Komödiant Wolfgang Trepper kämpft unverdrossen gegen das Blöde, heute etwa auf ZDFneo. Ein Treffen in seinem Lieblingsimbiss
Langenhorn. Ich glaub, es hackt! Unter diesem Motto hat ein Mann den Kampf gegen die "Weltherrschaft der Blöden" aufgenommen - aufrecht, unerschrocken und wortgewaltig. Wolfgang Trepper geht mit den Silbereisens und Westerwelles gnadenlos ins Gericht. "Welcher Joachim ist anstrengender?", fragt er sich. Der Bundes-Präsi oder der Bundes-Jogi? Und wenn er dann noch die Abgründe des teutonischen Volksliedguts aufs Korn nimmt, kommt das Temperament wahnsinnig in Wallung. "Es reicht!", brüllt der Poltergeist ins Publikum und trampelt mit den Füßen wie ein wütendes Kind.
Diese kunstvolle Empörung kommt an, auch wenn Trepper nicht unbedingt Auswege aus dem ganz realen Irrwitz des Alltags kennt. Will er ja auch gar nicht. Umgekehrt wissen die Zuschauer nicht jede Antwort auf Fragen, die der bärbeißige Comedy-Grantler ungefragt aufgibt. Zum Beispiel, ob seine schicken roten Lederschuhe maßgefertigt sind? Oder was in seiner noch schickeren Handtasche steckt, mit der Trepper die Bühne zu entern pflegt. Ein Mann sieht Rot. Zumindest farblich passt das.
Wer mag, kann sich persönlich davon überzeugen. Heute um 20.15 Uhr auf ZDFneo, wenn der Titel Programm ist: "Da wird mir übel!" Das Verbraucher-Magazin ist ein nahezu besinnlicher Kontrast zum Bühnen-Potpourri, das der 51-Jährige sonst abzuledern pflegt. "Geht's noch? Dinner for DU", heißt der ganz spezielle Jahresrückblick, mit dem er schonungslos Höhe- und vor allem Tiefpunkte des vergangenen Jahres aufspießt. "DU" ist eine Anspielung auf das Autokennzeichen von Duisburg. Es sei ein Rückblick, "der kein Blatt, sondern Schaum vor dem Mund hat". Zum zehnten Mal. Die aktuelle Hamburg-Premiere steigt am 10. und 11. März im Schmidt Theater. Die beiden Veranstaltungen am Sonntag sind praktisch ausverkauft, für Montag gibt es noch Karten.
Auch beim Lokaltermin sieht Trepper Rot - plus Weiß, nämlich die Zugaben seiner Fritten betreffend. "Einmal Pommes Schranke, bitte schön", ordert er im Europa-Imbiss an der Langenhorner Chaussee. Im Ruhrpott, seiner Heimat, werden die knusprigen Kartoffelstangen wegen der darauf drapierten Ketchup- und Majostreifen eben so genannt. Alternativ könnte man "Schimanski-Platte" sagen, doch der freundliche Herr aus Asien hinterm Tresen versteht auch so. Schließlich kehrt Trepper hier öfter ein. Als nahrhafter Zwischenstopp unmittelbar vor dem Ziel zu Hause, eine Knolle Astra inklusive. Bestens bewacht lebt der Künstler in Langenhorn; denn des Altkanzlers Doppelhaus liegt an der gleichen Straße.
Trepper lässt's genüsslich ploppen, nimmt einen Schluck und pickt sich dann die erste Pommes frites. Für ihn kann es kein würdigeres Umfeld geben, seinen unkonventionellen Werdegang zu schildern. Er begann als Klassenclown, Schulsprecher und Sprücheklopfer mit rhetorischer Klaviatur von knallhart bis streichzart.
Von Haus aus Industriekaufmann mit Lehre bei Krupp, wurde Trepper 1992 erster hauptberuflicher Manager eines deutschen Handballclubs - beim OSC Rheinhausen, mal in der Ersten, mal in der Zweiten Bundesliga. 1995 folgte der Wechsel zum Privatsender Radio Duisburg - erst als freier Handball-Kommentator mit Schmackes in der Stimme, anschließend als Volontär, Moderator, Chef vom Dienst und stellvertretender Chefredakteur. Als "Programmfüller mit grausamem Lampenfieber", wie Trepper selbst sagt, kam er 2000 bei einem Fest des Senders in Duisburg erstmals alleine auf die Bühne. Drei Jahre später stieg im Fußballfreunden gut bekannten Stadtteil Meiderich die Premiere des eigenen Comedy-Programms. Das Centrum Westende war rappelvoll, einige Besucher auch.
Und dann kamen nach und nach Intendant Corny Littmann und Manager Wulf Mey ins Spiel. Einer Mitternachts-Show und der Wintergala am Spielbudenplatz folgten Solo-Auftritte - meist vor ausverkauftem Haus. "Komisch, dass ich auf andere lustig wirke", wundert sich Wolfgang Trepper heute. Er war bei "Wetten, dass ..?!" und in Kerners Talkshow. 2012 absolvierte er 290 Termine mit 210 Live-Auftritten vor 40.000 Zuschauern - stets im Gefecht wider die Weltherrschaft der Blöden.
Anfangs reiste er mit dem Zug an, wohnte im Hotel Monopol an der Reeperbahn, aß Labskaus am Michel und entkorkte auf dem Kiez sein erstes Astra. Vor drei Jahren zog Trepper von Duisburg nach Hamburg-Langenhorn. "Die Pommes Schranke hier sind Weltklasse", schwört er mit Kennerblick. "Wie im Ruhrpott."