300 Programmpunkte, 42 Theater, 50 Shuttlebus-Linien und erstmals auch ein Programm für Kinder und Jugendliche – bei der Hamburger Theaternacht an diesem Sonnabend ist für jeden etwas dabei.

Hamburg Mehr Theater geht nicht. Um 42 Bühnen in einer Nacht zu besuchen, bräuchte man überirdische Kräfte. In der zehnten Hamburger Theaternacht kann man dem ziemlich nahekommen. Ganz wie es gefällt. Denn alle Häuser der Stadt öffnen ihre Pforten für einen wilden Stilmix. Zu Auswahl stehen Schauspiel, Musiktheater, Tanz, Kabarett oder Lesung.

Sinn und Zweck dieser Nacht ist auch, ausgetretene Pfade zu verlassen. Die Möglichkeit, kurz mal eben in das Bühnengeschehen hineinzuschnuppern, baut Hemmschwellen ab und weckt Neugier auf das Ungewohnte. Denn eines ist gewiss: In dieser Nacht ist für jeden, wirklich jeden etwas dabei.

Da kann es passieren, dass der Tanzfreund plötzlich seine Liebe zum Krimi-Theater im Maritim Hotel Reichshof bei „Der Unheimliche“ entdeckt. Der passionierte Ohnsorg-Theatergänger fühlt sich auf einmal in der Freien Szene ganz wohl und schaut sich im Lichthof Theater eine öffentliche Probe der Bühnenfassung von „Die Wahrheit über Frankie“ der Hamburger Autorin Tina Uebel an. Und der Opern-Fan labt sich am Feuer des Duos Queenz of Piano in der Komödie Winterhuder Fährhaus.

Mit Spannung erwartet werden erste Szenen aus Produktionen der beginnenden Saison, wie zum Beispiel in Bastian Krafts bei den Salzburger Festspielen gelobter Version des „Jedermann“, einem Solo für den Schauspieler Philipp Hochmair und die Musikerin Simonne Jones. Erste Einblicke in die Programmatik der mit Spannung erwarteten neuen Intendanz unter Karin Beier gewährt die Chefin persönlich im Gespräch mit ihrer Chefdramaturgin Rita Thiele und Ensemblemitgliedern im Marmorsaal. Das Haus steckt noch mitten in den Bauarbeiten.

Mehr als 300 Programmpunkte bieten sich dem Besucher in dieser Nacht. 50 Shuttlebus-Linien und acht Alsterschiffe verkürzen die Wege. Zentrale Anlaufstelle ist wie immer das Theaternachtzentrum am Jungfernstieg. Yared Dibaba moderiert ein Bühnenprogramm, das um 16 Uhr mit einem „Best-of“ aus Familienmusicals von Christian Berg startet. Um 19 Uhr folgt die offizielle Eröffnung inklusive Interviews mit Hamburger Theaterschaffenden. Das zehnjährige Bestehen der Theaternacht ist ein willkommener Anlass für Neuerungen. Erstmals gibt es eine eigene Schiene für Kinder ab drei Jahren und Jugendliche, die bereits von 16 bis 18 Uhr am Nachmittag startet. Die eigens geschaffene Linie 407 verbindet elf Bühnen, die ein spezielles Programm für die Zielgruppe junger Theatergänger anbieten. Zusätzlich ist das Hamburger Puppentheater mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Und ab 19 Uhr gibt es natürlich auch Ausschnitte aus weiteren Jugendstücken im regulären Programm etwa des Jungen Schauspielhauses, das erstmals an seine neue Spielstätte an die Gaußstraße 190 lädt.

Auch technisch lässt die Theaternacht kaum Wünsche offen. Ein kostenfreier SMS- und Website-Newsticker-Service sorgen dafür, dass der Besucher keinen Höhepunkt oder eine kurzfristige Programmänderung versäumt. Die bereits im vergangenen Jahr angebotene App wurde technisch überholt und steht für iPhone, Android und Windows Smartphones zur Verfügung.

Theatermenschen können bekanntlich nicht nur arbeiten bis an die Schmerzgrenze, sie können auch ordentlich feiern. In diesem Jahr steigt die Abschlussparty auf der „Cap San Diego“. Bereits ab 19 Uhr gibt’s ein leichtfüßiges Bühnenprogramm, bevor sich ab Mitternacht – angereichert mit zehn (Theater-)Acts – handverlesene DJs die Turntables in die Hand geben.

Auch wer nicht bis zur Abschlussparty durchhält, braucht in der Theaternacht eine gute Kondition. Falls die zwischendurch doch einmal nachlässt, gibt es ein bewährtes Hilfsmittel: Den Theaterbecher, der in den meisten Häusern kostenlos aufgefüllt wird. Mit dem Erwerb für neun Euro tut man auch ein gutes Werk. Das Geld fließt traditionell in die Finanzierung des Rolf-Mares-Preises, der am 21. Oktober in Alma Hoppes Lustspielhaus für außergewöhnliche Leistungen in diversen Theaterkategorien vergeben wird. Das Sammlerstück in einer Auflage von 1000 Stück hat in diesem Jahr John Neumeier, Chef des Hamburg Balletts, gestaltet und mit einem Spruch von Shakespeare verziert, der auf jeden Fall auch für die Hamburger Theaternacht gilt: „Die ganze Stadt ist Bühne“.

Hamburger Theaternacht Sa 7.9., Kinderprogramm ab 16.00, Erwachsene 19.00 bis 1.00, Karten bei allen teilnehmenden Theatern (12 Euro, Ak. 15 Euro) und unter der HA-Ticketline T. 30 30 98 98; alle Infos unter www.hamburger-theaternacht.de