Im August besucht das geistliche Oberhaupt der Tibeter zum sechsten Mal die Hansestadt. Seit seiner ersten Visite vor 32 Jahren ist der Dalai Lama Schirmherr des Tibetischen Zentrums in Rahlstedt.
Hamburg. Zum sechsten Mal wird der 14. Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der Tibeter, die Hansestadt besuchen. Vom 23. bis 26. August macht der Religionsführer und Friedensnobelpreisträger in Hamburg Station, um im Kongresszentrum CCH religiöse und ethische Vorträge für die interessierte Öffentlichkeit zu halten. Im Mittelpunkt seines 37. Deutschland-Besuches stehen buddhistische Weisheitslehren aus einem alten indischen Text – Shantidevas „Eintritt in das Leben der Erleuchtung“.
Zudem geht es um ein ethisches Wertesystem, das über alle Religionen hinweg Anspruch der Gültigkeit entwickeln kann. Zu diesen Werten gehören Mitgefühl, Gewaltlosigkeit, Toleranz und Vergebung. Denn die Menschen brauchten mehr Anstrengung für moralisches Handeln, erklärte Seine Heiligkeit in einem seiner früheren Vorträge. „Die Zeit ist gekommen, um aus dem 21. Jahrhundert ein friedliches, glückliches, mitfühlendes Jahrhundert zu machen.“ Die anderen Menschen wie Brüder und Schwestern zu sehen, darum gehe es in der Ethik, fügte er hinzu.
Das Tibetische Zentrum in Rahlstedt als Veranstalterin erwartet zu den einzelnen Veranstaltungstagen jeweils zwischen 5000 und 7000 Besucher. Rund 100 Journalisten sind akkreditiert. Für die Vorträge vom 24. bis 26. August hat inzwischen der Kartenvorverkauf begonnen (ab 30 Euro). Für die Organisation des religiösen Events werden mehr als 1000 Akteure eingesetzt, die sich um das vegetarische Mittagessen genauso kümmern wie um Sicherheit und Technik. Bereits Anfang Juli wurden die ersten rund 200 ehrenamtlichen Mitarbeiter im CCH geschult. Dabei ging es vor allem um die sachkundige Einweisung in die Räumlichkeiten.
„Jeder fühlt sich sofort persönlich angesprochen“
„Für Hamburg ist dieser Besuch eine große Auszeichnung“, sagt Stefanie Krüger, Geschäftsführerin des Tibetischen Zentrums. „Jedes weitere Mal, dass der Dalai Lama nach Hamburg kommt, ist an sich schon etwas Besonderes.“ Der Religionsführer verfüge über eine besondere Gabe, meint sie. „Jeder der ihm begegnet, fühlt sich sofort persönlich angesprochen. Er ist wie kein anderer humorvoll und tiefgründig zugleich.“
Der erste Hamburg-Besuch des Dalai Lama geht auf das Jahr 1982 zurück. Seitdem pflegt der 79 Jahre alte buddhistische Mönch enge Kontakte zum Tibetischen Zentrum, dessen Schirmherr er noch immer ist. Was für das Tibetische Zentrum bis heute eine tragfähige Programmatik entfaltet. „Wir legen in unserer aktuellen Arbeit den Fokus auf die Herzensthemen des Dalai Lama: Menschliche Werte und säkulare Ethik“, sagt Stefanie Krüger. Wie Christoph Spitz, ebenfalls Geschäftsführer des Zentrums, ergänzt, ist Deutschland eines der Länder, das der Dalai Lama weltweit am häufigsten besucht hat. Und Hamburg jene Metropole in Europa, in der er sich immer am längsten aufhält.
Gert Scobel moderiert
Am ersten Veranstaltungstag, dem 23. August, referiert der Religionsführer über das Thema „Menschliche Werte leben“. Der Dalai Lama erklärt darin, welche Rolle solche Werte wie Vergebung und Toleranz für die Lösung der globalen Probleme spielen können. Moderiert wird die inzwischen ausverkaufte Veranstaltung von Fernsehmoderator Gert Scobel.
Der „säkularen Ethik“ folgen an den weiteren Tagen Referate über die Auslegung buddhistischer Weisheitslehren aus dem achten Jahrhundert sowie ein spezielles Ritual, das sich ausschließlich auf Buddhisten bezieht; dafür gibt es noch Eintrittskarten. Alle Vorträge werden vom Tibetischen ins Deutsche übersetzt.
Neben den Vorträgen bieten die Veranstalter ein teilweise kostenloses Rahmenprogramm an. Dazu zählen Vorträge, Diskussionsrunden, Workshops und Meditationen. Mit dabei sind unter anderem der Zen-Lehrer Paul J. Kothes, der evangelische Hauptpastor Christoph Störmer und die amerikanische buddhistische Nonne Thubten Chodron.
8000 Buddhisten in Hamburg
In Hamburg leben nach Schätzungen der Akademie der Weltreligionen rund 8000 Buddhisten. Deutschlandweit gibt es rund 270.000 Buddhisten. In der Hansestadt sind 41 buddhistische Zentren und Gruppen aktiv. Organisiert wird der Hamburg-Besuch durch die Tibetisches Zentrum Event gGmbH, die seit dem Dalai Lama-Besuch im Jahr 2007 aktiv ist. Nach eigenen Angaben arbeitet das Unternehmen nicht profitorientiert, sondern gemeinnützig. Sollte finanziell ein Überschuss erwirtschaftet werden, komme er in Absprache mit dem Geistlichen gemeinnützigen Zwecken zugute. Karten können online bestellt (dalailama-hamburg.de)