Die Umbauarbeiten am Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar, dem ältesten deutschen Literaturarchiv sind abgeschlossen. Festakt am 5. Juli

Weimar. Noch vor wenigen Wochen rangierten die Bagger vor dem Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. Im Inneren sorgten Handwerker für den letzten Schliff, um den einmaligen Exponaten das richtige Ambiente zu bieten. Mittlerweile sind die Arbeiten am „Schatzhaus der deutschen Literatur“ abgeschlossen, das älteste Literaturarchiv Deutschlands bereitet sich nach den umfangreichen Umbauarbeiten auf die große Wiedereröffnung vor. Am 5. Juli wird es mit einem Festakt neu eingeweiht, wie die Klassik Stiftung Weimar mitteilt.

Das 1896 fertiggestellte Gebäude gilt heute als eines der bedeutendsten Archive für die Literatur des 18 und 19. Jahrhunderts in Deutschland. Die zahlreichen Original-Handschriften Johann Wolfgang von Goethes, darunter allein 24.000 Blatt aus seinem literarischen Werk, bilden den Grundstock einer heute insgesamt über fünf Millionen Einzelblätter umfassenden Sammlung.

Versailler Lustschloss als Vorbild

1885 hatte der Enkel des Dichterfürsten, Walther Wolfgang von Goethe, den Nachlass seines prominenten Vorfahren der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach (1824 – 1897) vermacht. Mit viel persönlichem Engagement hatte sich die Großherzogin dafür eingesetzt, die wertvollen Stücke in einem adäquaten Rahmen zu präsentieren. Die „Beletage“ des klassizistischen Palasts über der Ilm, der nach dem Vorbild des Lustschlosses „Petit Trianon“ im Park von Versailles entworfen wurde, sollte das ermöglichen.

Heute werden Dokumente aus rund 130 Nachlässen im Archiv verwaltet, darunter Handschriften von Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder sowie von Franz Liszt und Friedrich Nietzsche. 2001 wurde Goethes schriftlicher Nachlass zudem durch die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste geadelt. Doch auch einige Kuriositäten sind neben Briefen, Handschriften und Büchern in den Sammlungen erhalten geblieben – wie etwa das Schnittmuster einer Sommerhose, die die Mutter von Friedrich Nietzsche ihrem damals noch minderjährigen „Fritzchen“ zugedacht hatte.

Die neuen Räume sollen laut Klassik Stiftung das Archiv nun in ein modernes Museumskonzept einbinden. Eine zentrale Aufgabe des mit 9,2 Millionen Euro veranschlagten Projekts war neben der Instandsetzung der Schauräume die Modernisierung des Magazins. Mit zahlreichen Sicherheitskonzepten versehen, sollen die Archivbestände nun ideal geschützt werden.

Nach Umbau stehen 600 Quadratmeter mehr zu Verfügung

Auch die Besuchersäle und Büroräume wurden an moderne Sicherheits- und Brandschutzvorgaben angepasst. Der Südsaal wurde als Konferenzraum umfunktioniert, Multimediaausstattungen und Leinwände wurde unauffällig in die Wände integriert. Der Nordsaal beherbergt künftig einen Computer- und Leseraum. Damit die teilweise sehr kostbaren Archiv-Bestände zur Restaurierung nicht mehr das Haus verlassen müssen, wurde eine kleine Restaurationswerkstatt im Obergeschoss eingerichtet. Insgesamt wurde die Nutzfläche um etwa 600 Quadratmeter erweitert, vor allem durch den Ausbau des Kellers.

Während all diese Rahmenbedingungen bereits im Mai präsentiert worden waren, bleibt der mittlere Saal als Herzstück der Anlage und das Magazin bis zum Donnerstag ein Geheimnis. Am 5. Juli wird hier mit einem Festakt die große Wiedereröffnung gefeiert und das Gebäude wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bis dahin herrscht Stillschweigen darüber, wie die Innenräume gestaltet werden und welche Stücke zu sehen sein werden. Danach wird das Gesamtkonzept des „Kosmos Weimar“, das die gemeinsame Klammer für das kulturelle Erbe Weimars bildet, um ein weiteres wichtiges Puzzlestück reicher sein. (dapd)