger Phil Rudd muss sich wegen Drogenbesitzes und einer angeblichen Morddrohung vor Gericht verantworten. War’s das dann mit AC/DC?

Die Gerüchteküche brodelt, und „Rock Or Bust“ ist eben auch kein Meisterwerk, das alle Zukunftsfragen obsolet macht. So sehr der Titeltrack knallt, so sehr ein Kracher wie „Baptism By Fire“ Erinnerungen an selige Klassenparty-Zeiten weckt, die schwachbrüstigen Füller „Miss Adventure“ und „Dogs Of War" zeigen, dass es für AC/DC schon kreativere Zeiten gab. Live funktioniert das alles dank eines grandiosen Backkatalogs natürlich immer noch ganz wunderbar. Ein weiteres Album braucht’s also nicht, eine weitere Tour unbedingt – bitte mit Stopp in Hamburg.