Wird er’s oder wird er’s nicht? Der Star-Dirigent bestätigte nach Medienberichten am Dienstag nur, dass es Gespräche gibt.

Hamburg/München. Wer wird Hamburgs neuer Generalmusikdirektor? Laut einem Bericht von NDR Kultur soll Kent Nagano, derzeit noch Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München, den Chefposten im Jahr 2015 von Simone Young übernehmen. Nagano bestätigte die Gespräche über einen Wechsel nach Hamburg. „Die Hamburger Kulturbehörde hat mich tatsächlich angesprochen bezüglich einer zukünftigen Position als Generalmusikdirektor in Hamburg“, erklärte er am Dienstag in München, betonte aber auch: „Es gibt Gespräche, aber noch keine Entscheidung.“

Laut einem Bericht von NDR Kultur soll Nagano den Chefposten an der Hamburgischen Staatsoper im Jahr 2015 von Simone Young übernehmen. Der Wechsel in die Hansestadt stehe jetzt fest, hatte der Radiosender am Montag berichtet – zahlreiche Medien griffen die Meldung auf.

Die Hamburger Kulturbehörde wollte den Bericht jedoch auch am Dienstag nicht bestätigen: „Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen“, sagte Sprecher Enno Isermann auf Anfrage. Die Gespräche liefen noch und könnten auch noch Wochen dauern. Mit wem gesprochen wird, sagte er nicht.

Kent Nagano gehört zu den wichtigsten Dirigenten unserer Zeit. Der US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln hat in den großen Häusern der Welt am Pult gestanden – darunter die Opéra de Paris und die Metropolitan Opera in New York. Von 2000 bis 2006 war er Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin und überraschte gleich zu Beginn mit einem unorthodoxen Programm mit zeitgenössischen Komponisten. Bereits in den 1980-er Jahren hatte er mit dem London Symphony Orchestra Werke des Rockmusikers Frank Zappa eingespielt.

In München hatte es der Mann der leisen Töne an der Seite von Opernintendant Nikolaus Bachler nicht immer leicht: Als vor zwei Jahren Gerüchte aufkamen, Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) wolle den Vertrag mit Nagano nicht verlängern, warf der Dirigent entnervt das Handtuch. „Angesichts der kulturpolitischen Entwicklungen der letzten Monate in München“ wolle er sich zurückziehen, schrieb Nagano damals in einem offenen Brief. Er fürchte um die „Folgen sowohl für den Ruf dieser Institutionen als auch für den der Stadt“. Heubisch hatte sich auf die Seite von Bachler gestellt, dessen Vertrag inzwischen bis 2018 verlängert wurde. Naganos Nachfolger wird der Russe Kirill Petrenko.

Mit dem weltbekannten Dirigenten Nagano würde der große Name an die Elbe kommen, den sich die Musikstadt Hamburg so sehnlich wünscht. Schließlich will die Hansestadt mit der Elbphilharmonie der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron eines der zehn besten Konzerthäuser der Welt bauen. Und auch wenn die Arbeiten auf Hamburgs berühmtester Baustelle zurzeit wegen Dauerstreits zwischen der Stadt und dem Baukonzern Hochtief ruhen, besteht doch Grund zur Hoffnung, dass das Konzerthaus im Jahr 2015 fertig wird – und dann auch Kent Nagano dort dirigieren könnte.

Nagano bewegte er sich oft abseits des klassischen Mainstreams. Bis Ende der 1990er Jahre hatte er weder Mozart noch Beethoven oder Brahms eingespielt, wofür er in Deutschland seinerzeit – und teils auch heute noch – kritisiert wurde.

Der „Münchner Merkur“ hatte bereits Ende Mai berichtet, Nagano, der auch Direktor des Orchestre symphonique de Montréal ist, sei „heißer Kandidat“ für den Chef-Posten in Hamburg. Daneben kursierte noch der Name des erst 32 Jahre alten Cornelius Meister , bis zum Sommer Generalmusikdirektor in Heidelberg. Anders als Simone Young soll der neue Generalmusikdirektor jedoch nicht gleichzeitig Intendant der Staatsoper werden. Hier gilt der Schweizer Georges Delnon als Favorit. Der ehemalige Intendant der Theater in Koblenz und Mainz, der behutsam neue Wege verfolgt, ist seit 2006 Direktor des Theaters Basel. Unter seiner Leitung wurde das Basler Theater mehrfach als „Opernhaus des Jahres“ ausgezeichnet. (dpa)