Der Modefotograf Guy Bourdin geht ganz nah ran – und entlarvt Sex und Gewalt in der Gesellschaft. Die wichtigsten Ausstellungen in Hamburg im Überblick.
Hamburg. Heute würde man die Fotografien von Guy Bourdin vielleicht nicht ohne Weiteres auf Hochglanzseiten finden. Viel nackte Haut zeigen seine langbeinigen, gerne hochhackig daherkommenden Models natürlich, häufig allerdings in demütiger, fast ohnmächtiger Stellung mit aufreizend gespreizten Beinen. Oder er setzte elegante Schuhe am Tatort eines Verbrechens in Szene, an der die Forensik schon tätig war. Die Fotos irritieren, transportieren einen Subtext von schiefen Machtverhältnissen, von Unterwerfung.
Vulgär sind Bourdins Arbeiten nicht. Wenn er ein Model einen phallisch schlanken Fisch zum Munde führen lässt, spricht daraus vor allem ein schwarzer Humor und ein Wille zum Bruch mit dem Eindeutigen. Allerdings fordern seine Arbeiten, dass man sie heute in einen breiteren Kontext stellt.
Das versucht Kurator Ingo Taubhorn mit der bislang umfangreichsten Retrospektive, die den Maler und Fotokünstler bis zum 26. Januar im Haus der Photographie in den Deichtorhallen würdigt. Guy Bourdin (1928–1991) gilt heute als vielfach kopierter Pionier der Mode- und Werbefotografie.
Flankiert wird die Schau von einer Kabinettsausstellung mit 54 Fotografien aus der Sammlung F. C. Gundlach, die Einflüsse und von Bourdin inspirierte Fotokünstler der 1920er-Jahre bis in die Gegenwart präsentieren. In dem mehrfach belichteten weiblichen Akt „Demain“ (1932) des von Bourdin verehrten Man Ray zeigt sich bereits das Moment der Irritation.
Guy Bourdin. Retrospektive bis 26.1.2014, Di bis So 11.00–18.00, jeden 1. Do im Monat 11.00–21.00, Haus der Photographie, Deichtorstraße 1-2, www.deichtorhallen.de; Guy Bourdin – Das begehbare Magazin bis 8.11., Jungfernstieg, Eintritt frei
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