Das Leben geht weiter mit immer neuen Lieben: Am Jungen Schauspielhaus geht es im Stück „So lonely“ um das Erwachsenwerden. Die gute Nachricht: Ist alles gar nicht so schlimm.
Hamburg. Eigentlich sind sie ja beide noch Kinder, der 16-jährige Junge, der so heillos verliebt ist in die niedliche, etwas jüngere Ann-Kathrin mit den leuchtendroten Haaren. Doch während er mit ihr alle Stadien der Jugend, des Frühlings Erwachens durchleidet, ist sie bereits erfahren im Umgang mit dem männlichen Geschlecht. Herzschmerz heißt die Krankheit der Jugend, die ihn befällt nach der ersten Liebesenttäuschung seines Lebens. Herztrost nennt er das Mädchen mit dem schönen, altmodischen Namen für Zitronenmelisse, das ihm das Herz gebrochen hat. Und doch, es ist alles nicht so schlimm, das Leben geht weiter mit immer neuen Lieben und Leidenschaften.
So schlicht und wahr beschreibt der schwedische Schriftsteller Per Nilsson in seinem Buch „So lonely“ den Prozess des Erwachsenwerdens; so schlicht und so wahr erzählt auch der Regisseur Hermann Book in der Theaterfassung von Michael Müller im Jungen Schauspielhaus von der schweren Leichtigkeit, auch der Komik des Seins, von Liebeswirren und Todessehnsucht, von einem sich erinnernden Lächeln nach gründlichem Aufräumen: Das war einmal.
Angelina Häntsch und Florens Schmitt spielen mit der größtmöglichen Natürlichkeit den Prozess einer Annäherung, er gehemmt linkisch, sie mädchenhaft wissend. Beide sind nach erster Liebesnacht und Trennung erwachsenere, nachdenklichere Menschen geworden. Er lächelt am Ende nicht mehr töricht beseligt, sondern entspannt beim Essen von Samen der Zitronenmelisse. „Vor Herztrost war ich ein Kind“, sagt er, während Ann-Kathrin den Verlust eben dieses Kindes bedauert: „Ich will meinen Freund zurückhaben.“
Wie eine filmische Rückblende sehen wir ein Spiel im Spiel, das zwischen Gegenwart und Vergangenheit in Zeitsprüngen, im Anhalten von Sequenzen und Zurückspulen von Situationen die kurze Episode erzählt. Der Junge ist dabei Regisseur, Protagonist, Erzähler, Kommentator dieses sich aus Erinnerungen speisenden Kopfkinos, das er „dreht“, während er in Umzugskartons (Bühne: Sibylle Meier) und Erinnerungsstücken kramt. Am Ende räumen beide die Bühne leer. In vertrautem Einvernehmen.
„So lonely“, Baustelle Junges Schauspielhaus, Kirchenallee 39. Nächste Vorstellungen 14. und 15.3. jeweils 19 Uhr.
Empfohlen ab 14 Jahren.