Alexander Zuckowski, Sohn des Liedermacher Rolf, hat den Siegersong der österreichischen Dragqueen mitkomponiert. Das ESC-Finale hat er mit Freunden in seinem Wohnzimmer verfolgt.

Hamburg. Als die Spannung in Kopenhagen ihren Höhepunkt erreichte, saß Alexander „Ali“ Zuckowski, 39, mit zehn Freunden vor einer großen Videoleinwand in seiner Wohnung. Mit atemloser Spannung verfolgte er, wie sein Song, präsentiert von Conchita Wurst alias Thomas Neuwirth, in der Gunst der Zuschauer immer höher stieg. Wie immer wieder zwölf Punkte für Österreich vergeben wurden.

Bis, noch bevor die letzten beiden Länder ihr Voting abgeben konnten, feststand: Conchita Wurst liegt uneinholbar vorne und gewinnt mit dem Song „Rise Like A Phoenix“, geschrieben von dem Autorenteam Alexander Zuckowski, Julian Maas, Robin Grubert und Charlie Mason, den Eurovision Song Contest (ESC) 2014. „Als klar war, dass unser Lied gewonnen hat, haben wir ausgiebig gefeiert, uns die ESC Aftershow Party im Fernsehen angesehen und sind danach noch in die Kneipe um die Ecke gezogen“, sagt Ali Zuckowski. „Als Conchita das Halbfinale erreichte und als ernsthafte Kandidatin für den Titel gehandelt wurde, habe ich schon geahnt, dass sich da etwas Großes anbahnt. Den besten europäischen Song komponiert zu haben ist schon etwas ganz Besonderes.“

Alexander Zuckowski ist mit Musik- und Showgeschäft groß geworden, auch wenn sein berühmter Vater, Komponist und Liedermacher Rolf Zuckowski sich immer bemühte, seine Auftritte und das Privatleben der Familie voneinander zu trennen. Als Teil von „Rolfs Freunden“ schnupperte Ali seit seinem fünften Lebensjahr Fernsehluft und trat häufig mit seinem Vater und den ihn begleitenden Freunden in den großen Unterhaltungssendungen im Fernsehen auf. Neben dem kleinen Alexander auf der Bühne: sein bis heute bester Freund Julian Maas, der so seine Liebe zur Musik entdeckte und daraus einen Beruf machte.

Während Alexander Zuckowski nach der Schule erst Biologie studierte, entschied sich Julian Maas nach dem Abitur, am Jazzkonservatorium in Brüssel zu studieren. Später gründeten beide mit Robin Grubert einen musikalischen Kreativpool, komponieren und texten zusammen Songs für Popgrößen wie Sasha, Patrick Nuo und Anett Louisan. „Nicht alle unsere Songs, die wir schreiben, entstehen direkt zusammen mit den Interpreten“, erklärt Alexander Zuckowski. „Einige Songs warten auch einige Monate auf den passenden Künstler und den richtigen Zeitpunkt für die Veröffentlichung.“

So ging es auch dem leidenschaftlichen, kraftvollen Song „Rise Like A Phoenix“, der vor rund vier Jahren in Koproduktion mit dem US-amerikanischen Texter Charlie Mason entstand, die Vorlage sollte eine Ballade im Stil von Shirley Bassey sein. „Das Lied über den Phönix aus der Asche passte hervorragend zu Thomas Neuwirth alias Conchita, zusammen mit dem Produzenten haben wir den Song an sie angepasst“, sagt Alexander Zuckowski. In der Interpretation von Conchita Wurst wird das Lied in der Wahrnehmung vieler Zuschauer zu einer Befreiungshymne, einem offenen Eintreten für Toleranz und Freiheit.

Auch bei Vater Rolf Zuckowski wurde das Finale in Kopenhagen aufmerksam am Fernseher verfolgt, die ganze Familie drückte „Ali“ und seinem Song die Daumen. „Fünfmal habe ich versucht, den Eurovision Song Contest zu gewinnen und bin im Finale gescheitert, und nun nimmt mein Sohn zum ersten Mal teil und schreibt auf Anhieb den Siegersong“, sagte ein stolzer Rolf Zuckowski. Vor allem für die Schweizer Band Peter, Sue & Marc schrieb er in den 70er- und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zahlreiche Lieder für den damaligen Grand Prix Eurovision de la chanson. Damals waren die Musiker und Komponisten noch viel enger in das große europäische Schlagerfest eingebunden, Rolf Zuckowski reiste mit seinen Künstlern zu den jeweiligen Austragungsorten und dirigierte vor Ort „seinen Song“. Auch Alexander Zuckowski wäre gerne in Kopenhagen dabei gewesen, aber der ORF, der Conchita Wurst in das Rennen um den besten europäischen Song schickte, hatte es im Vorfeld versäumt, die Autoren einzuladen. „Der ESC ist ein Autorenwettbewerb, aber die Interpreten stehen im Rampenlicht“, sagt Alexander Zuckowski.

Wie erfolgreich das Lied tatsächlich ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen, anhand der Chartplatzierungen und an der Frequenz, mit der das Lied von den Radiosendern gespielt wird. Vater Rolf Zuckowski räumt dem Song gute Chancen ein, einen festen Platz in der Playlist der großen Radiostationen zu erhalten. „Das Lied ist unglaublich stark und hat das Potenzial zu einem Klassiker im Stil der großen Balladen von Johnny Logan“, sagt er. Seiner Einschätzung nach hat mit diesem Song auch der Eurovision Song Contest eine gute Wendung genommen, weg von Zirkus und Klamauk hin zu seriöser Musik mit einer Botschaft. „Hätte Conchita Wurst als Dragqueen mit Bart ein schrilles, auffälliges Lied mit entsprechenden Lichteffekten und Showeinlagen gesungen, wäre sie nicht so erfolgreich gewesen, sondern hätte nur irritiert“, sagt Rolf Zuckowski. „Doch durch ihren fast statischen Auftritt im Abendkleid, untermalt von einer guten Lichtdramaturgie, standen der Song und die Musik im Vordergrund und haben Europa begeistert.“