Im Thalia in der Gaußstraße ist zu erleben, wie das „Ende einer Liebe“ aussehen kann: unpathetisch, zerstörerisch, schmerzhaft. Pascal Rambert inszenierte seinen aus eigener Erfahrung gespeisten seelischen Höllensturz.
Hamburg. So kalt und unerwartet kann das Ende einer Liebe erklärt werden: „Ich wollte dich sehen, um dir zu sagen, es ist aus, es ist zu Ende“, eröffnet der Mann seiner Frau seine Entscheidung, die sie vollkommen unvorbereitet trifft. In großem Abstand stehen sie einander auf nahezu leerer Bühne gegenüber in einem Schlagabtausch, der nicht körperlich, sondern verbal vollzogen wird. Der Ausgang lässt keinerlei Hoffnung auf Versöhnung zu.
„Ende einer Liebe“ nennt Pascal Rambert die sich in zwei großen, jeweils einstündigen Monologen entladende Sektion, die in Wahrheit ein einziger Dialog ist. Im Thalia in der Gaußstraße inszenierte Rambert selbst mit Jens Harzer und Marina Galic die deutsche Erstaufführung seines aus eigener Erfahrung gespeisten seelischen Höllensturzes: minimalistisch, unpathetisch, unparteiisch, zerstörerisch, schmerzhaft.
Pascal Rambert ist Autor, Regisseur, Choreograf und Recycler seines Stücks „Ende einer Liebe“, das bisher weltweit von ihm selbst inszeniert worden ist. Die Regieanweisungen sind immer die Gleichen und doch nie dieselben, weil jeweils wechselnde Protagonisten die Szene bestimmen. Eine andere Körperlichkeit, ein anderer Pulsschlag bestimmen das Geschehen.
Bei Jens Harzer ist er zunächst ganz ruhig, bevor er durch sich steigernde Wut, Zynismus, Verlorenheit, Nachdenklichkeit, Zärtlichkeitsanwandlungen und Eiseskälte ins Stolpern gerät. „Ich attackiere dich nicht. Ich spreche mit dir“, behauptet er und versucht, in das „Mausoleum“, das sie errichtet habe, einzudringen. Ramberts Sprache verheddert sich dabei in Metaphern und Gedankenmäandern, die allerdings Harzers Intensität, seiner Konzentration und dem nie nachlassenden, schmerzhaften Kampf Mann gegen Frau nichts anhaben können.
Bis auf wenige Augenblicke steht er wie angewurzelt da, den Oberkörper nach hinten gelegt, Augen, Mund, Hände unterstreichen die tödliche Kraft der Worte, auf die Marina Galic mit Schweigen, Positionswechseln, Stöhnen, schwerem Atmen und Weinen reagiert. Überflüssig. Denn ihre Reaktionen ohne Worte, ihre unausgesprochenen Gedanken, die er kennt, lassen ihn in seinem Monolog aus der Rolle fallen, sie auffordern, Haltung zu bewahren.
Es ist so ein echter Dialog ohne verbalen Austausch, den Marina Galic aufnimmt: vehement, obszön, in sich erinnernder Trauer, stark in Gesten und Worten, während er mit offenem Mund und gesenktem Kopf dasteht. Sie hat ihn mit seinen Wort-Waffen geschlagen. Die Alsterspatzen sorgen für ein entspannendes Intermezzo, während sich Mann und Frau am Schluss einen indianischen Federschmuck aufsetzen. Was soll das?
„Ende einer Liebe“, Thalia Gaußstraße, nächste Vorstellungen am 2.5., 10.5., 4.6., jeweils 20 Uhr.