Fotos, die bleiben: Auch 2013 hat F.C. Gundlach wieder herausragende Motive zu Ereignissen des Jahres ausgewählt und mit einigen Worten kommentiert

Hamburg. Auf einem großen Konferenztisch liegen etwa 50 Bilder in mehreren Reihen nebeneinander, die Kollegen der Fotoredaktion haben sie herausgesucht und grob sortiert nach den Ereignissen der letzten zwölf Monate. Es sind die Fotos der großen Nachrichtenagenturen, Bilder, die in diesem Jahr um die Welt gingen, auf den Titelseiten vieler Zeitungen abgedruckt und im Fernsehen zu sehen waren sowie zigmillionenfach auf Onlinekanälen verbreitet wurden. Viele davon erkennt man sofort wieder, sie erschließen sich auf den ersten Blick, verdichten ein Ereignis zu einem Sinnbild, das manchmal aussagekräftiger ist als ein langer Kommentar. Andere sind längst von neuen Motiven überlagert worden, kommen uns zwar bekannt vor, lassen sich aber nicht sofort einordnen. Wann war das? Was genau ist da geschehen? War es in Syrien oder in Afghanistan? Ist die Verwüstung Resultat eines Krieges oder einer Naturkatastrophe? Immer wieder sind Menschen zu sehen, die alles verloren haben, die trauern und nicht mehr wissen, wie sie weiterleben sollen. Aber es gibt auch andere Bilder: Momente des Triumphs, der Hoffnung, des Glücks. Sportler, die ihren Sieg feiern. Oder auch außerordentliche Motive von Landschaften, deren makellose Schönheit uns gefangen nimmt.

Als F.C. Gundlach an diesem 13. Dezember gegen 14.30 Uhr den Konferenzraum in der Abendblatt-Redaktion betritt, sind die Kollegen aus dem Fotoressort gespannt, wie er ihre Auswahl beurteilt. Der 87-Jährige, der an diesem trüben Nachmittag für das Abendblatt zum sechsten Mal in Folge seine „Bilder des Jahres“ auswählt, hat auch eigene Vorschläge mitgebracht. Aus seiner abgewetzten Aktentasche zieht er Farbausdrucke, um gleich festzustellen, dass sie größtenteils identisch sind mit der Auswahl der Fotoredaktion. Konzentriert betrachtet Gundlach die Bilder, während Abendblatt-Foto-Chef Mark Sandten die einzelnen Motive kommentiert und die Auswahl begründet. „Und es dürfen am Ende tatsächlich nur 14 Motive sein?“, fragt Gundlach, um wie jedes Jahr zu resümieren: „Das wird sehr schwer werden.“ Dann beginnt er mit der Auswahl, dreht Bilder, die er für verzichtbar hält, einfach um. Den Untergang der FDP bei der Bundestagswahl hält er zwar für wichtig, da ihn die Motive aber nicht überzeugen, fällt das Thema durch. „Es geht mir nicht nur um die Bedeutung des Ereignisses, am Ende entscheidet die Qualität des Bildes“, sagt Gundlach, der in der ersten halben Stunde noch schnelle Entscheidungen fällt. Als noch etwa 30 Bilder zur Auswahl stehen, tut er sich schwerer, betrachtet einige ähnliche Motive sehr lange, bevor er sich dann für eines entscheidet oder aber auch auf beide verzichtet.

Nach knapp zwei Stunden ist die Auswahl fast komplett. Ein einziges Motiv müsste noch ausgemustert werden, doch eigentlich will F.C. Gundlach auf kein Bild verzichten. Er lässt sich eine Tasse Tee reichen, argumentiert, plädiert und kämpft für jedes der verbliebenen Fotos. Mit Erfolg, denn schließlich entscheidet der stellvertretende Chefredakteur Matthias Iken, dass die Auswahl diesmal 15 Motive umfassen darf. Damit ist der Fotograf zufrieden, eingehend betrachtet er noch einmal jedes einzelne Motiv und erklärt, weshalb es für ihn so wichtig und aussagekräftig ist, dass es uns allen als „Bild des Jahres“ in Erinnerung bleiben soll.