Der Schlagersänger überzeugte die Besucher mit seinen Versionen von Hits der Ärzte, Sportfreunde Stiller und Rammstein. Zwei Demonstranten hielten vor der Fabrik ein Heino-kritisches Plakat hoch.

Hamburg. Es gibt Abende, an denen nichts, aber auch wirklich gar nichts zusammenzupassen scheint. Und dieser Umstand löst dann, je nach persönlichem Empfinden Amüsement, Verwunderung oder gar Empörung aus.

Dass "Hamburg Sounds", die Konzertreihe des Radiosenders NDR 90,3, mit Heino einen Musiker eingeladen hatte, der bekannter Maßen nicht an Alster und Elbe, sondern im nordrhein-westfälischen Bad Münstereifel lebt, mag überraschen. Dass der Schlagersänger dann zudem in der Altonaer Fabrik auftritt, einem alt gedienten Kulturzentrum, das bis dato nicht für seine hohe Volksmusik-Affinität bekannt war, rief dann sogar zwei einsame Demonstranten auf den Plan. "Schwarzbraun ist die Nazisau" stand auf ihrem Plakat, in Anlehnung an einen Hit von Heino. Die Konzertbesucher liefen eher achselzuckend an dem Banner vorbei Richtung Eingang. Adrett zurecht gemachte Damen und Herren, die gewiss schon die ein oder andere "Musikantenstadl"-Sendung im TV gesehen haben. Mittelalte Paare, die geradewegs aus dem Büro zu kommen schienen. Tätowierte Typen. Jüngere Cliquen.

Der Publikumsmix dürfte vor allem darin begründet liegen, dass Heino sich im vergangenen Jahr mit seinem Album "Mit freundlichen Grüßen" als Rocker neu erfunden hat. Mehrere Wochen hatte sich diese Platte auf Platz eins der Charts gehalten. Die Fabrik, die für diesen Abend auf 700 Gäste ausgelegt war, konnte Heino aber nicht gänzlich füllen. Und als er auf die Bühne zwischen den rustikalen Holzbalken trat, sah er nach wie vor aus wie Heino, der sich mit Ledermantel und Silberschmuck lediglich verkleidet hatte. Seine Insignien – die Sonnenbrille, das blondierte Haar – waren die gleichen geblieben.

Noch eine skurrile Kombination

Zuvor hatte die Hamburgerin Miu mit ihrer Band und ihren kraftvollen Soul- und Swingnummern einen Hauch Sixties-Glamour in die Fabrik gebracht. Immerhin wurde die Newcomerin dem Titel "Hamburg Sounds" gerecht. Aber dass die Organisatoren ihre englischsprachigen wie eleganten Songs offenbar vor den Mitklaschnummern des 75-Jährigen hören wollten, bleibt eine weitere skurrile Kombination des Abends.

Dann also Heino. Die Stimmung war ausgelassen. Der (sehr gute) Sound der Band klang allerdings eher nach Big Band als nach Rock. Die einge-heino-ten Versionen von "Junge" (Die Ärzte) über Rammsteins "Sonne" bis zum "Kompliment" von Sportfreunde Stiller – waren durchaus knackig dargeboten, auf Dauer aber etwas eintönig arrangiert. Die Fans feierten aber auch seine Klassiker wie "Blau blüht der Enzian", wozu Heino die lange Strassstein-Kutte gegen sein rotes Showjacket tauschte. Das war dann wirklich: hardcore.