Die jahrhundertealte Kultur der Nomaden in Tibet ist bedroht. Wie das Wandervolk heute lebt, dokumentiert eine Ausstellung im Hamburger Völkerkundemuseum. Auch der Dalai Lama ist unter den Besuchern.
Hamburg. Mit der Ausstellung „Tibet – Nomaden in Not“ möchte das Hamburger Völkerkundemuseum ein Zeichen für ein bedrohtes Volk setzen. „Tibets Nomaden müssen eine Zukunft haben, denn ohne sie wäre die Welt um eine einzigartige Kultur ärmer“, sagte Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Hamburg.
Mit rund 80 Fotos, Alltagsgegenständen und Ritualobjekten dokumentiert die Schau bis zum 23. November das Leben der Nomaden in Tibet, deren Tradition bedroht ist: Bis 2015 möchte die chinesische Verwaltung sie in „sozialistischen Dörfern“ zwangsansiedeln. Im Rahmen seines Hamburg-Besuchs wird der Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der Tibeter, die Ausstellung am 25. August besichtigen.
Bislang sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker zwei Millionen tibetische Nomaden betroffen. „Der Untergang von Tibets Nomaden wäre ein schwerer Verlust nicht nur für den Vielvölkerstaat China, sondern auch für die ganze Menschheit“, sagte Delius. „Wir fordern daher eine Aussetzung der Zwangsansiedlungen, eine gerechte Entschädigung der Betroffenen und die Einlösung des Versprechens, den bereits in neuen Dörfern angesiedelten Nomaden zu helfen.“
Die Ausstellung thematisiert die jahrhundertealte Kultur der tibetischen Nomaden. Fotos zeigen ihre Yak-Herden, zu denen sie eine enge Beziehung haben und die bis zu 5000 Meter hohen und rohstoffreichen Graslandschaften, in denen sie Zuhause sind.
Nachhaltigkeit ist für sie ein lebensnotwendiges und in ihrer Religion verankertes Prinzip. Sie achten genau darauf, dass das Grasland nicht überweidet wird und ziehen weiter, wenn es an der Zeit ist. „Doch die Zwangsumsiedlung verdrängt die über Jahrhunderte bewährte Lebensform, die sich optimal in das empfindliche Ökosystem Tibets einfügt“, sagte Museumsdirektor Wulf Köpke.
In einer Vitrine liegen religiöse Gegenstände wie eine Gebetsmühle und Schuhe, die von einem Nomaden im Exil hergestellt worden sind. Am Ende der Schau illustrieren Fotos die Folgen der Zwangsansiedlung. Gerade die Wasserversorgung und die Müllentsorgung seien zum Beispiel in den neuen „sozialistischen Dörfern“ ein Problem, sagte Gesa Grimme, die Koordinatorin der Ausstellung.