Der CDU-Politiker war erst kurz vor der Sendung für Umweltminister Peter Altmaier eingesprungen. Das Konzept hat Fuchs aber nicht gefallen.

Köln. Nach der Absage von Umweltminister Peter Altmaier war CDU-Politiker Michael Fuchs erst kurzfristig als Gast für Stefan Raabs neue Politik-Show „Absolute Mehrheit” eingesprungen. Gefallen hat dem Koblenzer das Konzept der Sendung allerdings nicht. Im Interview mit der „Rhein-Zeitung” lästerte Fuchs vor allem über den Ablauf der Polit-Talkshow. „Wir hatten für drei komplexe Themen 20 Minuten inklusive Werbung und der Bekanntgabe der Zwischenstände. Jeder konnte maximal drei Minuten über ein Thema reden. Zeit für eine Gegenrede gab es gar nicht. Wenn Sie da nicht großen Populismus an den Tag legen, können Sie nicht gewinnen“, sagte Fuchs der „Rhein-Zeitung”. Er hätte den Eindruck, „dass die Show mehr zählt als der Inhalt. Immer wenn wir ins Diskutieren kamen, wurden wir unterbrochen, weil Werbung kam oder Herr Raab Zwischenstände abfragte. Die waren meiner Meinung nach völlig überflüssig. Besser hätte man weiterdiskutiert“, sagte Fuchs.

Raab hatte mit seiner Show viele junge Zuschauer angelockt, mit seinen Sprüchen aber weiter angeeckt. Ein Witz über die asiatische Herkunft von FDP-Chef Philipp Rösler löste Kopfschütteln bei den Liberalen aus. Ein Parteisprecher wollte den Vorgang am Montag nicht kommentieren. Aus der FDP-Spitze hieß es aber: „Ein Polittalk mit Format verzichtet auf Spielereien unter der Gürtellinie. Das wollte oder konnte „Absolute Mehrheit“ nicht.“ Der Entertainer (46) hatte am Sonntag in der ersten Sendung gesagt: „Wenn Rösler das beim Abendessen sieht - hoffentlich fallen ihm nicht die Stäbchen aus der Hand.“ Der FDP-Vorsitzende ist in Vietnam geboren und als Kind adoptiert worden.

Ungeachtet von prominenten Kritikern wie Bundestagspräsident Norbert Lammert erzielte Raab mit 1,79 Millionen Zuschauern eine gute Quote. In der wichtigen Zielgruppe der Zuschauer von 14 bis 49 Jahren betrug der Marktanteil von ProSieben über 18 Prozent und lag damit deutlich über dem Senderschnitt. Bei den 14- bis 29-Jährigen schalteten sogar fast 25 Prozent den Polittalk ein – eine halbe Million Menschen. „Zum Vergleich: Alle sechs Talks der ARD sahen in der vergangenen Woche zusammen 0,45 Millionen 14- bis 29-Jährige“, frohlockte ProSieben. Im Gesamtpublikum blieb Raab am Sonntag hinter „Günther Jauch“ in der ARD zurück, der auf deutlich mehr als fünf Millionen Zuschauer kam.

In der ersten Sendung bekam der schleswig-holsteinische FDP-Politiker Wolfgang Kubicki am Ende die meisten Stimmen. Er erreichte jedoch nicht die absolute Mehrheit, sondern nur 42,6 Prozent. Deshalb wanderten die 100.000 Euro, die dem Teilnehmer mit der Absoluten Mehrheit des Publikums ausgelobt waren, in den Jackpot.

Zuschauer hatten per SMS abstimmen können. Der Linken-Vorsitzende Bernd Riexinger stieß sich an den Gebühren für die Abstimmung per SMS: „Raab sollte auf Abzocke per SMS verzichten und eine kostenfreie Möglichkeit des Votings anbieten. Meinung für Geld geht nicht.“ Prominente Politiker hatten schon im Vorfeld der Ausstrahlung teils massive Vorwürfe gegen das Format vorgebracht. CDU-Politiker Lammert hatte das Konzept der Sendung als „absoluten Unfug“ bezeichnet.

Im ersten Presseecho nach dem Debüt überwogen kritische Stimmen, oft verbunden mit Respekt vor Raabs Frechheit. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sprach „inhaltlich und formattechnisch“ von einem „Reinfall“ und urteilte am Montag online: „Stefan Raabs Versuch als Polit-Talkmaster war insgesamt leicht zu verwechseln mit allen anderen Raab-Produkten bis hin zur Poker-Show, in der es schließlich auch um 100.000 Euro und flotte Sprüche geht.“ „Sueddeutsche.de“ war milder: „Ein vergleichsweise guter Anfang ist gemacht.“ Wegen einer Bemerkung über FDP-Chef Rösler bezeichnete „Spiegel Online“ Raab als „Spaß-Rassisten“.

Wer sich mit der Sendung am Sonntag anfreundete, muss sich noch etwas gedulden: ProSieben wird die nächste Ausgabe von „Absolute Mehrheit“ nach Angaben eines Sprechers wohl erst 2013 bringen.