Der Kabarettist aus Duisburg überraschte bei der Hamburg-Premiere seines “Dinner for DU“ auf dem Kiez mit einer eindringlich-persönliche Zugabe.

Hamburg. Manche Dinge dauern manchmal länger, als man denkt. Das galt im doppelten Sinne auch für den Jahresrückblick des aus Duisburg stammenden Hausgrantlers Wolfgang Trepper im Schmidt Theater. Sein "Dinner for DU - Geht's noch?" hielt der Kabarettist wie üblich erst am zweiten März-Sonntag ab. Und mit fast drei Stunden bot die Hamburg-Premiere des populären Misanthropen mehr Themen als genug. Die subjektiven Aufreger Treppers mussten als roter Faden genügen. Merkel, Rösler, Steinbrück und Wowereit gehörten natürlich dazu. Reminiszenzen an die ZDF-"Hitparade" mit dem im Dezember 75 Jahre alt gewordenen Dieter Thomas Heck ("Der Geburtstag des Jahres") und das Fernsehen der 70er-Jahre sorgten für sichere Lacher. Böser, weil aktueller die Watschen in der Abteilung Tratsch und Klatsch an die jungen und biederen Gesangsstars Florian Silbereisen und die aus der ehemaligen UdSSR stammende Helene Fischer, laut Trepper "eine Pussy Riot für Arme".

Im zweiten Teil, auf seinem Tisch mit dem Schild "Ruhe hier!!!" überschrieben, knüpfte sich Trepper wieder mal Hits mitsamt ihrer oft einfältigen Melodien und Texte vor. Waren es in der Vergangenheit Schlager wie "Mendocino" oder "Theo, wir nach Lodz" , nervte den Ruhrpott-Spötter anno 2012 besonders "An Tagen wie diesen" von den Toten Hosen. "Die singen jetzt ja so langsam wie BAP", zog Trepper einen ätzenden Vergleich zwischen der Düsseldorfer (Ex-)Punkband und den Kölsch-Rockern. Nur mit einem Titel der Schlager-Frau Isabell Varell sank das Niveau noch tiefer. Und natürlich bei Betrachtungen des Fernsehprogramms: "Wenn das RTL-Dschungelcamp den Grimme-Preis 2012 gewinnt, kann ich auch Ehrenvorsitzender des Vereins Frauen helfen Frauen werden", unkte der 51-Jährige. Das Publikum, großteils in seiner Altersgruppe, dankte es ihm mit langanhaltendem Applaus

Als Zugabe schilderte Trepper glaubhaft, wie ihn die Begegnung mit einem zehnjährigen Mongoloiden nach einer Vorstellung im Schmidt vor Jahren bewusst gemacht habe, was wirklich wichtig ist im Leben: "Lass uns doch mal spielen und eine Blume betrachten!", hatte der Junge zum damals unwilligen Trepper gesagt, Indem der Kabarettist das Erlebnis zum Besten gab, löste er auch ein Versprechen gegenüber dem im Vorjahr gestorbenen "Dschungelcamp"-Moderator Dirk Bach ein. Davon erzählt Trepper noch mal an diesem Montag (20 Uhr) im Schmidt, in dem der Spötter aus Hamburg-Langenhorn am 28. Mai mit Gästen auch sein zehntes Bühnenjubiläum feiert.