Der in Hamburg lebende Schriftsteller Saša Stanišić wurde in Leipzig in der Sparte Belletristik für seinen Roman „Vor dem Fest“ ausgezeichnet. Er gilt als ein Shootingstar der deutschen Literaturszene.
Leipzig. Der renommierte Preis der Leipziger Buchmesse geht an den in Hamburg lebenden Schriftsteller Saša Stanišić und den Sachbuchautor Helmut Lethen sowie an den Übersetzer Robin Detje. Sie nahmen die mit insgesamt 45.000 Euro dotierte Auszeichnung am Donnerstag zu gleichen Teilen während der Buchmesse entgegen. Der Preis zählt zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen in Deutschland.
Saša Stanišić wurde in der Sparte Belletristik für den Roman „Vor dem Fest“ ausgezeichnet. Darin erzählt er über die Nacht vor einem Fest, dem traditionellen „Annenfest“, in einem Dorf der Uckermark. Es gibt viele Wendeverlierer in diesem Dorf, es gibt wenig junge Leute, wenig Amüsantes. Doch es werden eine ganze Reihe alter Geschichten erzählt.
Es sei „ein Roman als furioser Chorgesang in Prosa“, urteilte die Jury in Leipzig über dieses Buch, dem zweiten Roman von Saša Stanišić nach achtjähriger Schaffenspause.
Noch vor wenigen Tagen hatte Stanišić im Abendblatt zu seiner Nominierung für den Buchpreis gesagt, es sei „eine schöne Überraschung, dabei zu sein“. Wirklich gerechnet hatte der in Bosnien aufgewachsene und mit 14 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland übergesiedelte Autor mit dem Preis nicht. Als er 20 war, zogen die Eltern nach Amerika weiter, der Sohn blieb in Deutschland, studierte Deutsch und Slawistik.
Saša Stanišić gilt als ein Shootingstar der deutschen Literaturszene. Der 36 Jahre alte Schriftsteller hatte es bereits mit seinem Romandebüt „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ im Jahre 2006 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft. Von Kritikern und Lesern unisono gefeiert, ist der Roman in 30 Sprachen übersetzt worden.
In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging die Auszeichnung an Helmut Lethen für das Buch „Der Schatten des Fotografen“. In einem Streifzug durch die Kunst- und Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts geht er der Wirkung von Fotos nach. Den Preis für die beste Übersetzung erhielt der in Lübeck geborenen und heute in Berlin lebende Autor Robin Detje für seine Übertragung des Buches „Europe Central“ von William T. Vollmann aus dem amerikanischen Englisch.
Den Auszeichnung für das beste belletristische Werk hatte im Vorjahr David Wagner für seinen Roman „Leben“ erhalten. 2012 war Wolfgang Herrndorf für „Sand“ geehrt worden, 2011 war es Clemens J. Setz für seinen Roman „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“. Weitere Preisträger waren bislang Georg Klein, Sibylle Lewitscharoff, Clemens Meyer, Ingo Schulze, Ilija Trojanow und Terézia Mora. Der Preis der Leipziger Buchmesse wurde in diesem Jahr zum zehnten Mal verliehen.